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© Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
19. Oktober 2018

Ein Kugelfisch im Karton

Schreibwerkstatt der Lit.Eifel in der Gesamtschule Eifel in Blankenheim – 17 Schülerinnen und Schüler begaben sich auf einen Road Trip aus der Eifel über Berlin nach Finnland

Blankenheim – Während die einen, genauer: die Jahrgangsstufen 7 und 10 der Gesamtschule Blankenheim, „in echt“ auf Reisen waren, begaben sich 17 Schüler der Jahrgangsstufe 9 auf eine literarische Reise – eine, die sie erst mit Leben füllen mussten, eine, für die nur bestimmte Vorgaben existierten und die ansonsten völlig frei zu gestalten war.

Diese 17 Schüler – zwölf Autoren und fünf Illustratoren – nahmen während der Intensivtage vor den Herbstferien an der Schreibwerkstatt der Lit.Eifel teil. An drei Tagen haben die Dozenten Claudia Hoffmann und Jan Hillen mit ihnen Geschichten erfunden und bebildert – eine Reise erst quer durch Deutschland, dann durch Nordeuropa.

17 Schüler nahmen an der Lit.Eifel-Schreibwerkstatt in der Gesamtschule Eifel teil und ließen sich von den Dozenten Jan Hille (vorne rechts) und Claudia Hoffmann (stehend, 2.v.r.) mitreißen. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

„Road Trip – Europa entdecken!“ heißt das Motto der Schreibwerkstätten in diesem Jahr, das im Zeichen des Europäischen Kulturerbes steht. Die zwölf Autoren beginnen ihre Reisen nach Berlin, wo die erste Station ist, alleine. In Berlin treffen sie auf eine zweite Person, mit der sie die Reise fortsetzen. Ziel ist das finnische Rovaniemi, wo angeblich der Weihnachtsmann lebt. Unterwegs sollen die Schüler Halt an einem Weltkulturerbe machen, wo sie auf eine andere Zweiergruppe treffen, mit der die Reise (und damit auch das dritte Kapitel) beendet wird.

Eine weitere Vorgabe lautet: Die Schüler müssen auf ihrer Reise mit einem Vorurteil aufräumen. „Wir hatten eine Gruppe, die die Behauptung aufstellte, in Schweden liefe ausschließlich Abba im Radio“, erzählt Claudia Hoffmann lachend. Eine andere Gruppe hat die Vorgabe umgedreht und dabei einen interessanten Ansatz erarbeitet: Nicht die Reisenden aus Deutschland hatten Vorurteile, sondern die Menschen in Finnland über die Deutschen.

Kreatives Chaos herrscht auf dem Tisch der Illustratoren. Erstmals nutze ein Schüler auch direkt ein Tablet, um die Zeichnungen anzufertigen. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Für die Schüler bedeutet das eine umfangreiche Recherchearbeit. Ist die Reise stimmig? Passen Route und Zeitangaben überein? Welche Weltkulturerbestätten liegen auf dem Weg von Berlin nach Rovaniemi, die besucht werden können? Und welche Musik läuft denn wirklich im schwedischen Radio? Zum Glück sind die Schüler auch während des Unterrichts mit Tablets im Internet mobil und haben schnell Reiserouten und Playlists von Radiosendern gegoogelt. Diese Recherchearbeit kommt am Ende der Glaubwürdigkeit der Geschichten zugute.

Inhaltlich sind diese ohnehin ohne Zweifel erhaben. Eine Dreiergruppe, bestehend aus den Schülerinnen Wunna, Susanna und Flora, setzte sogar auf surreale Momente. Die Mädchen ließen ihrer Fantasie freien Lauf und erarbeiteten eine Geschichte, in der sogar ein Kugelfisch in einem Karton, ein Leichenwagen als Mietwagen und ein Unfall auf einer Fähre vorkommen. Ihnen mache es Spaß, sich Geschichten auszudenken, berichtete das Trio. Gerne hätten die drei Mädchen aber mehr Zeit gehabt. Claudia Hoffmann gibt zu, dass der Druck groß sei, in drei Schultagen fertig zu werden. Kurz vor dem Ende der Schreibwerkstatt waren zwei Gruppen immer noch mit Schreiben beschäftigt.

Kreatives Chaos

Ein kreatives Chaos herrschte auf den zusammengeschobenen Tischen der Illustratoren. Jede Geschichte wird mit Bildern unterlegt. Die „Schreiber“ treten an die „Maler“ heran und erzählen grob, was sie gerne bildlich dargestellt hätten. Anhand dieser oft nur rudimentären Informationen werden dann die Zeichnungen erstellt, die die Geschichte später auflockern sollen.

Dabei kommt es dann auch zu Missverständnissen, die gleichzeitig aber auch wieder für kreative Momente sorgen. „Wir hatten einen Zeichner, der einer Schülerin einen langen Zopf malte statt kurzer Haare. Die Autoren haben daraufhin die Geschichte umgeschrieben: Die langen Haare sind eigentlich eine Perücke, die echten Haare hatte das Mädchen durch eine Krankheit verloren“, beschreibt Jan Hillen den kreativen Prozess.

Aus Solisten wurden Teamarbeiter: Katja, Madita, Andreas und Luca sind kurz vor Ende der Schreibwerkstatt noch in die Arbeit vertieft. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Er ist für die Illustratoren zuständig und bildet seit vier Jahren bei den Schreibwerkstätten der Lit.Eifel in der nordrhein-westfälischen Eifel ein Team mit der für die Autoren zuständige Claudia Hoffmann. Doch auch er lernt dazu: So war erstmals ein Schüler dabei, der direkt auf dem Tablet zeichnete.

Wie schon bei der Schreibwerkstatt in Kreuzau im Frühjahr soll auch diesmal ein Buch entstehen. Der erste Schritt ist bereits gemacht. Mit der VR-Bank Nordeifel wurde ein Sponsor gefunden, der das Projekt mitfinanzieren will. Am Europatag am 9. Mai, der im Rahmen einer Europawoche an der Schule stattfindet und bei dem die CDU-Europaabgeordnete Sabine Verheyen erwartet wird, soll das Buch präsentiert werden. Die Lehrerin Tanja Tschernoster bereitet den Tag vor, an dem auch eine Podiumsdiskussion stattfinden soll.

Im finnischen Rovaniemi trifft eine Gruppe offenbar auf den Weihnachtsmann. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Eine solche Lit.Eifel-Schreibwerkstatt fand erstmals in der Gesamtschule statt. „Aber wir sind von Anfang an vertreten, hier oder am Standort in Nettersheim fanden immer wieder Schul-Lesungen im Rahmen der Lit.Eifel statt“, berichtete Schulleiterin Eva Balduin. Für Britta Braun, didaktische Leiterin an der Gesamtschule, ist die Schreibwerkstatt ein „wunderbarer Ort, an dem Verbindungen geknüpft werden und an dem die Schüler hoch motiviert teilnehmen“.

pp/Agentur ProfiPress

 

Kategorien:
Kultur

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Autor(in): Klaus Schäfer
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