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21. Dezember 2016

Gute Botschaften von Hiob

Mechernicher Pfarrer Michael Stöhr (56) promoviert in praktischer Theologie und veröffentlicht seinen lesbaren 423-Seiten-Wälzer „Hiobs Trost“ im Rheinbacher CMZ-Verlag – Jetzt arbeitet der Autor an Kurzgeschichten und einem Krimi

Mechernich – Bescheiden, still und leise hat sich der Mechernicher Pfarrer Michael Stöhr (56) bereits vor zwei Jahren an der Uni Bonn in praktischer Theologie promoviert. Jetzt ist seine Doktorarbeit in nicht ganz streng wissenschaftlich-theologischer Form – also „entschärft“, wie er sich ausdrückt – im Rheinbacher CMZ-Verlag Winrich C.-W. Clasen erschienen. 423 Seiten, illustriert, 29,80 Euro, ISBN-Nummer 978-3-87062-187-2. Der Titel: „Hiobs Trost“.

Es geht vordergründig um das alttestamentarische Buch „Hiob“, also jenen gerechten gottesfürchtigen Mann, der auf eine Wette zwischen Gott und dem Teufel hin in schweres Unglück gestürzt wird. Hiob soll versucht werden, von Gott abzurücken, er verliert alles, Frau, Kinder, Vieh, Besitz, die Gesundheit. Und doch verliert der Teufel seine Wette, Hiob bleibt Gott treu und wird überreich belohnt.

Hintergründig geht es in Michael Stöhrs Buch um die Theodizeefrage: Wenn es einen Gott gibt, warum lässt er das Leid zu? Wozu sind das Leid und der Schmerz und die Ungerechtigkeit überhaupt in der Welt? Was verursacht die Klage und was spendet trotz alledem Trost? Das Buch Hiob, so der Tenor in Dr. Michael Stöhrs theologischem „Wälzer“, ist neben vielem anderen auch ein theologischer Leitfaden in Trauerbegleitung.

Im Rheinbacher CMZ-Verlag Winrich C.-W. Clasen erschien jetzt Michael Stöhrs 423-Seiten-Wälzer „Hiob s Trost“, reich illustriert, 29,80 Euro, ISBN-Nummer 978-3-87062-187-2. Foto: CMZ-Verlag/Lina C. Schwerin

Dabeibleiben und mit aushalten

Hiobs Freunde sitzen mit dem von Geschwüren übersäten und von ununterbrochenen Hiobsbotschaften gebeutelten Mann buchstäblich auf dem Misthaufen – und sie schweigen sich an. Zunächst jedenfalls. Die Freunde sind einfach bei Hiob – und halten mit ihm aus, was Gott an Leid für den Gerechten bereithält und es ihm auch geschehen lässt. Erst als die Freunde zu reden beginnen und so genannte „gute Ratschläge“ geben, misslingt die Trauerbegleitung und es kommt zum Streit.

Angefertigt hat Michael Stöhr, der seit 1990 Gemeindepfarrer in Mechernich ist, seine Doktorarbeit für die Evangelisch-Theologische Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Prof. Dr. Reinhard Schmidt-Rost war sein „Doktorvater“, Prof. Dr. Eberhard Hauschildt, ebenfalls Lehrstuhl für praktische Theologie, der Koreferent, auf dessen Anregung der Autor zwei zusätzliche Kapitel über die seelsorgerischen Aspekte des Buches „Hiob“ eingearbeitet hat.

Theologie bei Cognac und Zigarre

Im Hintergrund hielt auch – der Ökumene sei Dank – der katholische Alttestamentler Professor Dr. Hans Fuhs aus Kommern seine väterlich-freundschaftlich Hand über Stöhrs Buchprojekt. Manches theologische Problem wälzten die beiden des Abends nicht nur, aber auch bei Cognac und Zigarre. Michael Stöhr: „Theologisch tut sich die Wissenschaft der großen Konfessionen nicht viel.“

Im ersten Teil des 423-Seiten-Werkes beschäftigt sich der Autor mit den Inhalten des Buches Hiob, im zweiten Teil mit seiner Wirkung. Und das nicht nur in theologisch-exegetischer Hinsicht, sondern auch in der Literatur, in der Predigt, in der Musik und in der bildenden Kunst.

Kaum ein Buch der Bibel hat die Menschen über 2500 Jahren hinweg so provoziert, aber auch inspiriert wie Hiob. Stöhr zitiert Maimonides, Thomas von Aquin, Immanuell Kant, Joseph Roth, Carl Gustav Jung, Thomas Mann, Dorothee Sölle und Ex-Präses Manfred Kock. Er zeigt Bilder von Traversi, Bonnat und Chagall und benennt Bezüge zu Hiob im Film, unter anderem bei Woody Allen, sowie in der Musik, bei Telemann und Händel.

Pfarrer Dr. Michael Stöhr hat sich an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Uni Bonn in praktischer Theologe promoviert. Seine Doktorarbeit ist jetzt in nicht streng wissenschaftlich-theologischer Form im Rheinbacher CMZ-Verlag erschienen. Zurzeit arbeitet der Autor an einer Sammlung lustiger Geschichten und an einem Kriminalroman. Er sammelt aber auch schon eifrig für weitere theologische Publikationen, Kreuzestheologie und Reformation. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Zurzeit arbeitet der Autor an einer Sammlung lustiger Geschichten und an einem Kriminalroman. Er sammelt aber auch schon eifrig für weitere theologische Arbeiten, Kreuzestheologie und Reformation.

Beim Bund zur Geisteswissenschaft

Der Mechernicher Pfarrer wurde am 19. Mai 1960 als Franz-Michael Stöhr in Eschwege/Nordhessen als Sohn einer Köchin und eines Polizisten geboren. Stöhr ist mit einer Pfarrerin, Sigrid Frentzen-Stöhr, verheiratet, seine Tochter Lisa ist Ärztin.

Er machte 1979 in Troisdorf Abitur, war als Wehrpflichtiger Funker bei der Bundeswehr, was ihn von den Naturwissenschaften zu den Geisteswissenschaften brachte, weil er – atypisch – mit Kameraden in der Freizeit Schach spielen und philosophieren lernte. Danach studierte Michael Stöhr Theologie und Philosophie in Bonn und Heidelberg.

1986 war er Vikar in Köln-Marienburg, 1988 Pastor in Hürth und seit 1990 Gemeindepfarrer in Mechernich. Michael Stöhr absolvierte im Lauf der Jahre Zusatzausbildungen in Seelsorge unter Einbeziehung der Tiefenpsychologie nach Adler und eine mehrjährige therapeutische Ausbildung in Individualpsychologie.

Er ist Krankenhausseelsorger, Moderator im Arbeitskreis Palliativmedizin, Mitwirkender im Betreuungsteam für Flüchtlinge in Roggendorf und Beauftragter für Weltanschauung und Sekten im Kirchenkreis Aachen. Er war bis 2003 Supervisor im kollegialen Kreis und bis 2014 Geschäftsführer der Mechernicher „Tafel“.

pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Demographie · Kultur

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Autor(in): Klaus Schäfer
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