Sebastian Kipp stellte im Trierischen Volksfreund (TV), Ausgabe 5./6. Dezember 2015, den Whiskeysammler und Ballonfahrer Frank Bayer aus Arenrath (Landkreis Bernkastel-Wittlich) vor – Verwertung der Reportage mit freundlicher Genehmigung des TV
Eifel/ Landkreis Bernkastel-Wittlich – Der Mann mit der Leidenschaft für Ballons und edle Tropfen Frank Bayer aus Arenrath lagert 450 Flaschen Whisky in seinem Keller Zahllose Keramikkännchen stehen auf den Küchenschränken, Hunderte Anstecker aus Metall hängen an einem großen Stofftuch, Massen von Modellautos füllen gläserne Vitrinen. Wo man im Haus von Frank Bayer aus Arenrath (VG Wittlich-Land) auch hinschaut, es wird schnell klar: Hier wohnt ein Sammler.
Seiner größten Leidenschaft hat der 54-Jährige allerdings einen ganzen Kellerraum gewidmet. Dort lagern 450 Flaschen Whisky. Fein säuberlich geordnet präsentiert er die hochprozentigen Tropfen in mehreren Wandregalen. Seine Leidenschaft für Whiskys hat Bayer vor etwa acht Jahren entdeckt. Bei einer Aufräumaktion in seinem Keller stieß er auf sechs Flaschen, die er vor Jahren mal gekauft hatte. Darunter eine Flasche „Jack Daniels“ aus Amerika und eine Flasche „Lagavulin“, einem sehr kräftigen Single Malt Whisky von der schottischen Insel Islay. Diese beiden Flaschen habe er probiert und festgestellt: „Da gibt’s doch große Unterschiede zwischen den Sorten.“
Bayers Interesse war geweckt: „Ich hab dann direkt im Internet nachgeguckt.“ Indien, Kambodscha, Südafrika, Holland, Frankreich: „Praktisch überall auf der Welt wird Whisky produziert.“ 16 Flaschen aus seinem Fundus stammen übrigens aus Deutschland. Darunter auch eine Single- Malt-Whisky von der Brennerei Faber aus Ferschweiler (VG Südeifel). Whisky ordnet Bayer grundsätzlich in vier Kategorien ein – je nach Preis. Bis zu 15 Euro pro Flasche sind für ihn Einsteiger- Whiskys. „Die trinkt man auch mal mit einem Eiswürfel, um den Geschmack ein wenig zu übertünchen.“ Ab 25 Euro pro Flasche verbietet sich das für ihn: „Die trinke ich dann auch nur noch aus einem Nosing- Glas.“ Ein Nosing-Glas ist ein speziell geformtes Glas, das das Aroma des Whiskys besonders gut einfängt. Die qualitativ besten Whiskys gibt es für ihn bis etwa 80 Euro. „Alles darüber sind dann schon Liebhaberstücke.“ Whiskys, die teilweise für mehrere Tausend Euro über die Ladentheke gehen, findet Bayer geschmacklich nicht zwingend besser. „Da kommt der hohe Preis vor allem durch die Seltenheit.“
Den Wert seiner Sammlung schätzt Bayer auf mehr als 30 000 Euro. Es könnte vermutlich noch mehr sein. Die Schuld schiebt er seiner Tochter in die Schuhe. Diese habe ihn eines Tages gefragt, was denn mit seiner Sammlung passiere, wenn er mal sterbe. „Teufel, das Luder“, habe er damals gedacht. Danach ist er in den Keller gegangen und hat 100 Flaschen geöffnet, um daran zu riechen. „Jetzt ist die Sammlung zwar immer noch viel wert, aber wenigstens nicht mehr so viel“, sagt er. Heute könne er darüber lachen, damals sei er schon etwas geschockt gewesen.
So richtig mit dem Sammeln angefangen hatte Bayer nach einem Besuch in einem großen Wittlicher Warenhaus. Das hatte vor ein paar Jahren einen Ausverkauf in der Spirituosenabteilung. Bayer griff sich eine Flasche „Aberlour“ zum halben Preis und ging zum Auto. Dort wartete seine Frau auf ihn. „Die hat mich nur angeguckt und gefragt, warum ich denn nicht alle gekauft habe.“ So kehrte er um und packte in seinen Einkaufswagen, was hinein gepasst hat. Das verselbstständigte sich dann mit der Zeit. In einem Duty- Free-Laden wollte er einen „ Chivas Royal Salute“ in einer grünen Flasche kaufen. An der Kasse sah er dann, dass es die Flasche auch noch in anderen Farben gebe. „Scheiße, habe ich da gedacht.“ Er drehte um und nahm die anderen Flaschen gleich auch noch mit nach Hause. „Ja, ja“, sagt er: „Wir Sammler sind alle bekloppt.“
Bayers zweite Leidenschaft ist das Ballonfahren. Das erste Mal ist er mit etwa 40 Jahren in luftige Höhen aufgestiegen. Zwei Jahre später hatte er seinen eigenen Ballon, samt passender Ausbildung zum Ballonfahrer. Ein ebenso kostspieliges Vergnügen. Die Ausbildung habe 6000 Euro gekostet, sein erster Ballon 20 000 Euro. Das Geld versucht er nun mit seinem eigenen Luftfahrtunternehmen (siehe Extra) wieder reinzubekommen. Verdient hat der studierte Maschinenbauingenieur das Geld als Betriebsleiter in einem regionalen Unternehmen. Über irgendwelche Kosten macht sich Bayer allerdings nur selten Gedanken: „Meine Frau hat die Marotte, die Zeitung von hinten nach vorne zu lesen“, sagt er: „Da kommen dann relativ früh die Todesanzeigen.“ Wenn er dann sieht, dass viele Menschen schon mit 40 oder 50 Jahren sterben, mache ihn das nachdenklich. „Da ist mir das Geld einfach zu schade zum Horten.“ Sein Motto: „Mitnehmen, was geht!“
Bei seinen Ballonfahrten spricht Bayer übrigens auch wieder die Sammler an. Für jede Fahrt teilt er einen Ansteckpin aus Metall aus. Für die erste Fahrt gibt es einen Pin, auf dem die Vorderseite seines regenbogenfarbenen Ballons zu sehen ist. Bei der zweiten Fahrt gibt es die Rückseite. Einen Pin, auf dem sowohl Vorderals auch Rückseite des Ballons zu sehen sind, gibt es bei der dritten Fahrt. Den letzten Anstecker dieser Reihe gibt es bei der vierten Fahrt – ein Ballon, der als grüner Drache gestaltet ist, dem Logo seiner Firma. Mehrere Ballons hat Bayer allerdings nicht. Da hat die Sammelleidenschaft noch nicht zugeschlagen. „Aber was nicht ist…“
Sebastian Klipp/TV