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2. Mai 2017

Tugend der Soldaten: Treu und tapfer

Weihbischof Dr. Johannes Bündgens predigt beim 65. Kallmuther St.-Georgsritt über den Namenspatron von Jorge (Georg) Mario Bergoglio alias Papst Franziskus – Robert Ohlerth und seine Mitstreiter freuten sich über die trotz schlechtem Wetter wieder angestiegenen Teilnehmerzahlen – Über 500 Menschen und 103 Pferde pilgerten mit zum Georgspütz

Mechernich-Kallmuth – „Die Talsohle ist durchschritten, wir sind wieder dreistellig“, freute sich der Kallmuther Ortsvorsteher Robert Ohlerth am Vormittag eines verregneten Maifeiertages. Trotz Wolken und Niesel hatten sich nicht weniger als 103 Reiter und Kutscher und ebenso viele Pferde nach Kallmuth aufgemacht, um an der althergebrachten Reiterprozession zu Ehren des Heiligen Georg teilzunehmen. Hinzu kamen einige Hundert Fußpilger.

Als Standartenreiterin führte Sabine Engelmann auf dem blauen Belgier „Wotan“ den diesjährigen Sankt-Georgsritt an. Foto: Jürgen Houbé/DRK/pp/Agentur ProfiPress

Nach nur 42 berittenen Pilgern im vergangenen Jahr machte sich schon vor Abritt um 11.15 Uhr große Erleichterung bei Robert Ohlerth, Gerhard Mayr-Reineke und ihrem Team vom Sachausschuss Sankt-Georgsritt des Kallmuther Pfarrgemeinderates breit. Aus allen Himmelsrichtungen ritten kleine Trupps und Einzelreiter auf den temporären Wallfahrtsort im Schatten des Mechernicher Bleibergs zu.

103 Pferde und Reiter wurden beim 65. St. Georgsritt in Kallmuth gezählt, wie diese Gruppe aus Marmagen. Foto: Jürgen Houbé/DRK/pp/Agentur ProfiPress

Am „Schmerzensfreitag“ in der Fastenzeit und am 1. Mai ist Kallmuth das Ziel der Gläubigen aus weiten Bereichen der Nordeifel. Am Schmerzensfreitag wird die Mutter Christi in Gestalt eines Gnadenbildes , einer Pieta, in der Pfarrkirche verehrt, am 1. Mai der Pfarrpatron Sankt Georg unter freiem Himmel. Letzteres nachweislich bereits seit dem 17. Jahrhundert mit einer Prozession zum Georgspütz, einer Quelle im Feytal zwischen Urfey und Vollem, Kallmuth und Weyer.

Bischof schon als Kind in Mechernich

Seit 1953 ziehen die Pilger am 1. Mai zusätzlich mit einer Reiterprozession von Kallmuth aus in jenes Tal, durch das auch die römische Wasserleitung nach Köln führte. Die 65. kombinierte Reiter- und Fußprozession startete an der Kallmuther Burg, wo die Teilnehmer von dem Aachener Weihbischof Dr. Johannes Bündgens gesegnet wurden. Er hatte bereits im Vorjahr auf Bitten der damals verantwortlichen Seelsorger Pfarrer Lothar Tillmann und Gemeindereferentin Elke Jodocy seine Teilnahme als Festprediger zugesagt.

Mit (von rechts) Eifeldekan Erik Pühringer, Dr. Johannes Bündgens und Manfred Lang waren alle drei Weihegrade des katholischen Weihesakramentes am Altar versammelt: Priester, Bischof und Diakon. Foto: Jürgen Houbé/DRK/pp/Agentur ProfiPress

Weihbischof Dr. Johannes Bündgens freute sich, erstmals am Kallmuther Maitritt teilnehmen zu können. Obwohl er schon mal als Kind die Ferien bei Onkel und Tante in Mechernich verbracht hatte und später als Heimbacher Pfarrer in einer Nachbargemeinde tätig war, hatte er nie die Gelegenheit, den Kallmuther Ritt mitzuerleben. Er war begeistert im Angesicht der vielen Pilger, die sich trotz der unsicheren Großwetterlage auf den Weg gemacht hatten.

Weihbischof Dr. Johannes Bündgens (im Bild) und Eifeldekan Erik Pühringer zogen gemeinsam mit den Ministranten über die Gottesdienstwiese am Georgspütz und segneten Menschen und Tiere. Foto: Birgit Aust/pp/Agentur ProfiPress

Bündgens und Diakon Manfred Lang nahmen auf dem von Dirk Züll und Peter Evertz gelenkten und von zwei Kaltblutwallachen gezogenen Sakramentenwagen Platz – gemeinsam mit einem Teil der Kallmuther Kommunionkinder. Eifeldekan Erik Pühringer, der Pfarrer von Kallmuth und Mechernich, setzte sich mit den Messdienern und dem stattlichen zweiten Teil der Kommunionkinder zu Fuß an die Spitze der Prozession.

Nach nur 42 Pferden im vergangenen Jahr erholten sich die Teilnehmerzahlen am Kallmuther St.-Georgsritt am 1. Mai 2017 sichtlich. Die Verantwortlichen des Pfarrgemeinderats-Sachausschusses St.-Georgsritt zählten 103 Pferde und über 500 Fußpilger. Foto: Jürgen Houbé/DRK/pp/Agentur ProfiPress

Nach der Heiligen Messe am Georgspütz zogen die Pilger wie seit 64  Jahren in umgekehrter Reihenfolge ins Dorf zurück. An der Burg flanierten die Reiter und Fußpilger am Sakramentenwagen vorbei und wurden von Weihbischof Johannes Bündgens mit der Monstranz gesegnet.

Pazifistische Grundeinstellung

Bei der „weltlichen“ Feier auf der Festwiese vor dem Ortseingang aus Richtung Scheven gab es anschließend Erbsensuppe, Kaffee und Kuchen. Dazu spielte der Musikverein Kallmuth unter der Leitung von Thomas Stoffels, der auch die Heilige Messe und die Prozession bereits musikalisch begleitet hatte.

Die 50 treuen Helfer und Mitarbeiter des Pfarrgemeinderats-Sachausschusses St.-Georgsritt hatten alle Hände voll zu tun, um die über 500 Gäste auf der Festwiese mit Suppe, Getränken, Würstchen, Kaffee und Kuchen zu bedienen. Zu allem Überfluss ging das Regenüberdach vor der Prozession im Wind fliegen und musste wieder aufgebaut werden. Während des Mairittes zum Georgspütz beruhigte sich das Wetter zusehends – und bei der „weltlichen Feier“ nach der Wallfahrt blieb es trocken. Foto: Birgit Aust/pp/Agentur ProfiPress

Gerhard Mayr-Reineke überreichte Weihbischof Dr. Johannes Bündgens und seinem Mitarbeiter Norbert Jungbluth sowie Diakon Manni Lang am Ende die gleiche Reiterplakette, mit der zum 65. Georgsritt alle Teilnehmer zu Pferde ausgezeichnet wurden.

Der Aachener Hirte übergab Bildbände über die Aachener Domfenster stellvertretend für alle fleißigen Georgsritt-Organisatoren und Helfer an Robert Ohlerth, Gerhard Mayr-Reineke und Stefan Weingartz, den Kallmuther Kirchenmusiker, der in diesem Jahr einen über 60köpfigen Projektchor für den Mairitt zusammengestellt hatte.

In seiner Predigt ging Bischof Bündgens auf den Reiterheiligen Georg ein, der wie Martin von Tours, Demitrios, Sebastianus oder Ignatius von Loyola Soldat gewesen sei. „Wir Christen legen ja eigentlich eine pazifistische Grundhaltung an den Tag“, sagte der Theologe, aber auch die Treue und die Tapferkeit von Soldaten nötigten Respekt ab. Die ganze Kirchengeschichte hindurch habe Gott immer wieder auch Soldaten in seine Nachfolge gerufen.

Robert Ohlerth, Gerhard Mayr-Reineke und ihre Mitstreiter vom Sachausschuss „Georgsritt“ hatten verschiedene Werbemaßnahmen ergriffen, um wieder mehr Pferdehalter für den seit 1953 stattfindenden Sankt-Georgsritt zu begeistern. Plakate und Flyer wurden gedruckt, persönliche Einladungen verschickt. Die Rösser bekamen einmal mehr Eichenlaub und Fähnchen ans Halfter, für die Reiter gab es erstmals massive Metallmedaillen zur Erinnerung an die Teilnahme. Gruppen ab acht Reitern bekamen zusätzlich eine eigene Fahne. Foto: Jürgen Houbé/DRK/pp/Agentur ProfiPress

Georg sei auch der Namenspatron von Jorge Mario Bergoglio. Wie sein Namenspatron besteche „Papst Franziskus durch seine einfache, bescheidene und höfliche Art, durch seinen unermüdlichen Einsatz für mehr Nächstenliebe und Brüderlichkeit auf dieser Welt.“ Unerschrocken beziehe er auch zu schwierigen und sensiblen Themen eine klare Position und stelle sich auf die Seite der Schwachen und Verfolgten.

Über den Heiligen Georg existierten viele Legenden, so Bündgens, vor allem die des Drachentöters, ein Motiv, das auch auf Fahnen und Standarte des Kallmuther St.-Georgsrittes abgebildet ist. Unter Kaiser Diokletian fand Georg den Märtyrertod, weil er seinem christlichen Glauben nicht abschwören wollte – wie viele andere Kirchenpatrone im Mechernicher Raum, z.B. Agnes (Bleibuir), Cyriakus (Weyer), Margareta (Vussem/Breitenbenden) oder Pankratius (Floisdorf).

pp/Agentur ProfiPress

 

 

 

 

 

 

 

 

Kategorien:
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Autor(in): Klaus Schäfer
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