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© Foto: Angelika Koch, Eifel Tourismus GmbH
3. Juni 2022

Eifeler Vulkanismus ist weltweit einzigartig

Drei Professoren waren in diesen Tagen zum wiederholten Mal auf Exkursion in der Eifel, um neue Forschungsergebnisse zu bekommen: Georg Büchel von der Uni Jena, Volker Lorenz von der Uni Würzburg und Michael Ort von der Northern Arizona University. Denn die Region ist nach wie vor geologisch spannend.

Für Vulkanologen sind die Lavagruben der Eifel mehr als nur Abbaustätten für Rohstoffe, welche unter anderem von der Bauindustrie benötigt werden. „Sie erlauben uns Einblicke ins Innere von Vulkanen, die wir sonst nie zu sehen bekämen“, schwärmt Georg Büchel von einer Fülle an Erkenntnissen, welche die Eifel bietet. „Jeder Vulkan, jede Eruption und jede Grube ist anders als andere. Wir lernen, dass der Vulkanismus noch längst nicht zu Ende erforscht ist, auch wenn wir andernorts aktive Vulkane beobachten können. Wir brauchen diese Fenster in die Vergangenheit.“ Das motiviert sogar internationale Koryphäen wie Professor Michael Ort aus Arizona zur Reise in die Eifel. „Das hiesige Vulkanfeld ist spektakulär“, begründet er sein Forschungsinteresse, dem er gemeinsam mit seinen beiden deutschen Kollegen unter anderem in der Lavagrube Eselsberg bei Dockweiler nachgeht.

Insbesondere die Interaktion von wasserführenden Schichten und glühendem Magma, die zu den weltberühmten Maaren führte, sei in der Eifel einzigartig und gebe der Wissenschaft noch immer Rätsel auf. Nirgendwo sonst war das explosive Zusammentreffen so häufig und dicht beieinander. Michael Ort wagt eine erste Vermutung: In der Eifel könnte sich das Magma seine Bahn durch Störungszonen in bereits verfestigten Gesteinsschichten mit eingeschlossenen Wasservorkommen gebrochen haben, so dass eine enorme Sprengkraft entstand. Andernorts auf der Welt drückt es sich, so seine These, durch vergleichsweise weichere Bodenschichten. „Es gibt noch viel Diskussionsbedarf.“

Einige Eifelvulkane, die Büchel und Lorenz im Laufe von etwa vierzig Jahren erstmals kartierten, weisen eine Besonderheit auf: so genannte phreatomagmatische Ablagerungen. Sie entstehen, wenn Magma auf Grundwasser trifft und dieses weit über den Siedepunkt hinaus erhitzt, so dass sich das Wasser schlagartig auf ein 10.000-faches Volumen ausdehnt. Die neueren Hypothesen besagen, dass die Maare nicht durch jeweils eine einzige Explosion entstanden, sondern dass über möglicherweise lange Zeiträume hinweg immer wieder neue Eruptionen an derselben Stelle stattfanden. So können sich die deutlich sichtbaren Schichtungen der Lava erklären, die beispielsweise die Ränder der Eselsberg-Grube kennzeichnen. „Wir plädieren dafür, dass die Grubenbetreiber behutsam und langsam vorgehen, so dass einzelne Wände stehen bleiben und wir genügend Zeit bekommen, um den Vulkanismus vor Ort zu erforschen und die Ergebnisse aufzuzeichnen“, hoffen Lorenz und Büchel auf fortgesetzten Dialog mit den Abbaufirmen.

Die besondere wasserspeichernde Eigenschaft der vulkanischen Böden ist nach Ansicht der Wissenschaftler ein schützenswertes Gut. Doch sie stehe dem Abbau nicht entgegen. „Mit unserer Forschungsarbeit ist es möglich, bestimmte Vulkane und Maare zu definieren, die dem Gewässerschutz vorbehalten bleiben sollten, und solche, wo Lava zwecks Rohstoffgewinnung abgebaut werden kann. Denn die Rohstoffsicherheit ist nun einmal die gültige Rechtslage“, sagt Büchel. Konfrontationen zwischen Grubenbetreibern und Bürgerinitiativen sieht er kritisch. „Es wäre wichtiger, im Konsens zu entscheiden.“ Große Chancen sieht er auch in einer verstärkten touristischen Inwertsetzung, natürlich unter den notwendigen Sicherheitsaspekten. „Die Formen und Farben, die in den Lavagruben zu Tage treten, sind auch für Laien so faszinierend, dass sich eine Erschließung und Besucherlenkung lohnen würde“, ist Büchel von der Anziehungskraft der Erdgeschichte auf Gäste und Besucher überzeugt.

Auf der Suche nach neuen Forschungsergebnisse n. Die Vulkanologen: Georg Büchel von der Uni Jena, Volker Lorenz von der Uni Würzburg und Michael Ort von der Northern Arizona University. © Foto: Angelika Koch, Eifel Tourismus GmbH


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Autor(in): Klaus Schäfer
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