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11. August 2016

Peter Klein, ein Urgestein des Rallyesports

Der 81-Jährige aus Kall-Roder ist Club-Mitgründer und ältestes Mitglied – In jungen Jahren ein recht erfolgreicher Rennfahrer gewesen – Autoverkäufer geschockt, als er in schmutziger Arbeitskleidung einen Ferrari kaufen wollte – Oft Gast bei Enzo Ferrari

Kall – Wenn man mit dem RCN-Mitgründer Peter Klein aus Kall-Roder beim Benzin-Gespräch zusammensitzt und seinen spannenden Erzählungen lauscht, dann vergeht einem die Zeit wie im Fluge. Der heute 81-jährige Motorsport-Freak war damals einer der Initiatoren, die am Buß- und Bettag 1965 den Rallye Club Nordeifel in Gemünd aus der Taufe hoben. Heute ist RCN-Urgestein Klein das älteste Ehrenmitglied des Clubs, der auf sein 50-jähriges Bestehen zurückblicken kann. Klein erinnert sich noch gern an seine aktive Rennfahrer-Zeit.

Peter Klein 1963 am Steuer seines Porsche-Carrera. Repro: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Peter Klein 1963 am Steuer seines Porsche-Carrera. Repro: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Lange vor der Gründung des RCN war Peter Klein vom Rennsport-Bazillus befallen worden. Als Jugendlicher fuhr er mit dem Fahrrad zum Nürburgring, um dort seine Rennsport-Idole Juan Manuel Fangio, Karl Kling oder Stirling Moss zu bewundern. Doch es blieb nicht beim Radfahren. Schon bald saß er als 21-Jähriger selbst im Rallye-Fahrzeug, um die nötigen Siege einzufahren, die er für die Erlangung der internationalen Privat-Lizenz als Rennfahrer benötigte.

Peter Klein verfolgte in den Jahren 1959 und 1960 als Rallye-Pilot beharrlich sein Ziel. Schon bald konnte er auf acht Podiumsplätze verweisen, wobei er fünfmal als Gesamtsieger ganz oben auf dem Treppchen stand. Zu dieser Zeit hatte sich Klein, der mittlerweile als selbstständiger Dachdecker tätig war, bereits einen großen Namen im deutschen Motorsport gemacht.

Beim Bergrennen 1964 in Bad Neuenahr driftet Kleins Porsche 911 auf drei Rädern durch die Kurve. Repro: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Beim Bergrennen 1964 in Bad Neuenahr driftet Kleins Porsche 911 auf drei Rädern durch die Kurve. Repro: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Ein Husarenstück leistete er sich, als er 1960 bei einer dreitägigen Rallye durch Deutschland unter 308 Fahrzeugen den zweiten Platz belegte. Zahlreiche Sonderprüfungen waren an drei Tagen zu bestehen, wobei die letzte Prüfung auf der Nordschleife des Nürburgringes stattfand. Angesichts der positiven Rallye-Ergebnisse bekam Klein schließlich vom ADAC die Internationale Rennsportlizenz als Privatfahrer.

1961 erwarb der junge Rennfahrer aus der Eifel einen Porsche Super 90, mit dem er bei Bergrennen an den Start ging und auf Anhieb der Konkurrenz das Fürchten lehrte. Bei den ersten drei Rennen in Lorch, Ebersberg und Bad Neuenahr konnte sich Klein zweimal als Sieger feiern lassen. Auch 1962, beim Großen Preis von Europa am Nürburgring, als es im Rahmenrennen um den „Rheinland-Pfalz-Preis“ ging, setzte sich Klein gegen 75 Porsche-Rennwagen durch.

In dem Bildband "Ferrari - Faszination auf Rädern" widmet der italienische Nobelkarossen-Hersteller dem RCN-Gründer Peter Klein (links) vier Seiten. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

In dem Bildband “Ferrari – Faszination auf Rädern” widmet der italienische Nobelkarossen-Hersteller dem RCN-Gründer Peter Klein (links) vier Seiten. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Den Porsche Super 90 mit 93 PS tauschte Peter Klein 1963 gegen einen 123 PS starken Porsche Carrera ein, mit dem er erstmals beim Auftaktrennen zur deutschen Bergmeisterschaft in Lorch am Rhein startete. 127 Konkurrenten nahmen am Training teil, bei dem Klein mit dem neuen Porsche nur den 14. Platz belegte.

Als es sonntags vor dem Start in Strömen regnete, war er weniger über das Wetter als über seinen stärksten Konkurrent verärgert. „Der kam die Treppe runter und sang, ‚So ein Tag, so wunderschön wie heute‘“, erinnert sich Klein, „der war ganz sicher, dass er das Regenrennen gewinnen wird.“

Doch es kam anders. Mit dem Vorsatz „Jetzt erst recht“ ging Peter Klein ins Rennen und zeigte dem vermeintlichen Regenspezialisten die Rücklichter. Vom 14. Startplatz aus gewann er das Rennen. „Das war für mich der größte Erfolg“, freut sich Klein noch heute. Es folgten weitere Berg- und Flugplatzrennen, bei denen er stets vordere Plätze belegte. Nach einem Unfall 1963 bei einem Bergrennen in Luxemburg legte Peter Klein eine vierjährige Pause ein.

Stets ganz vorne dabei: Peter Klein im roten Porsche. Repro: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Stets ganz vorne dabei: Peter Klein im roten Porsche. Repro: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

In seinem großen Fahrzeugpark stand schon bald ein Ferrari 330 GTC mit Doppelscheinwerfern. Nach der Gründung des RCN im Herbst 1965 absolvierte er damit 1966 das erste RCN-Bergrennen im Dürener Berg, das von dem damaligen Landrat Georg Linden gestartet wurde. 1967 kaufte sich Klein einen neuen Ferrari 275 GTB/4, dessen Entstehen er bei einem Urlaubsaufenthalt in Modena verfolgt hatte. „Ich kratzte all mein Geld zusammen, um diesen Sportwagen, der mir nicht mehr aus dem Sinn ging, kaufen zu können.“

Das tat Klein dann schließlich, als er auf einer Baustelle in Düsseldorf arbeitete. In der Mittagspause ging er in Arbeitskleidung und mit Bitumen verschmierter Hose zu dem nahe gelegenen renommierten Autohaus Becker, um seinen Traumwagen zu kaufen. Da Klein in seiner Dachdeckerkleidung nicht gerade wie der klassische Ferrari-Käufer aussah, fragte ihn der Verkäufer: „Wissen Sie denn, was der Wagen kostet? Haben Sie denn so viel Geld?“ Natürlich hatte Klein das Geld, doch der Verkäufer zeigte eher Skepsis, anstatt einen Kaufvertrag herauszuholen.

„Der glaubte, ich hätte nicht alle im Koffer“, schrieb Peter Klein später in seinem Gastbeitrag für das mehrsprachige Buch „Ferrari – Faszination auf Rädern“, das der Sportwagenhersteller 1985 anlässlich des 85. Geburtstages von Enzo Ferrari herausgegeben hatte und in dem vier Seiten dem Eifeler Ferrari-Fan und RCN-Gründer gewidmet sind.

Unzählige Fotos in seinem Büro zeugen von den Renneinsätzen von Peter Klein. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Unzählige Fotos in seinem Büro zeugen von den Renneinsätzen von Peter Klein. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Mit dem Ferrari 275 GTB/4 gewann Peter Klein direkt ein Bergrennen, bei dem er sich in seiner Klasse gegen 13 Ferraris, Corvettes und Mercedes SL durchgesetzt hatte. Ende 1969 gab er den aktiven Rennsport auf, nachdem das Pflichtgefühl für den großen Betrieb und die Familie seine Fahrweise beim Rennen immer stärker beeinflussten.

Dem Ferrari blieb Peter Klein treu. Elf dieser Sportwagen hat er besessen. Alle hat er im Werk persönlich abgeholt und ist dabei des Öfteren auf den Firmengründer Enzo Ferrari getroffen. Zweimal ist er von Enzo sogar persönlich zu den WM-Feiern nach Maranello eingeladen worden: 1977 als Niki Lauda und 1979 als Jody Scheckter für Ferrari die Formel-1-Weltmeisterschaft gewonnen hatten.

pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
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Autor(in): Klaus Schäfer
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