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4. Dezember 2017

Sharing Economy – Das Airbnb-Angebot in Rheinland-Pfalz

Seit rund zehn Jahren gibt es mit den sogenannten Sharing-Plattformen neue Player im Tourismus. Die Ursprungsidee, dass über eine Online-Plattform private Wohnungen und Zimmer temporär an Gäste vermietet werden, hat sich in den letzten Jahren etwas verändert. Zunehmend finden sich auch Angebote von dauerhaft angebotenen Ferienhäusern/-wohnungen in diesen Portalen. Damit sind Sharing-Plattformen im Unterkunftsbereich zu einem ernstzunehmenden Wettbewerber für „klassische“ Buchungsportale geworden. Grund genug für uns, sich diesen Markt in Rheinland-Pfalz genauer anzuschauen.

Die über Sharing-Plattformen generierten Übernachtungen haben sich in den letzten Jahren zu einem eigenständigen Marktsegment entwickelt, dessen Quantifizierung jedoch einige Probleme bereitet. Einerseits ist das Volumen der auf den Sharing-Plattformen aktiven Anbieter von Beherbergungsmöglichkeiten bislang statistisch nicht erfasst, andererseits gilt es, mögliche Doppelerfassung zu berücksichtigen, denn das Anbieten von Quartieren über Sharing-Plattformen erfolgt in der Regel nicht exklusiv, sondern oftmals parallel zu konventionellen Vertriebswegen (Gastgeberbroschüren, Buchungsplattformen, etc.).

Der weltweite Marktführer mit mehr als drei Millionen Wohnungen und Zimmern ist Airbnb. Die Plattform wurde als eine der ersten dieser Art im Jahr 2008 in San Francisco gegründet und ist auch in Deutschland stark vertreten. Waren in den ersten Jahren vorrangig Angebote in den größeren deutschen Städten zu finden, so hat das Angebot mittlerweile auch klassische Urlaubsregionen erreicht.

Vom Ferienhaus mit Kamin und Außenwhirlpool in der Eifel über den Zirkuswagen im Weingut bis zum Designer-Loft über den Dächern von Worms: die Angebote von Airbnb sprechen unterschiedliche Zielgruppen an und bedienen unterschiedliche Qualitätsniveaus. In Rheinland-Pfalz gibt es 3.521 aktive Airbnb-Angebote (Stand 14.11.2017). Der Vergleich mit Wettbewerbern wie Thüringen (1.192 Angebote), Brandenburg (1.878 Angebote), Hessen (7.550 Angebote) und Nordrhein-Westfalen (16.183 Angebote) zeigt, dass Rheinland-Pfalz im Sharing-Segment stark vertreten ist, Bundesländer, die durch eine hohe Städtedichte gekennzeichnet sind, aber noch deutlich mehr Angebote verzeichnen.

Ein Abgleich mit den größeren deutschen Ferienhaus-Portalen wie BestFewo (3.489 Angebote), FeWo-direkt (2.526 Angebote), E-Domizil (3.408 Angebote) und Traumferienwohnungen (2.332 Angebote) zeigt, welche Bedeutung Airbnb als Reisemittler für das Bundesland bisher erreicht hat. (Stand: 14.11.2017)

Eine detaillierte Auswertung der Airbnb-Angebote ist nur nach Landkreisen und kreisfreien Städten über das Portal www.airdna.co möglich. Führend in Rheinland-Pfalz ist der Stadtkreis Mainz mit 313 Angeboten, gefolgt von den Landkreisen Bernkastel-Wittlich (245 Angebote) und Cochem-Zell (230 Angebote). Eine genaue Zuordnung der Angebote zu Reisegebieten ist nur in den Regionen möglich, in denen die Reisegebietsgrenzen (nahezu) identisch mit den Landkreisgrenzen sind. Dies ist in der Pfalz und an der Nahe der Fall. In der Pfalz befindet sich rund ein Fünftel der Airbnb-Angebote von Rheinland-Pfalz, im Naheland sind es 4 Prozent aller Angebote. Dies entspricht in etwa der Verteilung der Betriebe in der amtlichen Statistik (Pfalz: 23 Prozent, Naheland: 6 Prozent).

Beim Großteil der vermieteten Einheiten in Rheinland-Pfalz handelt es sich um ganze Wohnungen / Häuser, die den Gästen angeboten werden (73 Prozent). Hier ist nicht klar erkennbar, ob es sich um reine Ferienwohnungen/-häuser oder um nur temporär mietbare Angebote handelt. Bei etwas mehr als einem Viertel der Angebote ist der Sharing-Gedanke hingegen noch deutlich erkennbar: Bei 26 Prozent der Angebote wird den Gästen ein eigenes Zimmer in einer ansonsten bewohnten Wohnung geboten, bei einem Prozent der Angebote müssen sich die Gäste das Zimmer mit anderen Personen teilen.

Ein Blick auf die Wohnungsgröße zeigt, dass rund die Hälfte der Angebote in Rheinland-Pfalz für zwei Personen geeignet ist: 45 Prozent verfügen über ein Schlafzimmer, weitere 8 Prozent haben Studio-Charakter. Rund 30 Prozent der Angebote haben zwei Schlafzimmer, 11 Prozent verfügen über drei Schlafzimmer.

Der durchschnittliche Mietpreis pro Nacht liegt bei 58 Euro. Die höchsten Preise werden im Landkreis Vulkaneifel (Reisegebiet Eifel) mit 78 Euro pro Nacht und im Donnersbergkreis (Reisegebiet Pfalz) mit 75 Euro erzielt. Am unteren Ende der Skala befinden sich mit 43 bzw. 45 Euro pro Nacht die Stadtkreise Zweibrücken und Pirmasens.

Airbnb wird in vielen Kommunen u. a. deshalb skeptisch betrachtet, da es in Kommunen, in denen ein Tourismusbeitrag bzw. eine Tourismusabgabe erhoben wird, durch diese Art der Vermietung zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist. Um dem entgegenzuwirken, schließt Airbnb zunehmend „Beherbergungsabgaben-Vereinbarungen“, in denen sich das Unternehmen verpflichtet, automatisch den Tourismusbeitrag bzw. die Tourismusabgabe zu kassieren und an die Kommune weiterzuleiten. In Deutschland hat kürzlich Dortmund als erste Stadt eine solche Vereinbarung mit Airbnb unterzeichnet. Weitere Städte werden sicherlich in Kürze folgen. Hinzu kommen rechtliche Fragen im Zusammenhang mit der Gleichstellung zu klassischen Beherbergungsbetrieben (z. B. gesetzliche Mindestanforderungen).

Wissenschaftliche Beratung:
dwif-Consulting GmbH
Karsten Heinsohn, Anja Schröder

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