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© Foto: Stadtbild/Renate Schütt
5. Januar 2018

IHK-Präsident Bert Wirtz gibt einen Ausblick auf das Jahr 2018

Das Jahr 2017 war ein Jahr voller Veränderungen – sowohl im Land Nordrhein-Westfalen als auch auf Bundesebene. Umso spannender werden die Vorhaben der beiden neuen Regierungen. Bert Wirtz, Präsident der Industrie- und Handelskammer Aachen, erklärt im Interview, was er im Jahr 2018 für die Wirtschaft und die Unternehmen in der Eifel erwartet.

Mit welcher Perspektive geht die Wirtschaft des Euskirchener Raums in das neue Jahr?

Wirtz: Für 2018 erwarten die Unternehmen weiterhin gute Geschäfte. Das geht durch alle Sektoren – von der Industrie über den Handel bis hin zum Dienstleistungsgewerbe. Damit brummt die Wirtschaft jetzt seit fast acht Jahren! Sämtliche Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass es auch noch bis zum Ende des Jahrzehntes so bleibt. Erstaunlich ist dabei, dass die Suche nach einer regierungsfähigen Mehrheit in Berlin offenbar keine Auswirkungen auf die Stimmungslage der Unternehmen hat.

Was erwarten die Unternehmen von der Bundespolitik?

Wirtz: Es geht um Berechenbarkeit und um Stabilität – mit Augenmaß und ohne kostspielige Experimente. Die gute Einnahmesituation des Staates muss jetzt für Investitionen in die Bildung und die Infrastruktur und zum Abbau der Staatsverschuldung genutzt werden! Es ist nicht die Zeit für teure Geschenke zu Lasten der nachfolgenden Generationen! Das wäre ein falsch verstandener Generationenvertrag.

Welche Forderungen haben Sie speziell an die Landesregierung?

Wirtz: Wir sehen, dass das Land seine gesetzgeberischen Spielräume ausnutzen will. Das sogenannte Entfesselungsgesetz ist ein guter Anfang. Die Anpassung beim Ladenöffnungsgesetz, der Bürokratieabbau durch E-Government oder die Lockerung im Landesentwicklungsplan sehen wir positiv.

Einer DIHK-Studie zufolge befürchtet vor allem das Gastgewerbe Einbußen, weil Fachkräfte fehlen. Wie sieht es in der Region aus?

Wirtz: Im Bezirk der IHK Aachen schätzen fast zwei von drei Unternehmen den Fachkräftemangel als eines der größten Risiken für ihre wirtschaftliche Entwicklung ein. Der Fachkräftemangel ist in der Eifel vor allem in der Gastronomie, in der IT-Branche, bei den Berufskraftfahrern und in den gewerblich-technischen Berufen spürbar. Kaum Schwierigkeiten, gut ausgebildetes Personal zu finden, haben hingegen sämtliche Branchen, die kaufmännische Berufe anbieten.

Wie steht es um die Ausweisung neuer Gewerbegebiete in der Region? Werden Expansionsbestrebungen ausgebremst?

Wirtz: In der Tat werden die Flächen knapp. Außer in Euskirchen, Mechernich und Zülpich sind die sofort verfügbaren Flächen sehr begrenzt. Das zeigt der regionale Gewerbeflächenbericht, übrigens einmalig in Nordrhein-Westfalen. Darin sind die Flächenverkäufe und -reserven der 46 Städte und Gemeinden im Kammerbezirk aufgelistet. Er bildet eine gute Grundlage für die Gespräche mit der Bezirksregierung im Rahmen der Neuaufstellung des Regionalplans. Die IHK wirkt sowohl beim Gewerbeflächen-Monitoring als auch im Regionalrat mit.

Was erwarten Sie für den Arbeitsmarkt?

Wirtz: Im Kreis Euskirchen sind wir nicht weit von der Vollbeschäftigung entfernt. Wir erwarten, dass die Zahl der Arbeitslosen weiterhin sinken wird. Die Unternehmen im Kreis sehen allerdings in der Verfügbarkeit von Fachkräften die größten Gefahren für ihre Geschäftsentwicklung. Deshalb bleibt die eigene Ausbildung absolut aktuell.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Ausbildungsjahr 2017?

Wirtz: Erfreulicherweise haben die Betriebe das hohe Niveau der Ausbildungsverträge gehalten. Und das, obwohl weniger Schüler die allgemeinbildenden Schulen verlassen haben als im Vorjahr. Die Unternehmen konnten also wieder mehr junge Menschen für die berufliche Bildung begeistern.

Welchen Anteil daran haben die zu uns geflüchteten Menschen?

Wirtz: Im Jahr 2017 konnten etwa 150 geflüchtete junge Menschen im Kammerbezirk Aachen eine Ausbildung im Bereich von Industrie, Handel und Dienstleistung beginnen – 14 von ihnen im Kreis Euskirchen. Das Engagement der Unternehmen bei der Beschäftigung von Flüchtlingen ist weiterhin sehr hoch. Voraussetzungen sind aber eine Rechts- und Planungssicherheit für die Betriebe und gute Sprachkenntnisse der Geflüchteten. Ich bin sicher, dass sich da in den nächsten Jahren noch vieles tun wird.

Worin liegen die größten Herausforderungen für 2018 und die kommenden Jahre?

Wirtz: Die Digitalisierung und die Energiewende stehen ganz oben auf der Agenda. Alle Betriebe müssen sich mit der Digitalisierung auseinandersetzen. Besonders der Mittelstand ist seinen langjährigen Mitarbeiten gegenüber verpflichtet und muss sie auf dem Weg in die Zukunft mitnehmen. Ich kann alle Unternehmer nur ermuntern: Gehen Sie das Thema aktiv an und suchen Sie den Kontakt zur IHK, zum „digitalHUB Aachen“ oder zu anderen Beratungsstellen! Gleichzeitig fordert auch die Energiewende die Unternehmer und die Region im gleichen Maße. Für die Betriebe wird es immer wichtiger, die Energiebilanz in die Beachtung des Lebenszyklus von Produkten und Dienstleistungen einzubeziehen.

Gibt es eine Stadt in der Region, die von der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung abgehängt ist?

Wirtz: Unsere gesamte Region hat sich nach dem harten Strukturwandel durch den Fortgang der Montanindustrie in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Allerdings sind die Einschnitte in der Wirtschaftsstruktur bis heute erkennbar. Die Produktivität liegt unter dem Landes- und dem Bundesdurchschnitt. Beim Produktivitätszuwachs der vergangenen zehn Jahre, der im Land NRW bei 27,4 Prozent lag, haben die Städteregion Aachen mit plus 21 Prozent, der Kreis Düren mit plus 16,6 Prozent und der Kreis Euskirchen mit plus 18,7 Prozent den Anschluss nicht halten können. Das bedeutet: Unsere Region muss weiter gemeinsam strategisch am Strukturwandel arbeiten!

Welche Entwicklungen erwarten Sie 2018 für Euskirchen und die Eifel?

Wirtz: Der Ausbau der Breitbandanbindung kann und muss mit der bewilligten Förderung mit Nachdruck weiterbetrieben werden. Für die Eifel bietet der Tourismus vielversprechende Optionen. Mit der „Nordeifel Touristik“ sind die Strukturen zur Entwicklung gut aufgestellt. Das zukunftsorientierte Nachfolgeprojekt soll dabei helfen, das Gastgewerbe zu stabilisieren. Und wir hoffen natürlich, dass die „PrimeSite Rhine Region“ in Euskirchen/Weilerswist nach der Lockerung der Restriktionen besser von Investoren angenommen wird.

 

 

Kontakt:

Fritz Rötting
Geschäftsführer
Industrie- und Handelskammer Aachen
Telefon: +49 241 4460-231
Telefax: +49 241 4460-148
E-Mail: fritz.roetting@aachen.ihk.de
https://www.aachen.ihk.de

Industrie- und Handelskammer Aachen
Postfach 10 7 40, 52007 Aachen
Theaterstraße 6 – 10, 52062 Aachen

 

 

 

 

 

 

Kategorien:
Wirtschaft

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Autor(in): Klaus Schäfer
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