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Foto: Barbara van Rey, StädteRegion Aachen
10. Februar 2023

Fachtag Pflegeoffensive: Start für ein regionales Netzwerk. „Pflege ist vielfältig, anspruchsvoll und sinnstiftend“. Neue Wege und Lösungen suchen.

StädteRegion Aachen. In der Pflege fehlen Fachkräfte – auch in der StädteRegion Aachen. „Deswegen starten wir eine Pflegeoffensive, um die Fachkräfte zu halten, die hier arbeiten, und neue zu gewinnen“, so Dr. Michael Ziemons, der Dezernent für Soziales, Gesundheit und Digitalisierung. Auch wenn der Handlungsspielraum auf kommunaler Ebene begrenzt ist, will die StädteRegion Aachen gemeinsam mit Partnern Ideen, Strategien und konkrete Projekte entwickeln und umsetzen. Mit dabei sind zum Beispiel Arbeitgeber, Pflegeschulen oder Betroffene. Den Startschuss für die Pflegeoffensive hat es jetzt mit der Fachtagung „Who cares? Pflegeoffensive StädteRegion Aachen“ gegeben, bei der rund 150 Teilnehmende aus der Region zu Gast waren.

Mareike Hümmerich von der Ausbildungsakademie für Pflegeberufe des Uniklinikums Aachen präsentierte jetzt beim Fachtag „Pflegeoffensive“ die Ergebnisse aus dem Workshop zum Thema Ausbildung. Foto: Barbara van Rey, StädteRegion Aachen

Nach der Begrüßung übergab Dr. Michael Ziemons das Wort an Prof. Dr. Michael Isfort (Professor für Pflegewissenschaft und Versorgungsforschung an der Katholischen Hochschule NRW, Abteilung Köln). Isfort ist gleichzeitig auch stellvertretender Vorstand des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung und einer der anerkanntesten Experten auf diesem Gebiet. In seinem Vortrag „Zahlen, Daten und Fakten zur Situation in der StädteRegion Aachen“ bestätigte er: „Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt, die Gruppe derer die pflegen – ob familiär zu Hause oder professionell – wird kleiner. Auch in der Pflege gehen in den nächsten Jahren viele Menschen in den Ruhestand.“ Die Folgen des demografischen Wandels, werden sich massiv auswirken: „Es droht ein Pflegenotstand. Um das zu verhindern, braucht es jetzt eine Neugestaltung der Versorgungsarchitektur!“

Mit rund 150 Gästen war die Fachtagung „Who cares? Pflegeoffensive StädteRegion Aachen“ auch zur Freude des Sozialdezernenten, Dr. Michael Ziemons, ausgebucht. Alle Teilnehmenden des Fachtags, die sich bereiterklärt haben an der Offensive mitzuarbeiten, werden künftig weiter eng eingebunden. Foto: Barbara van Rey, StädteRegion Aachen

Isfort ermutigte dazu, das Thema Pflege regional zu betrachten und sieht dort auch einige Stellschrauben. Als einen der wichtigsten Faktoren sieht er die Ausbildung: „Ob das im Kita-Bereich ist, im Krankenhaus oder im Pflegeheim: Man kann noch so viele Heimplätze planen – am Ende kommt es darauf an, ob Sie genügend Personal haben, um diese Plätze wirklich anbieten zu können!“ Er empfahl, sich auf regionaler Ebene gründlich zu vergewissern, in welchem Bereich sind welche Kapazitäten vorhanden sind. Und er betonte ausdrücklich: „Der Markt regelt hier nichts!“

Immerhin hatte der Pflegeforscher auch einige gute Nachrichten im Gepäck: Er entkräftete die weit verbreitete Aussage, dass niemand mehr in einen Pflegeberuf arbeiten will: „Die Jahre 2021 und 2022 sind absolute Rekordausbildungsjahre! Es ist wichtig, dass wir diesen Stand halten und noch weiter ausbauen.“ Für viele der Tagungsgäste ist auch diese Information überraschend: „Wenn wir uns die Daten für NRW anschauen, sehen wir weder einen ‚Pflexit‘ – also keine massenhafte Abwanderung von Fachkräften aus den Pflegeberufen – noch eine überdurchschnittlich hohe Abbruchquote in der Pflegeausbildung.“ Die Daten zeigen außerdem deutlich, dass Pflegende in der Nähe des Ortes arbeiten, in dem sie wohnen. Hier liegt laut Isfort eine große Chance für einen regionalen Ansatz, wenn es darum geht, Pflegekräfte zu gewinnen und zu halten. In Kürze: Wer Fachkräfte in der Region braucht, muss vor Ort ausbilden!

Wichtige Hinweise hat Michael Isfort für Arbeitgeber wie Krankenhäuser, Pflegeheime oder ambulante Pflegedienste: Bei den Arbeitsbedingungen ist häufig noch Luft nach oben. Eine gute Einarbeitung und dass der gewünschte Stellenumfang eingehalten wird, gehören zu den Top-Prioritäten der Pflegenden, wenn sie einen Arbeitgeber suchen. Und der attraktivste Arbeitgeber ist für sie der, der den besten Personalschlüssel hat und für ein gutes Arbeitsklima sorgt. Weiterhin ist auch die Bezahlung ein Thema, auch wenn sie sich in den letzten Jahren verbessert hat. Ein eindeutiger Bonus für den Pflegeberuf ist die sichere Jobperspektive: Niemand, der in die Pflege geht, muss sich Gedanken darüber machen, arbeitslos zu werden.

Wenn es um regionale Handlungsmöglichkeiten geht, wird Isforth sehr deutlich: „Bildet aus! Wer Pflegekräfte braucht, sollte einen Fokus auf die Ausbildung legen. Und das ist eindeutig ein regionales Thema.“ Er plädiert auch dafür, die positiven Seiten der Pflege nicht aus dem Blick zu verlieren: „Pflegeberufe werden oft schlechtgeredet – lassen Sie uns damit aufhören! Pflege ist vielfältig, anspruchsvoll und sinnstiftend. Es ist ein Job, auf den Menschen stolz sein können und der viele Karrierechancen bietet.“

So ermutigt konnten die Tagungsgäste in die Workshop- und Arbeitsphase gehen. Hier gab es viele Ideen dazu, was sich auf regionaler Ebene positiv auswirken kann: Der Einstieg in die Pflegeausbildung muss besser unterstützt werden und vieles spricht dafür, die Sprachförderung auszubauen. Auch neue Versorgungsformen in den Blick zu nehmen, gemeinschaftliche Wohnformen auszubauen und die ambulante Versorgung zu stärken sind mögliche Ansätze.

„Wir wissen, dass die vorhandenen Strukturen das System Pflege in einigen Jahren nicht mehr tragen können. Etwas zu ändern wird nicht leicht!“ so Dr. Michael Ziemons zum Abschluss der Tagung. „Der Fachtag heute hat mir – und ich glaube auch vielen anderen – Mut zum Handeln gemacht. Wir haben viel Expertise in der StädteRegion Aachen. Wir suchen neue Wege und Lösungen und ändern das, was wir ändern können. Einen ersten Schritt dazu haben wir heute getan.“

 

Pressekontakt:

Holger Benend
StädteRegion Aachen
S 13 Öffentlichkeitsarbeit
Raum C 146, Zollernstraße 10, 52070 Aachen
Telefon +49(241)51981305
Telefax +49(241)519881305
E-Mail: Holger.Benend@staedteregion-aachen.de
http://www.staedteregion-aachen.de
http://www.facebook.com/StaedteRegionAachen


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Autor(in): Klaus Schäfer
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