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19. Juli 2016

Gegen den Lachreiz angekämpft

Lit.Eifel-Workshop am Dürener Nelly-Pütz-Berufskolleg – Beim Filmdreh mangelte es den jungen Darsteller mitunter am nötigen Ernst

Düren – Schrille Schreie erschallten unheilvoll aus dem düsteren Kellerarchiv im Nelly-Pütz-Berufskolleg, gefolgt von einem energischen „Cut“ aus dem Munde von Regisseurin Mary Jane und dem anerkennenden Beifall der umstehenden Film-Crew: Die Mord-Szene war im Kasten.

Im hinteren Bereich des Flurs schälte sich das „Spurensicherungs-Team“ gerade kichernd in die weißen Ganzkörper-Anzüge, die man am Vorabend noch schnell in der Malerabteilung des örtlichen Baumarkts besorgt hatte. An der Türe stand in der Zwischenzeit dann schon Musiklehrer Stefan Becker bereit, der wenig später in seiner ersten Hauptrolle als „Tatort“-Kommissar definitiv ein Stück Schulgeschichte schreiben sollte.

Während der Drehpausen lieferten sich die bestens gestimmten Schauspieler auch schon mal die eine oder andere Seifenblasenschlacht. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

Während der Drehpausen lieferten sich die bestens gestimmten Schauspieler auch schon mal die eine oder andere Seifenblasenschlacht. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

Die Mitglieder der sechsköpfigen Krimi-Equipe waren begeistert, die Musikklasse von Lehrer Becker auch, denn sie durften spontan den Unterricht ausfallen lassen, um den Filmemachern der dreitägigen Lit.Eifel-Schreib- und Illustrationswerkstatt als Nebendarsteller und Komparsen zu assistieren. Fröhlich kehrte unterdessen die Fantasy-Gruppe zurück von ihren Dreharbeiten in einem „mystischen“ Waldstück zurück. Innerhalb nur eines Workshop-Tages waren unter den vielgestaltigen Anregungen der Münstereifeler Journalistin Claudia Hoffmann und des Bedburger Illustrators Jan Hillen Plots für sechs Film-Geschichten entstanden und zu Storyboards ausgebaut worden.

Musiklehrer Stefan Becker schrieb mit seiner ersten Film-Hauptrolle als „Tatort“-Kommissar definitiv ein Stück Schulgeschichte. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

Musiklehrer Stefan Becker schrieb mit seiner ersten Film-Hauptrolle als „Tatort“-Kommissar definitiv ein Stück Schulgeschichte. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

Einführungen in die Drehbuchtheorie und die Grundlagen filmischen Erzählens dienten dabei als Sprungbrett für die kreative Ausgestaltung der Ideen. Schnell kristallisierten sich die individuellen Talente heraus: Binnen kürzester Zeit waren die Aufgabengebiete von Kostüm- und Maskenbildner, Kameramann, Cutter, Sound-Engineer und Co. verteilt. Fleißig konturierten die 40 Schüler der Fachschule für Sozialpädagogik in ihren Skizzenbüchern, den sogenannten Scribbles“, die groben Entwürfe für ihre Szenen, die in den Drehplänen dann wenig später konkretere Formen annahmen.

Der Schnitt eines Films nimmt viel Zeit in Anspruch. Seminarleiterin Claudia Hoffmann und die Tüftler standen auch hier in engem Dialog. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

Der Schnitt eines Films nimmt viel Zeit in Anspruch. Seminarleiterin Claudia Hoffmann und die Tüftler standen auch hier in engem Dialog. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

Eine verborgene Falltür diente als Ausgangspunkt für die Geschichten. Sie wurde zum Ort für magische Zeitsprünge, führte in schaurige Gewölbe und in die unterirdische Zelle einer Kinderpsychiatrie – am Thriller „Turn Around“ hätten Krimifans ihre wahre Freude gehabt. Melanie, Eckbert, Sharline, Hümeyra, Mary und Melanie hatte sich für einen Genre-Mix entschieden. Ihr herrlich schräger „Mash up“, in dem Lukas Podolski zum Bundeskanzler avancierte und Angela Merkel im Gegenzug eine Fußball-Karriere startete wurde immer skurriler, je mehr Falltüren sich im Laufe der Geschichte öffneten. „Das hat Blockbuster-Potential“, schmunzelten die Zuschauer bei der Premiere, als zum Abschluss des Workshops alle Filme noch einmal über die große Leinwand im Klassenzimmer liefen.

Dank des großartigen zeichnerischen Talents von Stephan Lersch wurde das Story-Board der Fantasy-Gruppe zu einem echten Kunstwerk. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

Dank des großartigen zeichnerischen Talents von Stephan Lersch wurde das Story-Board der Fantasy-Gruppe zu einem echten Kunstwerk. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

Die Cutter waren hier nochmal zu Höchstform aufgelaufen und veredelten die Werke mit Weich- und Weißblenden, harten Schnitten, Soundtrack, Abspann und Outtakes. „Wir hätten nie gedacht, dass man so viele Takes machen muss, um ein paar Filmsekunden im Kasten zu haben“, bilanzierten die jungen Filmemacher. „Das Schwierigste war, beim Drehen ernst zu bleiben“, fanden sie. Am Ende wurden dann schnell noch alle Rosenblätter in der Aula eingesammelt, die in der romantischen Komödie von Lisa und Annika das Liebesglück der Protagonisten besiegelt hatten. „Ihr könnt wirklich sehr stolz auf Euch sein“, lobte Seminarleiterin Claudia Hoffmann, „innerhalb von drei Tagen ein fertiges Filmprojekt zu realisieren und dann auch noch mit teilweise komplexem Figureninventar – das kann sich wirklich sehen lassen.“

pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Kultur

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Autor(in): Klaus Schäfer
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