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26. August 2015

Kleines Dorf mit starker Gemeinschaft

Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“: Landeswettbewerb geht in Schlussphase – Mechernicher Ortschaft ist eine der vier nominierten im Kreis Euskirchen

Nordeifel/Mechernich-Floisdorf – Die Eifel wird immer wieder als „strukturschwach“ beschrieben, viele etwa wirtschaftliche Initiativen sind daran beteiligt, dies zu ändern. Eindeutig nicht strukturschwach allerdings ist die Eifel, was ihre oft noch intakten Dorfstrukturen und den sozialen Zusammenhalt gerade in kleinen Orten betrifft. Als ein Beispiel sei hier anlässlich des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ die Mechernicher Ortschaft portraitiert, wie sie sich der Landeskommission zum Wettbewerb präsentierte:

Die in Eigenleistung erbaute Kapelle präsentierte der Vorsitzende des Kapellenvereins „IG Tötschberg“, Gottfried Brauner. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Die in Eigenleistung erbaute Kapelle präsentierte der Vorsitzende des Kapellenvereins „IG Tötschberg“, Gottfried Brauner. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

„Das besondere an Floisdorf ist, dass die nur 324 Einwohner so erstaunlich viel auf die Beine stellen“, sagte Birgit Meyer am Rande des Besuchs der Landeskommission im Wettbewerb „unser Dorf hat Zukunft“. 2014 war die Mechernicher Ortschaft unter den vier erstplatzierten aller 71 teilnehmenden Dörfer auf Kreisebene und hatte sich damit für den Landeswettbewerb qualifiziert. Birgit Meyer ist eine der eher stillen Helferinnen im Hintergrund – und überzeugte Floisdorferin. „Ich bin vor 30 Jahren aus Köln hierher gezogen“, berichtet sie, „und immer noch begeistert.“

Gemeinsam mit zahlreichen Vereinsvertretern und aktiven Bürgern begrüßten der Ortskartells-Vorsitzende Christian Heitmann und der Floisdorfer Ratsherr Günter Kornell, die auch den aus Krankheitsgründen verhinderten Ortsvorsteher Hubert Schilles vertraten, die Kommission.

Der Vorsitzende des Floisdorfer Ortskartells, Christian Heitmann, (von rechts, mit Annegret Dedden von der Landwirtschaftskammer NRW, Landrat Günter Rosenke sowie Dr. Anke Schirocki, ebenfalls Landwirtschaftskammer) präsentierte „sein“ Dorf zunächst virtuell. Später begaben sich alle auf einen Rundgang. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Der Vorsitzende des Floisdorfer Ortskartells, Christian Heitmann, (von rechts, mit Annegret Dedden von der Landwirtschaftskammer NRW, Landrat Günter Rosenke sowie Dr. Anke Schirocki, ebenfalls Landwirtschaftskammer) präsentierte „sein“ Dorf zunächst virtuell. Später begaben sich alle auf einen Rundgang. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Für die Stadt Mechernich sagte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick in seinem Grußwort: „Floisdorf ist von einer sehr starken Dorfgemeinschaft geprägt und hat sich in den vergangenen Jahre sehr gut entwickelt.“ Bedeutend seien dafür natürlich viele Aspekte wie die intakte Natur, die Bautätigkeiten, die mittelständischen Unternehmen – „aber ganz besonders die Menschen hier, die einfach mit anpacken“, so Dr. Schick. Ähnlich äußerte sich auch Landrat Günter Rosenke, der die Landeskommission im Kreis Euskirchen begrüßte: „Wenn man die Landschaft hier sieht, weiß man, dass man sich hier wohlfühlen kann. Aber das alleine ist es nicht – es kommt auf die Menschen an.“ Musikalisch wurden die Gäste vom Floisdorfer Cäcilienchor „St. Pankratius“ begrüßt.

Diese zufällige Szene am Haus von Vicentini Kreienkamp (blaue Jacke) dokumentierte die gute Dorfgemeinschaft ganz ohne Worte. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Diese zufällige Szene am Haus von Vicentini Kreienkamp (blaue Jacke) dokumentierte die gute Dorfgemeinschaft ganz ohne Worte. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

In einer kurzen Präsentation lenkte Christian Heitmann das Augenmerk auf die im Wettbewerb geforderten Aspekte. In Sachen „Konzeption und deren Umsetzung“ berichtete er von einem ersten Dorfentwicklungsplan aus dem Jahr 1986. „Im Jahr 2007 hat dann eine durch die RWTH Aachen moderierte Dorfwerkstatt stattgefunden“, so Heitmann. Im Zuge dessen sei die zukünftige Dorfgestaltung diskutiert und in Arbeitsgruppen geplant worden.

Für die Pänz wurde der Spielplatz in Eigenleistung neu gestaltet. Während die Kinder dort spielten, entspannten sich die Mütter bei Qi Gong“. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Für die Pänz wurde der Spielplatz in Eigenleistung neu gestaltet. Während die Kinder dort spielten, entspannten sich die Mütter bei Qi Gong“. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

„Wirtschaftliche Entwicklungen und Investitionen“ lautete der zweite Aspekt. Diesbezüglich spielen die Zahlen für sich: „Wir haben in Floisdorf 20 Betriebe, darunter die Bäckerei/Konditorei Habrich und der Bio-Hofladen Frings.“ Versorgt würde der Ort zudem regelmäßig mobil vom rollenden Geschäft „Heiko“, der Metzgerei Heck, der Gemünder Brauerei, einem Eier- und Geflügelhändler sowie der Firma Bofrost. Hinzu komme, so Hillmann: „Es gibt hier sehr gute Familienstrukturen und gute Nachbarschaften – wenn jemand etwas braucht, bringt es ein anderer mit.“

In eine Sultane gewandet, richtete Gerda Schilles während der Besichtigung der Pfarrkirche St. Pankratius als „Richard Florian Alexander Ceslaus Maria Schneider, Dr. der Theologie und Philosophie“ das Wort an die Kommission und ergänzte: „Ich bin Pfarrer hier in Floisdorf seit 1889.“ Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

In eine Sultane gewandet, richtete Gerda Schilles während der Besichtigung der Pfarrkirche St. Pankratius als „Richard Florian Alexander Ceslaus Maria Schneider, Dr. der Theologie und Philosophie“ das Wort an die Kommission und ergänzte: „Ich bin Pfarrer hier in Floisdorf seit 1889.“ Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Auch im Bereich „Soziales und kulturelles Leben“ kann der kleine Ort punkten, nicht zuletzt mit acht Vereinen: der Cäcilienchor St. Pankratius (Kirchenchor), der Musikverein Cäcilia Floisdorf, die Feuerwehr Löschgruppe Floisdorf, die Karnevalsgesellschaft „Fidele Morreköpp“, die Kölpingfamilie, die Kirmesgesellschaft, die IG Tötschberg (Kapellenverein) und der Junggesellenverein „Jonge os Fladesdorpht“. Sie alle sind zusammengeschlossen im Vereinskartell, das unter anderem das jährliche Sommerfest gemeinsam organisiert. Eine private Initiative ist die „Togo-Hilfe“ der Floisdorfer Familie Strauch, die bereits 20 Container mit Hilfsgütern nach Togo schicken konnte.

Für eine besondere Überraschung sorgte Gerda Schilles währen der Besichtigung der Pfarrkirche St. Pankratius: In eine Sultane gewandet, richtete sie als „Richard Florian Alexander Ceslaus Maria Schneider, Dr. der Theologie und Philosophie“ das Wort an die Kommission und ergänzte: „Ich bin Pfarrer hier in Floisdorf seit 1889.“Als dieser schilderte sie die Geschichte der Kirche und schloss augenzwinkernd mit den mahnenden Worten: „Treffen Sie die richtige Entscheidung.“

Abschließend traf man sich im Dorfgemeinschaftshaus, wo die Besucher mit Kaffee und Kuchen begrüßt wurden. Beeindruckt zeigten sich die Kommissionsmitgliedern von der Ausstellung zur Dorfgeschichte und den Vereinen, die die Floisdorfer vorbereitet hatten. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Abschließend traf man sich im Dorfgemeinschaftshaus, wo die Besucher mit Kaffee und Kuchen begrüßt wurden. Beeindruckt zeigten sich die Kommissionsmitgliedern von der Ausstellung zur Dorfgeschichte und den Vereinen, die die Floisdorfer vorbereitet hatten. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Auch in der Rubrik „Baugestaltung und Entwicklung hatte Floisdorf der Kommission einiges zu präsentieren. Alte Gehöfte etwa wurden derart erhalten, dass sie behutsam restauriert und neu gestaltet wurden. 2002 wurde die Hubertuskapelle in Eigenleistung der Dorfgemeinschaft gebaut. Ebenso, wie auch neue Begegnungsorte entstehen. „Auch den Kinderspielplatz haben wir in Eigenregie und mit Spenden von Bürgern wie Vereinen neu gestaltet“, berichtet Heitmann.

Schließlich brauchten die Floisdorfer sich auch in der Kategorie „Grüngestaltung und Dorf in der Landschaft“ nicht zu verstecken. So wurde unter anderem die Dorfeinfahrt von Eicks aus neu begrünt und gestaltet. In Zusammenarbeit mit dem Biologen Dr. Wolfgang Schumacher entstand ein Wanderweg entlang der Naturschönheiten rund um Floisdorf. Christian Heitmann: „Besonders stolz sind wir auf unsere Orchideen.“

Nach einer Rundfahrt durch das Dorf traf man sich im Dorfgemeinschaftshaus, wo die Besucher mit Kaffee und Kuchen begrüßt wurden. Beeindruckt zeigten sich die Kommissionsmitglieder von der Ausstellung, die die Floisdorfer vorbereitet hatten: Mittels unter anderem historischer wie aktueller Fotos und Dokumente stellten sie die Geschichte ihres Dorfes und seine Vereine vor.

Die Kommission zum Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ besichtigte in Floisdorf auch einige behutsam sanierte historische Gebäude wie diesen Mehrgenerationenhof. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Die Kommission zum Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ besichtigte in Floisdorf auch einige behutsam sanierte historische Gebäude wie diesen Mehrgenerationenhof. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Neben Floisdorf hoffen nun auch Nettersheim, Schleiden-Dreiborn und Zülpich-Bürvenich auf den Sprung aus dem Landes- in den Bundeswettbewerb. Bis spätestens 31. Dezember muss das Land NRW alle Gewinner auf Landesebene zum Bundeswettbewerb anmelden. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: „Sie werden verstehen, dass ich als Bürgermeister der Stadt Mechernich einen ganz klaren Favoriten habe…“

Der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ ist aus dem Vorläufer „Unser Dorf soll schöner werden“ entstanden. Im erstgenannten Wettbewerb konnte das 893 erstmals urkundlich erwähnte Floisdorf in den 1970er Jahren eine Goldmedaille auf Bundesebene einheimsen.

pp/Agentur ProfiPress


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Autor(in): Klaus Schäfer
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