„Holz ist meine Leidenschaft“, erklärt Nounay Nasralla dem Anerkennungs- und Ausbildungsberater der Handwerkskammer (HWK), Jürgen Rauschenbach. Der Kammermitarbeiter will dem gebürtigen Ägypter helfen, eine Arbeitsstelle in der Region zu finden. Fachkräfte im Tischlerhandwerk sind gut vermittelbar – sofern Bewerber dafür ausreichende Deutschkenntnisse und entsprechende berufliche Qualifikationen mitbringen. Nasralla erzählt, wie es ihm ergangen ist: 2006 hat er an einer Fachoberschule in Ägypten eine Ausbildung als Tischler absolviert. Nach mehreren Jahren Berufserfahrung hat er als koptischer Christ seine Heimat so schnell wie möglich verlassen müssen. Das war vor fünf Jahren. Ausbildungsnachweise hatte er auf seiner Flucht nicht dabei, sagt der 29-Jährige. In Deutschland beantragte er dann Asyl.
In den ersten Jahren erhielt Nasralla keine Arbeitserlaubnis. Deutsch musste er erst noch lernen. Unterdessen unterstützte der motivierte und talentierte Tischler die Gemeinschaft der koptischen Kirche in Bitburg, indem er dort Holzbauten umsetzte. Die Wende kam, als ein Mitglied der Kirchengemeinde sich an einen ähnlichen Fall erinnerte und Nasralla daher riet, sich an die HWK zu wenden. Damals hatte ein ebenfalls geflüchteter Landsmann sein berufliches Know-how im Elektronikerhandwerk bei der HWK nachweisen lassen. Noch heute ist jener junge Mann in einem Mainzer Elektrobetrieb für Energie- und Gebäudetechnik beschäftigt.
Im Beratungsgespräch an der HWK erfährt Nasralla schließlich, wie er seine in der Heimat erworbenen Fähigkeiten unter Beweis stellen kann. Anerkennungsberater Rauschenbach leitet für ihn eine sogenannte Qualifikationsanalyse in der Werkstatt des HWK-Berufsbildungszentrums ein. Diese praktische Prüfung meistert Nasralla mit Erfolg. Holz, Furniere, Kunststoffe, Glas oder Metall verarbeiten – all das und noch viel mehr kann er, davon ist HWK-Ausbildungsmeister Marco Klassen nach dem mehrstündigen Test überzeugt.
Das entsprechende Zertifikat nimmt der Ägypter beim 3. Informationstag für Migranten in der Europäischen Richterakademie in Trier zu Jahresanfang aus den Händen des Trierer Oberbürgermeisters entgegen. „Man kann alles erreichen, wenn man es will“, sagt der Absolvent auf der Feier und wendet er sich besonders an die anwesenden Migranten. Was er selbst erfahren hat, will er ihnen mit auf den Weg geben: „Dieses Land bietet einem alle Möglichkeiten!“
Auch die letzte Hürde auf dem Weg in den regionalen Arbeitsmarkt nimmt der Tischler: Das von Berater Rauschenbach organisierte Vorstellungsgespräch bei der Hawe Türen GmbH in Speicher (Eifelkreis Bitburg-Prüm) verläuft erfolgreich. Das Unternehmen ist auf die Fertigung von Zimmertüren und Einbauschränken spezialisiert. Mit der Anfertigung, Montage, Wartung und Restaurierung von Holzfenstern und -türen aus Massivholz kennt der Mann aus dem nordöstlichen Afrika sich aus. Damit hat er schon in Ägypten und auch Libyen sein Geld verdient. Die Geschäftsführer von Hawe, Jörg und Marc Weiland, suchen schon seit Längerem zuverlässige Fachkräfte. „Wer arbeiten will, ist bei uns jederzeit willkommen!“, betont Marc Weiland.
Nounay Nasralla ist mit dem Ergebnis seiner Bemühungen zufrieden: „Jetzt ist mein Berufsabschluss in Deutschland offiziell anerkannt. Ich kann selbst für den Lebensunterhalt meiner Familie aufkommen und bin nicht mehr auf staatliche Unterstützungen angewiesen“, sagt er stolz. Erleichtert fügt er hinzu: „Ich liebe meinen Beruf und bin froh, dass ich jetzt wieder ein geregeltes Arbeitsleben habe und alleine für meine Familie sorgen kann.“
Fachkräfte, die ihren im Ausland erworbenen Berufsabschluss im Handwerk anerkennen lassen wollen, können sich an die Handwerkskammer Trier wenden. Die HWK ist gleichermaßen Ansprechpartner für Betriebe, die auf der Suche nach Fachkräften sind. Ansprechpartner ist Jürgen Rauschenbach, Tel. 0651/207-265, E-Mail: jrauschenbach@hwk-trier.de
Kontakt:
Constanze Knaack-Schweigstill
Handwerkskammer Trier
Loebstraße 18
54292 Trier
www.hwk-trier.de
Telefon +49 651 207-116
E-Mail: cknaack@hwk-trier.de