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29. März 2022

Wirtschaftsfaktor Campingplatz- und Reisemobiltourismus

Seit 2016 führt das dwif regemäßig Untersuchungen zum Campingplatz- und Reisemobiltourismus in Deutschland durch und zeigt ihre wirtschaftliche Bedeutung auf. Ziel der Grundlagenstudie ist es, den ökonomischen Stellenwert des Campingmarktes in Deutschland zu erfassen.

Die Entwicklung der Reisemobilstellplätze, des Nachfragevolumens und der ökonomischen Effekte stehen dabei im Mittelpunkt. Datenbasis der Ergebnisse ist das Jahr 2020, die Umstände der Pandemie fließen mit ein.

 

Campingtourismus in Deutschland

Die amtliche Beherbergungsstatistik weist für Deutschland insgesamt 3.061 Campingplätze mit einem maximalen Angebot an 228.662 Standplätzen aus. Hinzu kommen 71.435 Reisemobilstandplätze, welche durch Marktanalysen des dwif erhoben wurden (hier treten in Einzelfällen Dopplungen mit der amtlichen Statistik auf).

Das Interesse an Campingfahrzeugen ist weiterhin hoch, der Bestand wächst stetig auf aktuell über 1,7 Mio. Fahrzeuge. (Siehe Grafik 1)

Grafik 1: Entwicklung Reisemobile und Caravans

Neben den Touristik- und Dauercampern auf Campingplätzen werden auch Reisemobilisten erfasst, die ihr Fahrzeug für Tages- und Übernachtungsreisen nutzen, auch wenn sie keine Campingplätze in Anspruch nehmen. Grundsätzlich wird zwischen Campingplatz-Tourismus und Reisemobil-Tourismus (=Stellplatz-Tourismus) auf oder außerhalb von Reisemobilstellplätzen unterschieden.

Durch die Campingtouristen werden auf den Campingplätzen und im Rahmen der anderweitigen touristischen Nutzung von Campingfahrzeugen jährlich rund 126,3 Mio. Übernachtungen und Tagesreisen generiert:

  • 48,6 Mio. Übernachtungen auf Campingplätzen
  • 15,0 Mio. Übernachtungen auf und außerhalb von Reisemobilstellplätzen
  • 47,7 Mio. Aufenthaltstage auf Dauerstandplätzen
  • 15,0 Mio. Tagesreisen mit dem Reisemobil

Diese Zahlen verdeutlichen die Untererfassung dieses touristischen Marktsegmentes in der amtlichen Statistik. Die Untersuchungen des dwif versuchen diese Lücke durch eigene Erhebungen und Nutzung sekundärer Datenquellen zu schließen.

 

Bei der Räumlichen Verteilung liegt (laut amtlicher Statistik) Bayern mit den meisten Schlafgelegenheiten vor Niedersachsen auf Platz 1. Es folgen Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz. Auf diese Bundesländer entfallen knapp 72 % des in der amtlichen Statistik ausgewiesenen maximalen Schlafgelegenheiten. Neben der Größe des Bundeslandes spielen auch die für Campingtourismus attraktiven Landschaftsräumen eine Rolle (z. B. Küste, Berge, Seen). (Siehe Grafik 2)

Grafik 2 Schlafgelegenheiten im Bundesländervergleich

Entwicklung der Übernachtungen auf Campingplätzen

Nachfrageseitig wurden 2020 (laut amtlicher Statistik) insgesamt 33.953.049 Übernachtungen auf Campingplätzen verzeichnet. Davon sind 93,6 % inländische und 6,4 % ausländische Gäste. Ausländische Gäste bleiben dabei im Schnitt mit 3,0 Tagen etwas kürzer als inländische Gäste (3,5 Tage).

Im Vergleich zu 2019 liegt die Anzahl an Übernachtungen 2020 bei – 5 %. Das Campingsegment hat also im Vergleich zu den anderen Betriebstypen (Rückgang insgesamt um – 39 %) die geringsten Rückgänge zu verzeichnen. Der Marktanteil des Campingsegmentes hat sich bei den statistisch erfassten Übernachtungen entsprechend den Ergebnissen aus der amtlichen Beherbergungsstatistik von 7,2 % im Jahr 2019 auf 11,2 % im Jahr 2020 erhöht, was einem Anstieg um fast 56 % entspricht.

Schaut man auf die Entwicklung seit 2010 zeigt sich, dass sich die Kapazitäten leicht verändert haben (Zahl der Campingplätze -1,4 %; Zahl der Standplätze +0,8 %), die Übernachtungszahlen in diesem Zeitraum mit + 39,1 % jedoch deutlich angestiegen sind (2010: 24.414.732). Die Auslastung hat sich demnach spürbar erhöht.

 

Reisemobilstellplätze

Mit fast einem Fünftel sind die meisten Standplätze in Bayern (18,9 %) zu finden. Zusammen mit den Angeboten in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz werden dadurch bereits rund drei Fünftel der Gesamtkapazität in Deutschland abgedeckt. Mit größerem Abstand folgen mit Anteilen von jeweils zwischen 6 % und 9 % Baden-Württemberg, Schleswig- Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. In den Stadtstaaten und im Saarland liegen die Anteile bei weniger als 1 %, in den restlichen Bundesländern werden Anteile von jeweils zwischen 2% und 5 % erreicht.

Mit einem Wachstum von mehr als 60 % war der Anstieg bei der Zahl an Reisemobilen mit Abstand am größten (von 417.297 am 1.1.2016 auf 674.697 am 1.1.2021).

 

Umsätze durch den Campingtourismus in Deutschland

Dass der Campingtourismus als wichtiger Wirtschaftsfaktor in Deutschland anzusehen ist, zeigen die Umsätze für 2020: durch die campingspezifische Nachfrage werden in Deutschland insgesamt Bruttoumsätze von rund 14.071,3 Mio. € generiert:

  • Ausgaben in den Zielgebieten: 4.514,3 Mio. €
  • Fahrtkosten zum Urlaubsort und während des Aufenthaltes: 4.137,0 Mio. €
  • Investitionen in die Campingausrüstung: 5.420,0 Mio. €.

 

Über alle Zielgruppen hinweg liegen die Ausgaben der Campingtouristen pro Kopf und Tag bei insgesamt rund 35,70 €: 

  • 27,2% Beherbergungsbetriebe (Unterkunft)
  • 22,1% Gastronomiebetriebe
  • 22,4% Lebensmitteleinzelhandel
  • 5,1% Sonstiger Einzelhandel (Einkäufe sonstiger Waren)
  • 7,0% Einrichtungen im Bereich Freizeit/Kultur/Unterhaltung/Sport
  • 6,2% Sonstige Dienstleister

Fast die Hälfte der Ausgaben entfallen somit auf das Gastgewerbe, gut ein Drittel auf den Einzelhandel. Touristikcamper auf Campingplätzen geben pro Kopf und Tag 47,10 € im Zielgebiet aus und damit deutlich mehr als die Dauercamper.


Der Camping- und Reisemobiltourismus in Deutschland ist weiterhin beliebt und bildet einen wichtigen Wirtschaftsfaktor. Der Trend zum individuellen Reisen mit dem Reisemobil oder Caravan hält weiter an und auch Studien wie die Reiseanalyse bestätigen diesen anhaltenden Trend. Die Corona-Pandemie hat den Effekt noch verstärkt. Die Anschaffung eines Reisemobils ist in der Regel eine langfristige, daher ist mit einem Anhalten des Trends zu rechnen.

Rheinland-Pfalz ist nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen Landschaftsräume bei Campingurlaubern beliebt und bietet schon ein vergleichsweise großen Angebot an Schlafgelegenheiten. Jedoch sollte der Ausbau der Angebote und die Pflege der Plätze aufgrund des größer werdenden Qualitätsanspruchs der Reisenden nicht vernachlässigt werden.

 

Quelle: dwif (2021). Wirtschaftsfaktor Campingplatz- und Reisemobil-Tourismus in Deutschland 2020/2021. München – Schriftenreihe Nr. 59 /2021

Kategorien:
Tourismusregion

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Autor(in): Klaus Schäfer
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