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31. August 2017

Marode Rheinbrücken: IHKs warnen Politik vor Verkehrskollaps

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen hat gemeinsam mit den sechs weiteren IHKs im Rheinland bei der Landespressekonferenz in Düsseldorf die Politik vor den Folgen jahrelanger Investitionsversäumnisse in die Infrastruktur gewarnt. „Das Rheinland steht vor dem Verkehrskollaps – mit massiven Auswirkungen auf die gesamte wirtschaftliche Entwicklung Nordrhein-Westfalens“, mahnt Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. Laut aktuellen Erkenntnissen befänden sich von den zwölf durch „Straßen.NRW“ betreuten Rheinbrücken nur noch vier in einem „guten Zustand“.

„Sperrungen verursachen Ausweichverkehre, Umwege und Staus. Die gesamte Wirtschaft – nicht nur der Logistiksektor – muss infolge der längeren Transportzeiten ständig Produktivitätseinbußen hinnehmen“, sagt Wolfgang „Tim“ Hammer, Vorsitzender des Verkehrsausschusses der IHK Aachen und Geschäftsführender Gesellschafter der Hammer GmbH & Co. Kommanditgesellschaft. Täglich passieren etwa eine Million Fahrzeuge die Rheinbrücken in NRW. „Das sind Gewerbetreibende, Pendler und Privatpersonen“, sagt Bayer: „Wenn jedes dieser Fahrzeu-ge nur zehn Minuten täglich durch Stau oder gesperrte Straßen verliert, kostet das die Gesellschaft jährlich mehr als 800 Millionen Euro – oder 2,2 Millionen Euro pro Tag.“ Von diesem Betrag ließen sich laut IHK-Angaben in jedem Jahr eine neue Leverkusener Brücke inklusive acht-spurigem Ausbau zwischen den Anschlussstellen finanzieren.

Die IHKs haben zudem ein „Worst-Case-Szenario“ für den dauerhaften Ausfall der Leverkusener Brücke und der Duisburger Rheinbrücke Neuenkamp erstellt. Demzufolge wären die Umleitungsstrecken und das nachgelagerte Netz kaum in der Lage, den zusätzlichen Verkehr aufzunehmen. Die Kammern schätzen, dass bei einem dauerhaften Ausfall der A40-Rheinquerung an Werktagen bis zu 44.000 Fahrzeuge mehr auf der A42 und bis zu 28.000 Fahrzeuge zusätzlich auf der A44 unterwegs seien. Bei einer Totalsperrung der Leverkusener Brücke würde die A46 mit bis zu 34.000 Fahrzeugen und die A4 mit bis zu 84.000 Fahrzeugen täglich mehr belastet. Rein rechnerisch würde die Rodenkirchener Brücke im Süden von Köln dann eine Auslastung von 220 Prozent und die A46 von 120 Prozent aufweisen.
IHK-Berechnungen haben ergeben, dass der Güterverkehr im Rheinland bis zum Jahr 2030 um rund 40 Prozent zunimmt, der reine Transitverkehr auf der Straße gar um bis zu 52 Prozent. Die Sperrungen auf den Autobahnen 1 und 40 würden schon jetzt den Transitverkehr von und zu den „ZARA“-Seehäfen und in die übrigen Landesteile erschweren. Die Rheinland-IHKs appellieren daher an die Landesregierung und die Kommunen, Straßen und Brücken schneller zu planen, Baustellen besser zu koordinieren und Verkehre intelligenter zu lenken. Auch die neue Bundesregierung sei gefordert, die Erreichbarkeit der Metropolregion Rheinland zu sichern.

Die Leverkusener Rheinbrücke gilt als Musterbeispiel für den Verfall der Verkehrswege in Nordrhein-Westfalen.

Überblick: Forderungen der Rheinland-IHKs an die Landespolitik

Planung für Infrastrukturprojekte im Rheinland verkürzen

Die erheblichen volkswirtschaftlichen Schäden durch die erforderlichen Brückensanierungen unterstreichen die Notwendigkeit, die für die Verkehrsinfrastruktur verfügbaren Bundes- und Landesmittel auszuschöpfen und für die Infrastruktur im Rheinland zur Verfügung zu stellen. Planungs- und Genehmigungsverfahren dürfen nicht zur Schwachstelle werden. Gegebenenfalls sind bei Engpässen weitere Aufgaben an private Planungs- und Projektsteuerungsunternehmen zu vergeben.

Zeitplan für Brückenneubauten und -sanierungen einhalten und Entlastungsstrecken zügig planen

Der aktuelle Zeitplan für die Ersatzneubauten der Leverkusener Brücke (A1) und der Brücke Neuenkamp (A40) ist unbedingt einzuhalten. Die zur Anwendung kommenden beschleunigten Planungs- und Genehmigungsverfahren sollten auch für weitere anstehende Brückensanierungen/Neubauten gelten – insbesondere für die Uerdinger Brücke (A524/B288 zur Verbindung A57 – A3) und die neu geplante Autobahn A553 inklusive Rheinbrücke zwischen Niederkassel und Köln-Godorf (Verbindung A555 – A59) –, um einen „Verkehrsinfarkt“ im Laufe des kommenden Jahrzehnts zu verhindern.

Verkehr intelligent und großräumig lenken

Die Verkehrsplanung und -lenkung muss im Rheinland künftig deutlich großräumiger erfolgen. Der regionale Betrachtungsraum erstreckt sich nördlich von Duisburg bis südlich von Bonn (Metropolregion Rheinland), der erweiterte Betrachtungsraum geht über das Rheinland hinaus und bezieht den norddeutschen Raum mit ein. Voraussetzung dafür ist ein regierungsbezirks- und länderübergreifendes Verkehrs- und Baustellenmanagement sowie eine weiträumige Verkehrslenkung, die vor allem die Verkehre von und zu den „ZARA“-Häfen angemessen berücksichtigt.

 

Weitere Informationen:
IHK Aachen
Fritz Rötting
Theaterstraße 6 – 10 52062 Aachen
Tel.: 0241 4460-231
www.aachen.ihk.de


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Autor(in): Stephan Kohler
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