Stahl-Auszeichnung für Studenten der Akademie für Handwerksdesign
Berlin/Eifel/Aachen – Dass die Planung gut war und die Umsetzung gelungen – das stand außer Frage. Dass die Jury im Nachgang jedoch von einer „virtuosen, genialen Idee“ sprach – das hatte Benedict Boderius so nicht erwartet. Obwohl er sich „natürlich etwas ausgerechnet hatte, sonst hätte ich ja nicht mitgemacht“. Der Kölner, der an der Akademie für Handwerksdesign Gut Rosenberg, einem Bildungszentrum der Handwerkskammer Aachen, studiert, ist glücklich über seinen Erfolg. Für sein Ruderboot „SKIFF“ aus Edelstahl und Holz erhielt er den Stahl-Innovationspreis 2015 in der Kategorie „Stahl-Design“.
Am Anfang des Entwurfs war das Blech. Und damit verbunden die Fragen, wie es sich verarbeiten ließe, wie sich Falttechniken und Versteifungen auf die Stabilität auswirken würden. Als gestandener Handwerker konnte Boderius auf einige praktische Erfahrungen zurückgreifen, denn der Preisträger hat sowohl eine Ausbildung als Tischler als auch als Metallbauer, Fachrichtung Gestaltung, abgeschlossen. Die Idee zum Schalenboot kam irgendwie aus dem Spiel heraus, aus dem Experimentieren – so machen es Designer häufig, wenn sie etwas entwerfen wollen.
Nach den ersten Versuchen entstand ein Bootsmodell im Maßstab 1 zu 3. Boderius verwendete Edelstahlblech, das im Zickzack auf einer Kantbank gefaltet wurde. Die Versteifungen beziehungsweise Sicken erzeugte der 28-Jährige durch Schläge mit Hammer und Meißel. Für die Reling, die Sitzbänke, Bodenbretter und Ruder setzte der Designstudent lackiertes Eichenholz ein. An Heck und Bug setzte er Platten aus Glasfaser-verstärktem Kunststoff mit Hohlräumen ein. Dadurch ist das Boot de facto unsinkbar.
Nachdem Boderius das Modell erfolgreich produziert hatte, entschied er sich dazu, es im Orginalmaß an der Akademie als Examensarbeit einzureichen. Dem Boot gab er den Namen „SKIFF“, was im Englischen für „kleines Boot“ steht. Das Boot, das er derzeit in den letzten Arbeitsstunden fertigstellt, bietet Platz für drei Personen. Faszinierend ist die hohe Stabilität der Bootsschale, die das dünne Blech ohne aufwändige Bearbeitung, ohne zerspanende Techniken erreicht. „SKIFF“ ist deutlich leichter als ein Holzboot. Und ein gestalterisches Element grenzt es von anderen Booten ab: die roten Griffe an den Rudern.
„SKIFF“ ist also ein ganz besonderes Exemplar und deswegen wurde es im Rahmen des Berliner Stahldialogs neben anderen herausragenden Arbeiten vor über 500 Teilnehmern mit dem Stahl-Innovationspreis ausgezeichnet. Die Ehrung nahm die Bundesministerin für Bildung und Forschung und Schirmherrin des Wettbewerbs, Professorin Johanna Wanka, vor.
„Deutschland ist ein sehr innovativer Stahlproduzent und weltweit wettbewerbsfähig. Wir entwickeln den Stahl immer weiter, erfinden ihn neu, erforschen bessere Eigenschaften und erweitern seine Einsatzmöglichkeiten. Dadurch wird Stahl zu einem Material, das unser Leben bereichert und vielfach erleichtert. Ich gratuliere den Preisträgern ganz herzlich und danke für die herausragenden Leistungen“, sagte Wanka. Sie wies außerdem auf die neue Hightech-Strategie der Bundesregierung hin, in der die Materialforschung einen hohen Stellenwert einnimmt.
Der Stahl-Innovationspreis wurde in diesem Jahr zum zehnten Mal verliehen. 578 Projekte wurden 2015 für den Wettbewerb eingereicht, 13 davon erhielten eine Auszeichnung.
Als Benedict Boderius telefonisch erfuhr, dass er unter den Preisträgern ist, konnte er leider nicht direkt laut losjubeln – er war ja gerade einkaufen. Die Reise zur Preisverleihung nach Berlin war dann sehr spannend und hochinteressant. Mit der Auszeichnung, die mit zurückbrachte kann der Doppelhandwerker und Gestalter demnächst beste Werbung für sich, seine Ideen, sein Boot und seine Qualität machen.
pp/Agentur ProfiPress