KREIS MYK. Der Zugang zu Verwaltungen im Landkreis Mayen-Koblenz soll einfacher werden – und digitaler. Das ist unumstritten. Immer mehr Verwaltungsleistungen stehen auch online für die Bürger zur Verfügung. Das ist gut, notwendig und versetzt im Idealfall die Verwaltung in die Lage, digitale Anträge mittels digitaler Prozesse zu bearbeiten.
Online erreicht nicht alle
Viele Mayen-Koblenzer haben jedoch keinen Zugang zu diesen Online-Portalen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Ein erheblicher Teil verfügt gar nicht über einen Computer oder Internetanschluss. Anderen fällt der Umgang mit den Online-Diensten schwer oder der Gang ins Kreishaus oder in die Rathäuser der kreisangehörigen Kommunen scheint gewohnter und einfacher. Auch die technischen Voraussetzungen, um beispielsweise Anlagen zu scannen oder den, für bestimmte Leistungen erforderlichen, elektronischen Personalausweis zu nutzen, haben viele Menschen nicht.
Die Hürden für die Online-Nutzung von Verwaltungsleistungen sind für einen erheblichen Teil der Bevölkerung so hoch, dass sie darauf verzichten, obwohl ihnen die Möglichkeit bekannt ist. Dies bestätigen die Ergebnisse des aktuellen eGovernment-Monitors.
Landkreis Mayen-Koblenz pilotiert Selbstbedienungsterminals
Gemeinsam mit sechs seiner kreisangehörigen Kommunen (der Stadt Bendorf sowie den Verbandsgemeinden Mendig, Rhein-Mosel, Pellenz, Vordereifel und Weißenthurm) geht man im Landkreis Mayen-Koblenz nun einen neuen Weg: Digitale Automaten sollen Bürgern eine niedrigschwellige Möglichkeit eröffnen, Verwaltungsleistungen in Anspruch zu nehmen – in digitaler Form und ohne persönlichen Termin auf dem Amt. Die Nutzung der Automaten soll in einem zweijährigen Pilotprojekt getestet werden.
Schon bald sollen die neuen Geräte dann unter dem Namen Amt-O-Mat an unterschiedlichen Orten, so zum Beispiel in Foyers der Rathäuser und Bürgerämter, aber auch an anderen öffentlichen Orten wie der Kreissparkasse, platziert werden und stehen damit auch außerhalb der allgemeinen Verwaltungs-Öffnungszeiten zur Verfügung.
Die technische Ausstattung der Geräte soll alle Komponenten umfassen, die für eine vollständige Antragstellung erforderlich sind: Scannen von Anlagen, Identifikation mittels des elektronischen Personalausweises, Drucken von Bescheinigungen oder Belegen bis hin zur Bezahlung der fälligen Gebühren. Doch auch die Ausgabe von Pässen, Dokumenten und sogar Kfz-Kennzeichen soll perspektivisch unabhängig von den gewohnten, aber eben oft im Arbeits- und Familienalltag unpraktischen Öffnungszeiten der Bürgerämter über die Ausgabefächer der Terminals erfolgen. Im ersten Schritt dieses Pilotprojekts werden ausgewählte Leistungen der Kreisverwaltung sowie der teilnehmenden kreisangehörigen Kommunen auf den Geräten angeboten. Die Technologie ist einerseits in Banken bewährt, aber auch Packstationen sind schon lange als praktische Übergabelösung aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die beiden Unternehmen DPS und KEBA entwickeln die Software und die Automaten seit Jahren in erfolgreicher Partnerschaft und pilotieren den Amt-O-Mat nun gemeinsam mit dem Landkreis Mayen-Koblenz.
Amt-O-Mat ist Bestandteil des Modellprojektes „Smart Cities“
Das Pilotprojekt der Terminals ist Bestandteil des vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sowie der KfW geförderten Modellprojektes „Smart Cities“. Unter dem Titel „Smarte Region MYK10“ verfolgt der Landkreis das Ziel, durch verschiedene innovative Ideen und Ansätze den Alltag aller Menschen im Landkreis smarter zu gestalten – das heißt angenehmer, einfacher, nachhaltiger und effizienter.
Ein Gewinn für Bürger und Verwaltung
Der Amt-O-Mat soll einen zusätzlichen Kommunkationskanal zwischen Bürgern und Verwaltung schaffen, Leistungen unabhängiger von Öffnungszeiten zugänglich machen und wenig digital affinen Bürgern den Zugang zu digitalen Leistungen vereinfachen. Außerdem sollen sie räumliche Ungleichheiten bei der Verwaltungsanbindung verringern.
Dabei profitieren beide Seiten: Die Bürger können künftig einfacher und flexibler die Leistungen ihrer Kommunen oder des Kreises in Anspruch nehmen. Es werden insbesondere auch diejenigen angesprochen, die durch die Online-Angebote bisher nicht erreicht werden und die Digitalisierung so integrativer gestaltet. Auf der anderen Seite sollen die Verwaltungen durch den zusätzlichen digitalen Kanal und die Aushändigungsmöglichkeit langfristig entlastet werden. Um den Nutzen und die Akzeptanz der Geräte unabhängig zu beurteilen und die Erkenntnisse für andere Kommunen nutzbar zu machen, wird das gesamte Vorhaben wissenschaftlich von Prof. Dr. Björn Niehaves sowie Dr. Christian Klein begleitet.
Mit dem Einsatz des Amt-O-Mat im Landkreis Mayen-Koblenz nimmt dieser bei innovativen Zugängen zu Verwaltungsleistungen eine Vor-reiterrolle ein – ganz nach dem Motto „Digitale Verwaltung für alle“.
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