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22. April 2022

Handwerk: Aktuell flott, in Zukunft eingebremst

Frühjahrs-Umfrage der Handwerkskammer Aachen: Gute Bewertungen der Betriebe, aber auch Sorgen

Aachen. Nach den pandemiebedingten Rückgängen 2020 und 2021 verzeichnen die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Aachen in fast allen Branchen eine flotte Konjunktur. Liefer-, Material- und enorme Fachkräfte-Engpässe hemmen allerdings immer stärker die wirtschaftlichen Perspektiven der Betriebe, und der Krieg in der Ukraine verschärft das Szenario. „Die vom Hochwasser betroffenen Betriebe sind vielfach noch nicht über dem Berg, und Friseur und Kosmetiker hatten es aufgrund der Corona-Regeln erneut nicht leicht“, macht Peter Deckers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen, deutlich.

Aktuell bewerten 48 Prozent ihre Geschäftslage mit „gut“ und lediglich 14 Prozent mit „schlecht“. Der hohe Anteil von 86 Prozent positiver Bewertungen (Geschäftslage gut oder befriedigend) unterstreicht den guten Halbjahresverlauf. Für das Sommerhalbjahr rechnen nur noch 20 Prozent mit besseren, jedoch 23 Prozent mit schlechteren Geschäften. 57 Prozent erwarten demnach Stabilität. 77 Prozent der Unternehmen melden aktuell entweder gestiegene Auftragsbestände (25 Prozent) oder gleich hohe Auftragspolster (52 Prozent). Die Auftragsreichweite beträgt durchschnittlich 10,5 Wochen. Im Bauhaupt- und im Ausbaugewerbe liegt sie mit 14,5 beziehungsweise 14,1 Wochen deutlich darüber. Auch die Handwerke für den gewerblichen Bedarf verzeichneten mit 14 Wochen einen hohen Wert.

Weniger Betriebe konnten seit dem Herbst ihren Gesamtumsatz steigern oder beibehalten. Statt 82 Prozent sind es nur noch 68 Prozent. Davon fuhren 30 Prozent ein Plus ein und 38 Prozent konnten das Niveau halten. 70 Prozent erwarten für den Sommer steigende oder gleichbleibend hohe Erlöse.

Wegen des hohen Preisdrucks aufgrund der Material- und Lieferengpässe passten 75 Prozent der Unternehmen ihre Verkaufspreise nach oben an. Lediglich 23 Prozent hielten sie stabil. Im kommenden Sommerhalbjahr wollen 80 Prozent ihre Verkaufspreise erhöhen.

Die Investitionsbereitschaft hat erneut nachgelassen, nachdem sie sich nach der Corona-Delle ab Mitte 2021 wieder positiv entwickelt hatte: Nur 73 Prozent investierten im vergangenen Halbjahr mehr oder gleich viel in neue Maschinen, Werkzeuge, Räumlichkeiten und digitale Ausstattung. Aufgrund der unsicheren Zukunftsaussichten in den kommenden sechs Monaten sinkt dieser Anteil nochmals auf 67 Prozent.

Die Beschäftigungslage im Handwerk ist nach wie vor gut. In den Herbst- und Wintermonaten bauten allerdings 20 Prozent der Betriebe Personal ab. Für das Sommerhalbjahr haben sich 84 Prozent die Vergrößerung ihrer Teams beziehungsweise Personal-Stabilität vorgenommen. Inwieweit die Gewinnung von Fachkräften angesichts des leergefegten Marktes gelingt, ist fraglich. Damit verbunden sind längere Wartezeiten für Kunden.

Die einzelnen Handwerksgruppen

Im Bauhauptgewerbe läuft es sehr gut. Die Sonderkonjunktur aufgrund der umfangreichen Reparatur- und Wiederaufbau-Arbeiten wegen der Hochwasserschäden dürfte noch etwas anhalten. 94 Prozent melden entweder eine gute (67 Prozent) oder befriedigende Geschäftslage (27 Prozent). Ausgezeichnet ist die Lage ebenfalls im Ausbaugewerbe. Hier sind ebenfalls 94 Prozent positiv gestimmt.

Die Stimmungslage bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf bleibt stabil: 89 Prozent beurteilen ihre Lage mit „gut“ (33 Prozent) oder  befriedigend“ (56 Prozent).

Verbessert hat sich die Geschäftslage im Kfz-Handwerk. 90 Prozent bewerten sie mit „gut“ (10 Prozent) oder „befriedigend“ (80 Prozent). Dennoch leiden 38 Prozent unter Auftragsrückgängen und 48 Prozent unter Umsatzeinbußen. Das Service-Geschäft in den Werkstätten hat sich seit Mitte 2021 wieder normalisiert.

Im Nahrungsmittelhandwerk ist die Stimmungslage wieder so gut wie vor Corona: 100 Prozent melden eine gute oder befriedigende Geschäftsentwicklung. 75 Prozent machten ein Umsatzplus. Sorgen bereiten die rasant steigenden Produktionskosten.

Bei den Meisterbetrieben im Gesundheitsgewerbe hat sich die gute Stimmung nach dem Aufholprozess des Vorjahres eingetrübt. 75 Prozent geben zwar positive Bewertungen ab, aber bei lediglich 13 Prozent liegen die Geschäfte wirklich besser.

Unter den Corona-Regelungen der vergangenen Wintermonate haben die personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe erneut gelitten. Zwar ist die Lage nicht mehr so schlimm wie im Frühjahr 2021, aber sie ist immer noch sehr belastend. Lediglich 57 Prozent bewerten ihren Verlauf im vergangenen Winterhalbjahr mit „gut“ oder „befriedigend“.

Die Regionen

Die geschäftliche Entwicklung des Handwerks in den Regionen des Kammerbezirks Aachen ist im Winterhalbjahr ähnlich verlaufen. Der Anteil positiver Bewertungen (Geschäftslage „gut“ oder „befriedigend“) variiert zwischen 88 Prozent in der Städteregion Aachen und 83 Prozent im Kreis Düren. Allerdings bewerten 56 Prozent der Heinsberger Chefs ihre Geschäftslage mit „gut“, hingegen in der Städteregion Aachen „nur“ 41 Prozent.

Die geschäftliche Lage-Beurteilung für das Sommerhalbjahr ist in allen Regionen bis auf den Kreis Düren von zurückhaltender Zuversicht geprägt. In der Städteregion Aachen und im Kreis Euskirchen hoffen 77 beziehungsweise 76 Prozent, gute oder zufriedenstellende Geschäfte machen zu können. Im Kreis Heinsberg sind es lediglich 68 Prozent. Im Kreis Düren ist man hingegen sehr optimistisch: 87 Prozent der Chefs und Chefinnen im Handwerk gehen von einer besseren oder stabilen Geschäftsentwicklung aus.

Mehr Auszubildende

2021 wurden trotz der Pandemie 2.161 neue Lehrverträge unterzeichnet. Das sind 6,2 Prozent mehr als zum Vorjahres-Zeitpunkt. Betrachtet man die reinen Handwerksberufe, liegt ein Plus von 8,3 Prozent vor. Das geringere Gesamtplus ist auf einen starken Rückgang bei den kaufmännischen Berufen zurückzuführen. Die Gesamtzahl der Lehrverträge ging im Vergleich zu 2020 aufgrund der zahlreichen Neuverträge nur um 0,4 Prozent zurück.

In diesem Jahr haben bis zum 31. März 424 junge Menschen einen Lehrvertrag unterschrieben. Das sind 9 Prozent, also 35 Verträge mehr als zum Vorjahres-Zeitpunkt.

Zahl der Betriebe steigt

Trotz Pandemie und Flutkatastrophe steigt die Zahl der Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer Aachen 2021 um 287 (+ 1,7 Prozent) weiter an. Mit 3 Prozent verzeichnet das Handewrk im Kreis Euskirchen den größten Zuwachs. Am schwächsten fällt er mit 1 Prozent beim Handwerk in der Städteregion Aachen aus.

Download: www.hwk-aachen.de/umfragen

Autor:
Handwerkskammer Aachen
Elmar Brandt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Redaktion Handwerkswirtschaft
Sandkaulbach 17-21, 52062 Aachen
www.hwk-aachen.de

Kategorien:
Handwerk & Gewerbe

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Autor(in): Stephan Kohler
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