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7. September 2016

Recollectio im Kloster Steinfeld

Weihbischof Dr. Johannes Bündgens besucht Kloster Steinfeld und fesselt seine Zuhörer mit einer Analyse über Mutter Teresa und die Theologie von Papst Franziskus

Kall-Steinfeld – Über die Heiligsprechung Mutter Teresas von Kalkutta und die Theologie der Barmherzigkeit von Papst Franziskus referierte der Aachener Weihbischof Dr. Johannes Bündgens vergangenen Montag im Kloster Steinfeld.

Seine Zuhörer waren die Pastoral- und Gemeindereferent/inn/en, Priester und Diakone aus der Aachener Bistumsregion Eifel. Sie treffen sich einmal im Jahr zu einer sogenannten Recollectio, einer Zusammenkunft, die der geistlichen Bildung dient. Dazu eingeladen hatte Eifeldekan Erik Pühringer.

Die Zusammenkunft begann mit Kaffee und Kuchen und schloss mit dem gemeinsamen Vespergebet. Dazwischen war genügend Zeit für Bündgens‘ Impulsvortrag und einen regen Austausch zu den Ausführungen des Weihbischofs.

Der Ausgangspunkt des geistlichen Vortrages von Weihbischof Bündgens war Mutter Teresa. Sie war am Tag zuvor in Rom heiliggesprochen worden. Bündgens nannte die gebürtige Albanerin, die ihr Leben den Ärmsten der Armen in Indien gewidmet hatte, „die Personifikation des Jahres der Barmherzigkeit“.

Weihbischof Johannes Bündgens nannte Mutter Teresa „die Personifikation des Jahres der Barmherzigkeit“. Papst Franziskus überzeuge mehr durch Taten als theologisch ausgefeilte Worte. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Weihbischof Johannes Bündgens nannte Mutter Teresa „die Personifikation des Jahres der Barmherzigkeit“. Papst Franziskus überzeuge mehr durch Taten als theologisch ausgefeilte Worte. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Über Mutter Teresa sagte Bündgens, dass bei ihr die Nähe zu Gott und Jesus geradezu körperlich zu spüren war: „Wer ihr begegnete, begegnete Jesus: seiner Kraft, seiner Gegenwart, seiner Heiligkeit, seiner Zärtlichkeit.“

Bei Papst Franziskus hat der Referent als Leitgedanken die Barmherzigkeit ausgemacht, Mutter Teresa sei sein Vorbild. Papst Franziskus sei kein klassischer „akademischer“ Theologe und hebe sich nicht durch erworbene Titel und Auszeichnungen hervor. Auch begeistere er nicht durch eine besonders raffinierte theologische Sprache, dafür überzeuge Franziskus durch seine Taten, so wie auch Mutter Teresa, die in den Ärmsten, Leidenden und Sterbenden die Würde Gottes erkannte.

Selbst durch ihren Kleidungsstil, den weiß-blauen Sari, der Kaste der Unberührbaren, habe sie ihre und die Solidarität Jesu mit den Menschen am Rand der Gesellschaft zum Ausdruck gebracht.

Weil sich auch die Theologie von Papst Franziskus mehr an Werken als an Worten orientiert, nannte Bündgens sie „weisheitlich“. Sie sei warmherzig, menschlich und ausdrucksstark: „Für Papst Franziskus ist die Praxis wichtiger als die Theorie.“ Deshalb seien seine Predigten und Schriften voller praktischer Lebensweisheiten.

Die Teilnehmer der diesjährigen Recollectio im Kloster Steinfeld: Pastoral- und Gemeindereferent/inn/en, Priester und Diakone aus der Aachener Bistumsregion Eifel und ihr Referent, Weihbischof Dr. Johannes Bündgens. Der Aachener hielt ein Impulsreferat, in dem er sich zum Leben und Wirken von Mutter Teresa und der Theologie von Papst Franziskus äußerte. Foto: Loni Behrend/pp/Agentur ProfiPress

Die Teilnehmer der diesjährigen Recollectio im Kloster Steinfeld: Pastoral- und Gemeindereferent/inn/en, Priester und Diakone aus der Aachener Bistumsregion Eifel und ihr Referent, Weihbischof Dr. Johannes Bündgens. Der Aachener hielt ein Impulsreferat, in dem er sich zum Leben und Wirken von Mutter Teresa und der Theologie von Papst Franziskus äußerte. Foto: Loni Behrend/pp/Agentur ProfiPress

Seine Autorität beruhe „auf der Kohärenz seiner Taten und Worte“, so Bündgens. Will sagen: Der Papst meint, was er sagt und tut es auch. Bündgens: „Die einfache Art des Erzählens und seine Taten schaffen eine Gemeinschaft zwischen Prediger und Zuhörer.“

Bündgens zufolge ist Papst Franziskus der Meinung, man könne Situationen nicht nach dem Motto aufteilen: „Das darf sein und das darf nicht sein.“ Er habe das alltägliche Leben und die Praxis des Lebens der meisten Menschen im Blick. Für ihn sei jede Situation eine andere und deshalb auch immer aufs Neue zu bewerten.

Das ist genau das, was nach Meinung von Johannes Bündgens „aus einem Seelsorger einen guten Seelsorger macht“. Ein guter Seelsorger besitze die Weisheit der Unterscheidung und könne somit nicht nur schwarz und weiß sehen, sondern auch die Nuancen dazwischen immer neu betrachten und bewerten. Der Weihbischof: „Ein guter Seelsorger kann sich sozusagen nicht nur in die Pläne Gottes einfühlen, sondern auch in die Pläne des Teufels.“

Auf das Impulsreferat folgte ein reger Austausch in der ganzen Runde. „Papst Franziskus hat die innere Freiheit, sich ganz neu auf Situationen einzulassen. Das finde ich bewundernswert!“, sagte Pastoralreferentin Katharina Sedlak aus Mechernich. Sie konstatierte, Papst Franziskus habe auch „eine unglaubliche Freiheit im Umgang mit den von Jesus vorgegeben Regeln“.

Es wurde auch nach der Relevanz der Theologie von Mutter Teresa und Papst Franziskus gefragt. Pfarrer Dr. Peter Berger forderte, die akademische Theologie müsse auf die Impulse von Papst und Heiliger reagieren. Die Frage stand im Raum: Was bleibt Welt und Kirche von Papst Franziskus erhalten? Dr. Johannes Bündgens: „Er hat die Atmosphäre in der Kirche verändert, die Art wie wir miteinander reden und umgehen.“ Diese Veränderung werde bleiben.

Einige pastorale Mitarbeiter der Region Eifel äußerten den Wunsch nach mehr Verbindlichkeit und einem gültigen Leitfaden in der Seelsorge, beispielsweise im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder Homosexuellen. Dr. Berger nannte ein Beispiel: „Was bedeutet es für die Theologie, wenn Franziskus sagt, ihm als Papst stehe es nicht zu, einen Homosexuellen zu verurteilen . . .“

Andererseits, auch das wurde bei der Recollectio deutlich, fällt es Priestern und Seelsorgern angesichts so großer Entscheidungsmöglichkeiten schwer, jede Situation richtig zu bewerten. Unter dem Strich waren sich Referent und Diskussionsteilnehmer in einem Punkt einig: Papst Franziskus hat seine ganz eigene Theologie entworfen, die zu Taten und neuem Denken auffordert. Eine Zuhörerin: „Dieser Papst ist ein sehr menschlicher, der durch seine Taten überzeugt.“

                             pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Kultur

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Autor(in): Klaus Schäfer
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