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1. Dezember 2015

„Wer sich nicht engagiert, lebt ins Leere“

Helmut Lanio (65): Eifeler Medienmann, Menschenfreund und Kulturpromoter mit christlichem Antrieb – Eine Personengeschichte von Manfred Lang in der KirchenZeitung für das Bistum Aachen

Als Helmut Lanio (65) den Kölner Kardinal Reiner Maria Woelki bei einem Empfang wiedertrifft, erinnert der sich dunkel: „Lanio? Lanio?“ Der hilft Woelki mit einer Art Geheimcode auf die Sprünge: „Davoser Klause 22“. Der Kölner Erzbischof versteht, lächelt Lanio an – und antwortet: „Züricher Weg“.

Reiner Maria Woelki und Helmut Lanio sind beide in der Bruder-Klaus-Siedlung in Köln-Mülheim aufgewachsen. Der mit Helmut Lanio befreundete und wegen seines sozialen Engagements bekannte Kölner Pfarrer Franz Meurer auch. Alle drei sind auf ihre Weise ausgesprochen engagierte Christenmenschen geworden. Zwei in der Kirche, einer in der Welt . . .

Helmut Lanio ist Verlagsgeschäftsführer, seit über 40 Jahren beim Weiss-Druck-Verlag in Monschau, seit 23 Jahren Aktivist der Hilfsgruppe Eifel für tumor- und leukämiekranke Kinder, Kuratoriumsmitglied der Stiftung Kloster Steinfeld, Motor der „Monschau Klassik“ und Miterfinder und Programmbeirat der „Lit.Eifel“.

Sein Lebensmotto formuliert er zeitgemäß und plastisch: „Meine christliche Grundhaltung ist schlicht. Wir sind auf der Welt, um uns zu engagieren, nicht um uns ab 17 Uhr durch 37 Fernsehprogramme zu zappen. Wer sich nicht fürs Gemeinwohl reinhängt, lebt ins Leere“.

Jakobspilger Helmut Lanio am Grenzstein nach Galizien. Foto: privat/pp/Agentur ProfiPress

Jakobspilger Helmut Lanio am Grenzstein nach Galizien. Foto: privat/pp/Agentur ProfiPress

Sein Einsatz für andere, egal ob medizinisch, sozial oder kulturell, ist lokalisierbar. Es hat – wie bei Kardinal Woelki und Pfarrer Meurer – seine Wurzeln in der gemeinsamen Jugend in der Bruder-Klaus-Siedlung. „Drei Kinder waren Minimum“, erinnert sich der heute in Kall in der Aachener Bistumsregion Eifel lebende Helmut Lanio: „Die Bruder-Klaus-Siedlung war damals eine katholische Siedlung für kinderreiche Familien.“

Ihre Gründung geht auf Karl Müller zurück, den damaligen katholischen Pfarrer der Pfarrei St. Franziskus in Köln-Bilderstöckchen. Der versammelte ab 1946 eine Gruppe von Ausgebombten, Kriegsflüchtlingen und Rückkehrern und gründete mit ihnen 1947 die noch heute bestehende Siedlergemeinschaft Neuland.

Die neu angelegten Straßen wurden nach Schweizer Orten und Landschaften benannt, zum Beispiel Davoser, Schwyzer, Genfer, Zuger und Zermatter Klause oder Solothurner, Luzerner, Baseler oder Züricher Weg. Daher der von Kardinal Woelki und Helmut Lanio verwendete Wiedererkennungscode.

Helmut Lanio hat gemeinsam mit Willi Greuel und anderen nach der Tschernobyl-Katastrophe die „Hilfsgruppe Eifel“ gegründet – zunächst, um krebskranken Kindern aus Tschernobyl und Umgebung unbeschwerte Ferien in der Eifel zu ermöglichen. Ein Kind aus einer der ersten Reisegruppen, Alonka, änderte alles.

Der Pilger Helmut Lanio auf dem Jakobsweg. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

Der Pilger Helmut Lanio auf dem Jakobsweg. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

„Wir haben dem Schicksal ein Gesicht gegeben“

„Wir beschlossen relativ spontan, Alonka nicht nur die Ferien zu ermöglichen, sondern ihre Krebstherapie zu finanzieren und dafür Geld zu sammeln“, so Helmut Lanio: „Ohne das bewusst zu planen, haben wir mit Alonka dem Schicksal ein Gesicht gegeben!“ Die Menschen in der Eifel spendeten wie verrückt: „Es war deutlich zu spüren: Die Leute nahmen starken Anteil an Alonkas Lebenskampf.“ Und sie öffneten ihre Portemonnaies in einem Umfang, wie man es bis dahin im früher bettelarmen „Preußisch-Sibirien“ nicht erwartet hatte.

Das hat sich bis heute nicht geändert. Alonka ist zwar trotz Therapie, sozialer und menschlicher Unterstützung gestorben. Aber an ihrer Stelle hat die Hilfsgruppe Eifel von da an Hunderten junger Krebs- und Leukämiepatienten helfen können. Lanio: „Immer geht es um konkrete Menschen und um konkrete Leben.“

Heute vergibt die Hilfegruppe Eifel jährlich zwischen 300.000 und 350.000 Euro an Spenden, so Helmut Lanio: „Wir bezahlen die Gehälter zweier Kinderkrankenschwestern, die junge Krebspatienten in der Eifel zu Hause ambulant betreuen, und haben bislang 23.000 Menschen zur Typisierung als Knochenmarkspender für Leukämiekranke animieren können.“ Von diesen potenziellen Spendern aus der Eifel sind mittlerweile 230 zum Einsatz gekommen, um einem anderen Menschen irgendwo auf dem Erdball das Leben zu retten.

Helmut Lanio (r.) und Günter Rosenke bei einer Veranstaltung der Zukunftsinitiative Eifel. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress

Helmut Lanio (r.) und Günter Rosenke bei einer Veranstaltung der Zukunftsinitiative Eifel. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress

Die Hilfsgruppe ist aber nur eine von vielen „Baustellen“ des Vaters und Großvaters aus Kall. Hinter den Kulissen ist er einer der vehementesten Kämpfer für das Weiterbestehen des Salvatorianer-Klosters Steinfeld und seines Gymnasiums, des Hermann-Josef-Kollegs. Auch auf diesem Schauplatz tut Lanio, was er am besten kann: Öffentlichkeitsarbeit machen, Menschen zusammenbringen, Finanzierungen sichern, Konzepte finden und realisieren.

Auch Bildung und Kultur gehören zu einem erfüllten Leben

Bildung und Kultur gehören für ihn ebenso zu einem erfüllten Leben wie Gesundheit und soziale Absicherung. Deshalb engagiert sich der nach eigenen Worten aus „einer schwarz-roten rheinisch-katholischen Familie“ stammende Helmut Lanio auch für Festivals wie die Monschau-Klassik und die „Lit.Eifel“. Am liebsten würde er noch eine dritte Festivalidee für die Eifel kreieren – und zwar für sein geliebtes Steinfeld.

Die schwarze private Komponente übrigens sei seine „kölsch-katholische“ Mutter Trude gewesen, die rote Vater Heinrich Lanio (93), ein strammer IG-Metaller, der sich aber auch in der Katholischen Arbeiterbewegung (KAB) engagierte. Sohn Helmut über den noch immer umtriebigen Vater, der auf seine alten Tage noch Internet und E-Mail „gelernt“ hat: „Er ist christlich motiviert rot, das gab es früher häufiger.“

Helmut Lanio, Verlagsgeschäftsführer und engagierter Christenmensch. Foto: privat/pp/Agentur ProfiPress

Helmut Lanio, Verlagsgeschäftsführer und engagierter Christenmensch. Foto: privat/pp/Agentur ProfiPress

Helmut Lanio sagt, er sei vor allem von der Weltoffenheit und Gastfreundschaft der Eltern beindruckt worden. Mit einer niederländischen Familie in Zierikzee habe man die Wohnungen getauscht, um Urlaub im jeweils anderen Land machen zu können. Als in der Hallenbaufirma, für die Vater Heinrich als Meister arbeitete, jugoslawische Gastarbeiter beschäftigt wurden, habe er den Vorarbeiter aus dem „Ostblock“ kurzerhand zu Hause einquartiert. Lanio: „Der bekam morgens seine Thermoskanne Kaffee und die Butterbrote geschmiert wie unser Vater.“

Helmut Lanio ist es gelungen, das schlichte Christsein seines Elternhauses in eine vergleichsweise komplizierte und hektische Medienwelt zu retten. Sein Christsein verschleißt sich nicht im Aktionismus. Helmut Lanio ist das, was man im positiven Sinn einen frommen Menschen nennt – mit einem besonderen Faible für die Schönstatt-Familienbewegung.

Zwischen Tagen voller Hektik und Stoßgebeten vor allem zur Mutter Gottes wünscht sich der umtriebige Lanio allerdings hin und wieder etwas mehr Zeit und Kontemplation, vor allem zum Pilgern. Er hat bereits zehn Etappen auf dem Jakobsweg von Köln nach Santiago de Compostela hinter sich. Wenn er den ganzen Weg bis zum Apostelgrab des älteren Jakobus schafft, dann hat er sich einen Jugendtraum erfüllt.

Der Impuls stammt aus der Lehrzeit als Serigraf in Köln: „Da hatten wir eine spanische Putzfrau aus Galizien, die ich immer vor den verbalen Übergriffen meiner Kollegen in Schutz genommen habe. Die hat mir aus dem Urlaub Andenken aus Santiago mitgebracht. Seither schlummert das in mir.“

pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Demographie · Sonstiges · Wirtschaft

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Autor(in): Klaus Schäfer
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Ein Kommentar

Kommentare




  1. sophia rabe-packy sagt:

    Lieber Helmut Lanio,

    per Zufall stieß ich heute auf diesen Artikel,den ich mit großem Interesse gelesen habe.
    Sehr gerne würde ich mit Dir in Kontakt treten, da wir zur gleichen Zeit in der Staatlichen Glasfachschule in Rheinbach eine Ausbildung gemacht haben.
    Es wäre schön,nach so vielen Jahren,sich einmal wiederzusehen!
    Eventuell finden wir noch einige andere “Ehemaligen”.
    Falls Du Gefallen an diesem Anliegen findest,so würde ich mich über eine Nachricht von Dir freuen!

    Mit den besten Grüßen

    Sophia Rabe-Packy ( ehemals Sophia Breuer )

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