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29. Mai 2017

„Film ab, Madame Odeon“

Ralf Kramp und das Eifelphilharmonie-Orchester boten großes Kino – Ein ungewöhnliches Konzertprojekt – Die Besucher zeigten ihre Begeisterung mit Standing Ovations

Gemünd – Am Ende des Lit.Eifel-Abends gibt es Standing Ovations für Ralf Kramp und das Eifelphilharmonie-Ensemble. Die Besucher sind begeistert. Großes Kino ist zuvor im Gemünder Kursaal geboten worden.

Der Autor Kramp und das Orchester, das in der Vulkaneifel beheimatet ist, führten die knapp 170 Besucher mit ihrem selbst inszenierten Abenteuer an diesem Abend in die phantastische Welt großer Filme. Die Hymne der bekannten Filmproduktionsgesellschaft „20th Century Fox“ Los Angeles erklang passend zur Einstimmung.

Es sei ein „ungewöhnliches Konzertprojekt“, mit diesen Worten begrüßte Christian Hilgers, Manager der Eifelphilharmonie, die Gäste. Diese erwarte ein „Lesical“, kündigte er an – eine fantastische Kombination aus Lesung und Musik. Die Geschichte sei dabei das verbindende Element.

Die Eifelphilharmonie ist ein Orchester, das für seine kreativen Musikprojekte ebenso bekannt ist wie für gehobene musikalische Qualität. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Mal untermalt die Orchestermusik sanft die Erzählung von Kramp, dann wieder wirkt die Musik für sich. Die 63 Musiker unter Leitung von Stefan Kollmann lassen überraschende „Special Effects“ einfließen. So ertönt „Darth Vader“ im Saal wie eine altersschwach vor sich hin röchelnde Kaffeemaschine oder das schaurige „Ho, ho, ho“ einer ganzen Meute von Piraten.

Kramp ist stilvoll gekleidet mit blank polierten Reitstiefeln, Tweed-Weste und Baskenmütze. Er platziert sein rostfarbenes, altertümlich anmutendes Megafon auf seinen Tisch nahe der Leselampe. Er wird dieses Utensil noch mehrmals an diesem Abend in Szene setzen. Zu Beginn nutzt er es, um „Madame Odeons wundersamen Kinopalast“ auszurufen.

„Wir müssen den Film heraussuchen, der Dich wieder glücklich macht“, spricht Kramp die schrullige und wundersame alte Kinobesitzerin. Mit seiner Geschichte führt er in die Gassen von Paris, in die sandige Sahara, ins wogende Wasser und auf Schiffsplanken.

Standing Ovations gab es am Ende für den Lit.Eifel-Abend von den rund 170 begeisterten Zuhörern im Gemünder Kursaal. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Kramp ist ein Meister der Erzählkunst – das zeigt er auch an diesem Abend. Er gibt den scheinbar leicht dahingesagten Worten eine charmante Würze. Gekonnt erzeugt er packende Bilder in den Köpfen seiner Zuhörer. Auch Madame Odeons Erscheinungsbild macht er schnell greifbar: schrumpelige Finger, feuerrote Löckchen, dicke Perlenkette um den faltigen Hals.

Die Geschichte, die Kramp verfasst hat, bietet neben Liebe, Spannung und Hoffnung natürlich auch ein Happy End. Seine Protagonistin, die hübsche Pauline liebt es, jeden Abend ins Kino zu gehen. Das alte heruntergekommene „Odeon“ ziehe sie magisch an. „Man kann nur erahnen, dass es mal Cinema geheißen hat“, erzählt Kramp. Sie drückt die alte Messingstange an der Flügeltür. Und schon geht es hinein für Pauline und die Lit.Eifel-Gäste in die phantastische Welt des Kinos. Stillen der Sehnsüchte ist angesagt. „Film ab, Madame Odeon!“

Ganze Türme hoch aufeinander gestapelter Filmdosen stehen bereit. Eine Auswahl fällt nicht leicht. „Da sind die Filme, die nach der Schuhgröße des Hauptdarstellers sortiert sind. Dahinten lagern die, in denen Oleandersträuche und Bananenbäume vorkommen. Dort drüben die mit Frisörsalon-Szenen“, liest Kramp. Und schon hüpft Pauline sanft surreal, spannend, amüsant und unterhaltsam von Film zu Film – darunter Klassiker wie „Der weiße Hai“, „Mission Impossible“, „Winnetou“ oder „Bonanza“. Über zwei Stunden hören die 170 Besucher gebannt zu.

„Für ein symphonisches Blasorchester spielen wir untypisch mit Harfe und Kontrabass, das sorgt einfach dafür, dass es einen wahnsinnigen Klang hat“, erklärte Christian Hilgers, Manager der Eifelphilharmonie. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Das Orchester spielt geniale Übergänge und stimmt auf die nächste Episode ein – mit Paukenschlägen für die Kamelkarawane in „Lawrence von Arabien“, die Mundharmonika führt einen zwischendurch in das Land der Apachen.

„Das Besondere daran ist, dass wir diese Titel auseinanderpflücken“, erklärt Hilgers. Die Arrangements werden an die Erzählstränge angepasst. So ein Programm entstehe daher nicht von heute auf morgen. Mehr als ein Jahr habe man an dem Filmmusik-Abenteuer gearbeitet.

Putzige Details lassen schmunzeln. Denn zwischendurch streut Kramp spitzfindig schräge Typen aus Vergangenheit und Gegenwart ein – wie den Indianerhäuptling „Heitere Hyäne“ („Gras? Wir rauchen Kakteen, das knallt besser“). Auch Donald Trump, der Präsident der Vereinigten Staaten, bekommt sein Fett weg.

Der wundersame Kinopalast ist bereits die dritte gemeinsame Aufführung. Präsentiert wurden bereits das humorvolle Krimi-Konzert „Die seltsamen Morde des Mortimer Selsdon“ und „Ein Halunken-Weihnachtsfest“. Diesmal war es dann: großes Kino! Die Besucher spendeten noch lange Beifall im Gemünder Kursaal und erfreuten sich an den Zugaben.

pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Kultur

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Autor(in): Klaus Schäfer
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