WIR. LEBEN. EIFEL.
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Foto © Baumschule Ley
25. August 2021

Expertenwissen aus erster Hand

EIFEL Produzent Baumschule Ley leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt alter Obstsorten.

Obst rückt seit einigen Jahren immer mehr in den Fokus der Verbraucher. Dabei ist es immer wichtiger, dass Obst aus dem heimischen Garten ernten zu können. Deshalb ist der Bedarf an Obstgehölzen sehr stark gestiegen. Selbstversorgen ist für viele Menschen ein wichtiges Thema geworden. Dabei spielen der Bereich Obstbäume und hier insbesondere der Apfel eine sehr große Rolle.

Die Baumschule Ley in Meckenheim produziert seit über 130 Jahren Obstgehölze und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt alter Obstbaumsorten. Direkt am Fuße der Eifel. Seit 2010 ist die Baumschule zertifizierter Produzent der Regionalmarke EIFEL für Obstbäume.

Bei der Produktion und Kultivierung von Obstbäumen gibt es Einiges zu beachten. Christoph Dirksen, Geschäftsführer der Baumschule, berichtet von seinen Erfahrungen: „Perfektes Klima, beste Böden und normalerweise durchgängige Niederschläge bis zu 650 ml/Jahr sorgen dafür, dass unser Eifeler Obst hier hervorragend wachsen kann. Der Standort alleine kann die Bäume aber nicht wachsen lassen. Jahrelanges Fachwissen, weitergeben von Generation zu Generation und immer wieder Anpassungen an Produktionsabläufe haben dazu geführt, dass unsere Obstproduktion, insbesondere bei Äpfeln, sich in unserer Produktion fest etabliert haben. In den letzten Jahren musste die Produktion sogar erweitert werden, da immer mehr Betriebe dieses Segment der Obstbaumproduktion aufgegeben oder zurückgefahren haben. Auch das Ausbilden von gärtnerischen Nachwuchs, der in Zukunft diese Arbeiten durchführen kann, liegt uns sehr am Herzen. Insbesondere bei der Pflanz- und Veredlungszeit sind unsere 12 Auszubildenden direkt in der Obstproduktion eingesetzt.”

Die Auswahl der richtigen Unterlagen sowie der Veredlungsreiser aus dem Obstreisermuttergarten aus Bonn-Roleber und die termingerechten Arbeiten beim Okulieren und Pfropfen – zwei Arten von Pflanzenveredelungen – oder bei Schnittmaßnahmen sind ganz besonders wichtig, um einen guten Erfolg zu erzielen.

Christoph Dirksen dazu weiter: „Für einen Apfelhochstamm benötigen wir immer eine starkwachsende Unterlage. Dies ist der Beginn der Baumproduktion. Diese starkwüchsigen Unterlagen, in der Regel Bittenfelder Sämling, werden aus Spezialbaumschulen eingekauft, um dann nach sorgfältigem Schneiden der Wurzeln und Pflanzenoberteilen im Frühjahr in unsere vorbereiteten Löss-Lehm-Böden gepflanzt zu werden. Hierbei werden so große Pflanzabstände gewählt, dass es mittlerweile möglich ist, die Obstbaumproduktion mechanisch von Wildkräutern freizuhalten. Durch eine ausgewogene Düngung in den ersten Monaten gelingt es uns immer wieder die Unterlagen so vorzubereiten, dass wir Ende Juli/Anfang August die Stammbildner auf die Unterlage okulieren können. Hier werden Augen von der Sorte „Schneider Apfel“ in einem T-Schnitt eingesetzt, der sorgfältig verbunden wird. Aus diesem Auge wächst in den nächsten zwei Jahren ein schöner, gerader, relativ dicker Stamm auf dem wir dann im Frühjahr die gewünschten Obstsorten aufpfropfen können und damit Hochstämme erhalten.”

„Eine solche Zwischenveredlung mit einem Stammbildner ist ganz besonders bei schwachwüchsigen Apfelsorten von Nöten. So ist zum Beispiel eine Rote Sternrenette oder ein Elstar-Apfel nur als Hochstamm zu gebrauchen, wenn er einen starken Stamm hat, der die Krone später trägt. Dieses Wissen um das Wuchsverhalten von Obstsorten (Längenwachstum oder Dickenwachstum) und die Verträglichkeit der Unterlage mit dem Stammbildner und der veredelten Obstsorte ist über viele Jahre gereift und wird ständig weiter entwickelt. Starkwüchsige Apfelsorten, wie Jakob Lebel, Roter Boskoop oder Landsberger Renette, können auch durchaus direkt auf die Unterlage veredelt werden. Diese Obstsorten bilden selber einen so starken Stamm aus, dass er die Krone nach zwei Jahren selber tragen kann. Eine zusätzliche Veredlung durch Aufpfropfen kann man sich hier dann sparen. Während der Produktionsphase des Stammes muss ständig das Seitenholz kontrolliert werden und mit Hilfe eines Bambusstabes wird garantiert, dass wir einen geraden Stamm bekommen, da der Stammbildner und der Bambusstab in festgelegten Zeitintervallen immer wieder mit Bast angebunden wird”, so der Experte.

„Natürlich muss man ein Auge auf den Pflanzenschutz haben. Bei starkem Befall von Läusen oder auch Mehltau und Schorf müssen Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt werden, die eng mit dem Pflanzenschutzdienst abgesprochen und genehmigt sind. Denn der Kunde möchte am Ende eine gesunde Pflanze kaufen, die frei von Schädlingsbefall ist. So steht es in den Qualitätsbedingungen.”

Aber durch gutes Monitoring, breite Pflanzabstände, gute Luftzirkulation in den Reihen und ausgeruhten, gut vorbereiteten Baumschulparzellen ist der Schädlingsdruck nicht besonders groß. Im Gegenteil, der Bereich Pflanzenschutz wird immer weiter zurückgefahren.

„Diese nun 4 Jahre alten Apfel-Hochstämme gelangen als 2xv 8-10 Hochstamm in den Handel. Das 2xv steht für zweimal verpflanzt. Sie können in der vegetationsfreien Zeit problemlos wurzelnackt geliefert und gepflanzt werden. Da der Verbraucher heute jedoch auch Obstbäume in der Vegetationszeit pflanzen möchte, gibt es mittlerweile ein relativ großes Sortiment an Apfelhochstämmen auch im Container. Diese Container-Obstbäume sind natürlich teurer, aber dafür ganzjährig pflanzbar. Ein guter Tipp von den Experten aus Meckenheim: wer bestimmte, seltene Apfelsorten kaufen möchte, sollte sich sehr früh, bereits im September/Oktober, mit dem Kauf dieser Bäume befassen. Denn am Ende der Verkaufssaison, im Folgejahr März/April, sind viele Bestände bereits vergriffen. Hier sollte man dann in der Sortenwahl flexibel werden und sich auf Ersatzsorten einstellen.”

„Viele Sorten, die es als Hochstämme zu kaufen gibt, werden auch als Halbstämme oder als Buschobst vermarktet. Insbesondere bei Buschobst werden auch andere Unterlagen verwendet, so dass diese Bäume am Ende viel kleiner bleiben und wunderbar im Stehen zu beernten sind. Diese kleinen Busch-Apfelbäume brauchen je nach Unterlage, aber für den gesamten Lebenslauf, einen Baumpfahl, damit die Bäume nicht umkippen. Beim Apfel-Hochstamm wird nur für die ersten zwei Jahre ein Pfahl benötigt, bis der Baum angewachsen ist. Danach steht dieser von alleine. Beide Baumtypen, Buschobst oder Hochstämme, haben ihre Vor- und Nachteile. Pflanzen Sie einen Apfelbusch, so können Sie diesen im Stehen beernten. Er wird jedoch etwas buschiger und breiter und unter ihm ist es schwierig Rasen zu mähen oder die Fläche sauber zu halten”, so Christopher Dirksen.

Seine Erfahrungen sind: „Beim Hochstamm, hier ist die Baumkrone auf ca. 1,80 m Höhe aufgepfropft, können Sie wunderbar unter dem Baum Rasen mähen, die Fläche sauber halten und sich im Sommer im Schatten des Apfelbaumes abkühlen. Für die Beerntung benötigen Sie jedoch Leiter oder Apfelpflücker. Wie man merkt, gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten sich Apfelbäume in den Privatgarten zu pflanzen. Und da die Gärten eher kleiner als größer werden, ist es sehr wohl zu überlegen für welchen Baum man sich entscheidet.”

Die Baumschule Ley versucht von Jahr zu Jahr neue Trends bei den Verbrauchern zu entdecken, um die Bäume und Sorten zu produzieren, die den größten Bedarf darstellen. Es ist eine Mammutaufgabe. Alleine die Auswahl der Sortimente, die in Meckenheim in die Vermehrung gelangen sollen, ist sehr vielfältig und muss sehr sorgfältig bedacht sein. „Obst für Privatleute, Streuobstwiesen, Städte und Gemeinden oder sogar für Apfelproduzenten stellt uns immer wieder vor neue Herausforderungen. Dabei ist es meines Erachtens wichtig, viele alte Sorten zu behalten, aber auch neue, schorf-und mehltauresistente Sorten zu produzieren. Eigentlich kann man sagen, jede Sorte hat irgendwo ihre Berechtigung, sie spiegelt sich nur in Stückzahlen des Verkaufes dar”, sagen die Obstbaumexperten.

Toll klingende Apfelnahmen, wie Biesterfelder Renette, Danziger Kantapfel, Gewürzluiken, Prinz Albrecht von Preußen, Roter Bellefleur oder der Eifeler Rambur sind nur einige Beispiele aus dem riesigen Sortiment, das in der Baumschule Ley vermehrt wird. Gerade in der letzten Verkaufssaison waren quasi alle Apfelbäume vergriffen. Nicht nur hier am Rande der Eifel oder in Nordrhein-Westfalen, nein in ganz Deutschland waren Obstbäume ausverkauft. Es ist damit zu rechnen, dass dieser Trend anhält.

Foto (Baumschule Ley): Der rote Sternrenette

Viel Spaß bei der Auswahl Ihrer Lieblings-Apfelsorte, am besten pflanzt man zwei verschiedene. Und nicht vergessen: gerade in den jungen Jahren sollte der Baum durch ein fachlich, guten Obstbaumschnitt erzogen werden, auch damit er gut trägt. Viel Spaß beim Ernten.

https://www.regionalmarke-eifel.de/Expertenwissen-aus-erster-Hand


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