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9. Juni 2017

NS-Denkmäler mutig demontiert

Stiftung Aktive Bürgerschaft zeichnet Sturmius-Gymnasium als eine von fünf Schulen bundesweit aus – Sozial-genial-Projekte werden von VR-Bank Nordeifel eG gefördert

Schleiden – „Wir freuen uns riesig!“, sagt Schulleiter Georg Jöbkes. Das städtische Johannes-Sturmius-Gymnasium in Schleiden wurde jetzt als einer von fünf Gewinnern im bundesweiten „Service-Learning-Wettbewerb“ der Stiftung Aktive Bürgerschaft in Berlin ausgezeichnet.

„Service Learning“ sei ein Bildungskonzept, das bürgerschaftliches Engagement und Unterricht verbinde, erläutert der Schulleiter. Das Programm wird gefördert von der DZ Bank und örtlichen Genossenschaftsbanken wie der VR-Bank Nordeifel eG.

Seit 2012 Schule engagiert sich die Schule im Service-Learning-Programm. Viele Projekte wurden unter dem Titel: „Sozialgenial – Schüler engagieren sich“ bereits umgesetzt. „Ohne die finanzielle Unterstützung der VR-Bank wäre das nicht möglich gewesen“, so der Schulleiter.

„Das haben wir daher gerne unterstützt“, freut sich Wolfgang Merten, Vorstandsmitglied der VR-Bank Nordeifel eG, mit den Schülern und der Schule. Er selbst war auch bei der Preisverleihung in Berlin mit vor Ort. Dort präsentierten die Schleidener Schüler, was in ihren Projekten steckt. Sie hatten sich mit unbequemen Denkmälern wie dem Täterort Vogelsang und furchteinflößenden Wandbildern der NS-Zeit intensiv beschäftigt.

Die Jury lobte die Themenauswahl der Schüler als „mutig“. Beachtenswert sei auch, dass die Schule die „sozial-genial“ Projekte nicht punktuell anbiete, sondern stattdessen in den Schulalltag dauerhaft integriert habe. Die Schüler befassten sich gemeinsam mit ihren Lehrern intensiv mit den Themen, führten Gespräche mit Zeitzeugen, durchforsteten Archive und Quellen, lernten historisch-wissenschaftliches Arbeiten und nahmen auch Experten mit ins Boot.

Sie recherchierten: Wo liegt der Wert eines Denkmals? Wie sahen Bildung und Bildungsziele in der NS-Zeit aus – und heute? Gibt es eine Verbindung der damaligen Hitlerschule in der damaligen Ordensburg und der Schleidener Schule? Letztere gab es tatsächlich, wie Lehrerin Michaela Schnettker berichtete: „Kinder von Angestellten durften hier zur Schule gehen, weil es als unzumutbar galt, dass Mädchen der Angestellten in Vogelsang auf das kirchliche Gymnasium in Schleiden gehen.“

Unter dem Titel „Konstruktive Bilddemontage des Täterortes Vogelsang“ haben die Schüler mit Unterstützung der Vogelsang IP und polnischen Schülern in Collagen etwa die furchteinflößenden Wandbilder und Statuen der Architektur auf Vogelsang verändert – so wurden beispielsweise aus heroischen Reiterstatuen nun fackeltragende Freiheitsstatuen.

„Als Bürgermeister ist man natürlich froh und stolz, wenn man als Schulträger eine Schule in der Stadt hat, die bundesweit eine von fünf Schulen ist, die eine solche Auszeichnung bekommt“, so Schleidens Bürgermeister Udo Meister. Die Schule gebe mit ihrer „sozial-genialen“ Arbeit wichtige gesellschaftliche Impulse. Schließlich sei die Institution kein isolierter (Lebens)-Raum „wie ein Aquarium“: „Hier werden Beziehungen hergestellt, verknüpft und es werden gesellschaftliche Prozesse angestoßen. Ihr bringt die Menschen zum Nachdenken.“

„Ich habe früher gar nicht so auf Denkmäler geachtet“, sagte Schülerin Nela Esken. „Heute sehe ich sie mit anderen Augen und nehme auch die Umgebung viel bewusster wahr.“

Weitere Projekte sollen folgen, verspricht Jöbkes. Passend dazu hatte VR-Bank-Vorstandsmitglied Merten eine weitere tolle Nachricht im Gepäck: Er versprach der Schule eine „Exklusiv-Partnerschaft“. Damit erkläre sich die VR-Bank auf vertraglicher Basis bereit, dauerhaft solch „sozial-genialen“ Projekte zu unterstützen.

Das Bildungskonzept mache Sinn, sagt Werner Böhnke, Vorsitzender der Stiftung: „Junge Menschen werden sich flexibel und schnell auf unterschiedliche und komplexe Situationen einstellen müssen, nicht nur im Berufsleben, sondern auch in der Mitgestaltung der Gesellschaft. Sie werden mit dem, was sie gelernt haben, neue, heute noch unbekannte Fragen beantworten müssen.“ Die dafür nötigen Kompetenzen fördere „Service Learning“.

Neben dem Schleidener Sturmius-Gymnasium waren 2017 die vier weiteren Gewinner-Schulen: Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe (Baden-Württemberg), Heinz-Nixdorf-Gesamtschule Paderborn (NRW), Integrierte Gesamtschule Kreyenbrück in Oldenburg (Niedersachsen), Regenbogenschule in Stolberg (Nordrhein-Westfalen). Bislang haben sich laut Stiftung über 80.000 Schüler aus 600 Schulen in 2000 sozial-genial-Projekten engagiert.

pp/Agentur ProfiPress

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Autor(in): Klaus Schäfer
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