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3. November 2022

IHK-Konjunkturumfrage: Wirtschaft blickt mit Sorge in die Zukunft

Dramatisch hohe Energie- und Rohstoffpreise, steigende Inflation, fragile Lieferketten: Die Unternehmen in der Region stellen sich auf einen harten Winter ein. Das ist das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, an der sich 360 Unternehmen mit insgesamt mehr als 30.000 Beschäftigten aus der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg beteiligt haben.

„Es zeichnet sich eine deutliche Kauf- und Investitionszurückhaltung ab, die die Wirtschaft in den kommenden Monaten stark belasten wird“, sagt Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. „Zwar wird die aktuelle Geschäftslage von den meisten Betrieben noch positiv eingeschätzt. Allerdings ist der Saldo seit dem Frühjahr 2022 so deutlich zurückgegangen wie zuletzt in Folge der Lehman-Brothers-Pleite nach 2008.“

Entsprechend deutlich haben sich die Ertragslage und die Aussichten der Betriebe verschlechtert: Der Saldowert der Geschäftserwartungen von -43 ist der niedrigste seit Beginn der digitalen Aufzeichnung 1994 – ebenso wie der Wert zum Jahresbeginn 2009. Auch vom Export erwartet die Mehrheit der Befragten keine Wachstumsimpulse mehr. Zudem wollen die Unternehmerinnen und Unternehmer in den kommenden Monaten weniger investieren.

„Die dominierende Sorge der Unternehmerinnen und Unternehmer ist weiterhin die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise“, betont Bayer. „85 Prozent der Befragten sehen diese als größtes Risiko für die Konjunktur. Damit setzt sich der Negativtrend fort und erreicht einen neuen Höchstwert.“

Vor dem Hintergrund des akuten Arbeitskräftemangels wird in den Unternehmen nicht davon ausgegangen, Mitarbeitende entlassen zu müssen. Aber: 6 von 10 Befragten geben an, dass sie offene Stellen längerfristig nicht besetzen können. Nach wie vor gesucht werden insbesondere Auszubildende, Fachwirte, Meister und Mitarbeitende mit akademischem Abschluss. Zwei Drittel der Befragten sehen den Arbeits- und Fachkräftemangel als große Herausforderung für die künftige wirtschaftliche Entwicklung an.

Die Arbeitslosenquote in der Region Aachen ist seit dem Frühjahr geringfügig um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent gestiegen. In Nordrhein-Westfalen stieg sie um 0,4 Prozentpunkte auf 7,0 Prozent, auf Bundesebene von 5,0 auf 5,4 Prozent.

IHK warnt vor Anhebung der kommunalen Hebesätze

Die konjunkturelle Entwicklung wird sich auch auf die kommunalen Haushalte auswirken – in doppelter Hinsicht: Zum einen werden die Einnahmen aus der Gewerbesteuer niedriger ausfallen. Zum anderen ist zu befürchten, dass sich auf der Ausgabenseite die Anhebung der historisch niedrigen Zinsen insbesondere bei den Kassenkrediten deutlich bemerkbar machen wird. „Beides wird die kommunalen Haushalte spürbar belasten, darf aber keinesfalls den Reflex auslösen, die Realsteuerhebesätze anzuheben“, warnt Bayer. „Das wäre ein fatales Signal für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region, die trotz geringerer Gewerbeerträge nach wie vor durch Grund- und Gewerbesteuer in erheblichem Maße zur Finanzierung der Kommunalhaushalte beitragen.“

Geschäftslage und Erwartungen der Befragten im Detail

Die Mehrzahl der Unternehmerinnen und Unternehmer in der Industrie ist mit der aktuellen Situation noch zufrieden. Allerdings melden bereits deutlich weniger Betriebe gute Geschäfte als noch im Frühjahr. 3 von 10 Unternehmen bewerten ihre Lage als gut, jeder fünfte Befragte ist nicht zufrieden. Dabei sind die Umsätze bei der überwiegenden Zahl der Betriebe gestiegen (Saldo: +23). Allerdings geben auch 70 Prozent der Befragten an, dass sie die gestiegenen Energiepreise zu einem großen Teil an ihre Kunden weitergeben. Die Umsatzsteigerungen sind daher zu einem gewissen Grad auch auf deutlich gestiegene Preise zurückzuführen. Um Kosten zu sparen, wollen 56 Prozent der Befragten in Energieeffizienzmaßnahmen investieren.

Trotz der rückläufigen Tendenz bei der Lagebewertung sank die Auslastung der Produktionskapazitäten nur um 1 Prozentpunkt auf 83 Prozent. Sie liegt damit weiter über dem langjährigen Durchschnitt von 80,8 Prozent.

Die bisherige Lagebewertung der Dienstleister ist weiterhin überwiegend gut, allerdings berichten jetzt deutlich weniger Befragte von guten Geschäften als noch im Frühjahr: 37 Prozent der Betriebe blicken noch auf gute Geschäfte zurück, 19 Prozent auf schlechte. 4 von 10 Befragten melden gestiegene Umsätze in den zurückliegenden Monaten, bei jedem fünften Unternehmen sind sie gesunken.

Im Handel hat sich die wirtschaftliche Situation seit dem Frühjahr deutlich verschlechtert. Die Zahl der positiven und negativen Antworten ist dabei nahezu ausgewogen. 26 Prozent der Befragten sind mit ihren Geschäften zufrieden, 24 Prozent melden eine schlechte Lage. Im Großhandel ist die Situation geringfügig besser als im Einzelhandel. 28 Prozent der Großhändler sind zufrieden, 24 Prozent sind es nicht. Im Einzelhandel berichten 24 Prozent der Befragten von guten Geschäften, 27 Prozent sind unzufrieden.

Im Gegensatz zur allgemeinen Konjunkturentwicklung hat sich die Lage im Baugewerbe deutlich verbessert. 55 Prozent der Befragten sind mit ihrer momentanen Lage zufrieden, nur 8 Prozent sind unzufrieden. Allerdings ist die Bauproduktion in den vergangenen sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr bei der Mehrzahl der Betriebe bereits gesunken.

Der Export hat seit dem Frühjahr an Kraft verloren. Rund ein Drittel der Industriebetriebe berichtet von gestiegenen Umsätzen, bei ebenso vielen sind sie gesunken. Die Auftragseingänge aus dem Ausland zeigen eine negative Tendenz: Nur noch jeder fünfte Betrieb meldet eine höhere Nachfrage, bei 4 von 10 Befragten gehen die Auftragseingänge zurück. Dabei erwarten die meisten Industriebetriebe keine weiteren Impulse vom Auslandsgeschäft in den kommenden Monaten. Rund ein Fünftel der Unternehmerinnen und Unternehmer rechnet mit einem Anstieg des Exports, 42 Prozent hingegen mit einem Rückgang.

Trotz der noch überwiegend positiven Geschäftslage hat sich die Ertragslage der Unternehmen bereits deutlich verschlechtert. Die gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten konnten die Unternehmen zwar anteilig, aber nicht in vollem Umfang an ihre Kunden weitergeben. Bei 42 Prozent der Unternehmen haben sich die Erträge negativ entwickelt, bei 24 Prozent sind sie gestiegen.

Aufgrund der negativen Aussichten und der deutlich verschlechterten Ertragslage gehen auch die Investitionspläne der Unternehmen spürbar zurück. Nur noch 19 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer wollen in den kommenden Monaten mehr investieren, 24 Prozent wollen sparen.

Obwohl sich die Geschäftserwartungen deutlich eingetrübt haben, rechnen die Befragten nicht mit einem Abbau von Personal in größerem Umfang. 21 Prozent der Befragten gehen von einem Anstieg der Mitarbeiterzahl aus, geringfügig weniger erwarten einen Rückgang.

Bei der aktuellen Konjunkturumfrage hat die IHK Aachen mit den Vereinigten Industrieverbänden von Düren, Jülich, Euskirchen und Umgebung e. V. (VIV) kooperiert und Unternehmerinnen und Unternehmer gemeinsam befragt. Der Konjunkturbericht ist auf der Internetseite der IHK Aachen unter www.ihk.de/aachen zu finden.

 

Geschäftslage und Erwartung in den Teilregionen

Städteregion Aachen: Stadt Aachen

47 Prozent aller Unternehmen in der Stadt Aachen berichten von guten Geschäften, 13 Prozent sind nicht zufrieden. Gut geht es vor allem den Dienstleistern (Saldo: +54) und dem Baugewerbe (Saldo: +53). Die Unternehmerinnen und Unternehmer rechnen aber mit überwiegend schlechten Geschäften in den kommenden Monaten: Nur noch 11 Prozent der Befragten haben positive Erwartungen, 39 Prozent sind skeptisch. Am besten sind die Aussichten noch bei den Dienstleistern (Saldo: -3), besonders trüb sind sie im Baugewerbe (Saldo: -71) und im Einzelhandel (Saldo: -69).

Übrige Städteregion Aachen

Im ehemaligen Kreis Aachen sind weniger Betriebe mit der aktuellen Lage zufrieden als noch im Frühjahr. 26 Prozent der Befragten melden gute Geschäfte, 21 Prozent schlechte. Positiv ist die Lage vor allem im Baugewerbe (Saldo: +75). Die Aussichten haben sich aber stark eingetrübt: Nur noch 7 Prozent gehen von einer positiven Entwicklung aus, 54 Prozent rechnen mit schlechten Geschäften. Besonders negativ sind die Erwartungen im Großhandel (Saldo: -80).

Kreis Düren

Im Kreis Düren hat sich die Geschäftslage seit dem Frühjahr deutlich verschlechtert. Immer weniger Befragte bewerten ihre Situation gegenwärtig positiv: 32 Prozent sind mit ihren Geschäften noch zufrieden, 29 Prozent sind unzufrieden. Von einer guten Lage berichten insbesondere der Großhandel (Saldo: +44) und der Einzelhandel (Saldo: +31). Die Erwartungen haben sich ebenfalls deutlich verringert. Nur noch 10 Prozent der Betriebe gehen von einer Verbesserung ihrer Geschäfte in den kommenden Monaten aus, 56 Prozent sind zurückhaltend. Am besten sind die Aussichten noch im Einzelhandel (Saldo: -25). Im Baugewerbe (Saldo: -76) sind sie dagegen besonders negativ.

Kreis Euskirchen

Die Betriebe im Kreis Euskirchen bewerten ihre aktuelle Lage weiterhin positiv. 30 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer berichten von guten Geschäften, 19 Prozent von schlechten. Zufrieden sind vor allem das Baugewerbe (Saldo: +50) und die Industrie (Saldo: +25). Die Befragten prognostizieren jedoch eine äußerst negative Entwicklung: Nur 8 Prozent erwarten, dass sich die Lage in den kommenden Monaten verbessert, 64 Prozent gehen von einem Nachfragerückgang aus. In keinem Sektor rechnet die Mehrzahl der Befragten noch mit einer Verbesserung ihrer Geschäfte. Am optimistischsten sind noch die Dienstleister (Saldo: -35).

Kreis Heinsberg

Die Situation der Unternehmen im Kreis Heinsberg hat sich weiter verschärft, bleibt aber überwiegend positiv. 30 Prozent der Betriebe melden gute Geschäfte, 22 Prozent sind nicht zufrieden. Positiv ist die Lage vor allem im Baugewerbe (Saldo: +44) und in der Industrie (Saldo: +18). Die Erwartungen sind jedoch auch hier deutlich zurückgegangen: 11 Prozent der Befragten rechnen noch mit einer positiven Entwicklung ihrer Geschäfte, 62 Prozent sind mittlerweile skeptisch. Dabei ist die Industrie der Sektor mit den höchsten Erwartungen (Saldo: -29).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pressekontakt:

IHK Aachen | Postfach 100740 | 52007 Aachen
Theaterstraße 6 – 10 | Telefon: 0241 4460-0
Pressesprecher: Sebastian Missel, Telefon: 0241 4460-231
E-Mail: presse@aachen.ihk.de

 

 

 

Kategorien:
Wirtschaft

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Autor(in): Klaus Schäfer
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