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25. März 2015

Rotes Kreuz hofft auf „Schneeballeffekt“

Große Hilfsbereitschaft in der Eifel – Deutsches Rotes Kreuz im Kreis Euskirchen initiiert Projekt zur gesellschaftlichen Teilhabe mit Flüchtlingen – Kunstworkshop im „Kulturschock“ der Künstlerin Maf Räderscheidt – Austausch und Integration stehen im Vordergrund – Weitere Aktionen geplant

Nordeifel – „Die Eifeler haben eins ehr großes Herz für Flüchtlinge“, weiß die Künstlerin Maf Räderscheidt. Wie in vielen Eifelkommunen gibt es auch in Schleiden eine große Hilfsbereitschaft, die Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen und in der Eifel gestrandet sind, auf vielfältige Weise zu unterstützen. Ein neues Projekt, in dem Fall initiiert vom Roten Kreuz im Kreis Euskirchen, läuft jetzt an.

Es geht fröhlich zu in dem hellen Atelierraum des Schleidener „Kulturschocks“ der Künstlerin Maf Räderscheidt. Kunterbunt tummeln sich Farben, Pinsel, Lappen und Wassergläser auf einem großen Tisch. Eine Gruppe der im ehemaligen Schleidener „Mobau“ untergebrachten Flüchtlinge gestaltet gemeinsam mit Maf Räderscheidt sowie Hassan Deldjouye Shahir, einem ehrenamtlichen Helfer aus Berescheid, ihre Leinwände. Kommentare in verschiedenen Sprachen fliegen hin und her, manches wird mit Händen und Füßen erklärt.

Der SV Nierfeld hat Trikots, Trainingsanzüge und Fußballschuhe gespendet. Künftig sollen junge Flüchtlinge im Verein Fußball spielen, ein erstes Treffen hat bereits stattgefunden. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Der SV Nierfeld hat Trikots, Trainingsanzüge und Fußballschuhe gespendet. Künftig sollen junge Flüchtlinge im Verein Fußball spielen, ein erstes Treffen hat bereits stattgefunden. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Möglich wurde der Kunstworkshop jetzt als Pilotprojekt im Rahmen eines neuen, kreisweiten Programms zur gesellschaftlichen Teilhabe von Flüchtlingen, zu dessen Finanzierung das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen einen Projektantrag bei einer Förderorganisation gestellt hat. Das Rote Kreuz hat das Material gespendet, Maf Räderscheidt stellt Räumlichkeiten und Zeit zur Verfügung.

Der Rotkreuz-Fachbereichsleiter Migration und Soziales, Bodo Froebus, erklärt: „Offizielle Maßnahmen für Flüchtlinge greifen erst, wenn das Bleiberecht festgestellt ist.“ Wichtig aber sei, schon viel früher etwas für die häufig traumatisierten Menschen zu tun und sie in die Gesellschaft aufzunehmen, „zumal viele von ihnen ja auch tatsächlich hierbleiben werden“.

Barbara Fischer von der Rotkreuz-Integrationsagentur ist die Ansprechpartnerin vor Ort. „Wir sind für alles zuständig, was Menschen mit Migrationshintergrund hilft, sich besser in die Gesellschaft einzufügen.“ Mit dem neuen Projekt zur gesellschaftlichen Teilhabe soll Flüchtlingen über künstlerische, kulturelle oder sportliche Projekte Brücken aus der Isolation heraus gebaut werden. „Letztlich geht es dann gar nicht so sehr darum, ob man beispielsweise malt – die Menschen kommen aus ihren Unterkünften heraus und zusammen“, so Fischer.

Eine Gruppe Flüchtlinge nimmt an einem Workshop mit der Künstlerin Maf Räderscheidt sowie Hassan Deldjouye Shahir, einem ehrenamtlichen Helfer, teil. Er findet statt im Rahmen eines Rotkreuz-Projekts (hier: Barbara Fischer und Bodo Froebus) zur gesellschaftlichen Teilhabe von Flüchtlingen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Eine Gruppe Flüchtlinge nimmt an einem Workshop mit der Künstlerin Maf Räderscheidt sowie Hassan Deldjouye Shahir, einem ehrenamtlichen Helfer, teil. Er findet statt im Rahmen eines Rotkreuz-Projekts (hier: Barbara Fischer und Bodo Froebus) zur gesellschaftlichen Teilhabe von Flüchtlingen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Der Kunstworkshop im Kulturschock soll nach Bewilligung des Projekts wöchentlich stattfinden. Danach gefragt, ob sie den Teilnehmern ein Motto vorgegeben habe, antwortet Maf Räderscheidt: „Nein, ich lasse sie einfach machen.“ Wenn sie die Bilder dann sehe, so die Künstlerin, offenbarten sich ihr die Träume – und Alpträume – der Menschen. „Wenn ich etwa sehe, wie eine Mutter eine wunderschöne junge Frau in Tracht malt, ihr aber auf dem Bild die Beine abschneidet, weiß ich was das bedeutet.“ Ein Alptraum, wenn man weiß, dass die Tochter, die ebenfalls am Workshop teilnimmt, ihre Beine verloren hat. Zukunftsträume hingegen spiegeln sich im Bild eines jungen Mannes wieder, den alle nur „Mr. Pilot“ nennen. Er hat Flugzeuge gemalt, die nicht etwa auf Kriegserlebnisse hinweisen: „Er hat früher am Flughafen gearbeitet und möchte unbedingt Pilot werden“, erklärt Barbara Fischer.

Die Leiterin der Integrationsagentur hofft, dass die Schleidener Aktion einen „Schneeballeffekt“ in Form von weitere Projekten auslöst: „Wer eine Idee hat und sich engagieren möchte, kann sich gerne melden.“ Nicht zuletzt, ergänzt sie, würden dabei auch ganz spielerisch die Sprachkenntnisse der Flüchtlinge geschult. In Schleiden lernen viele von Ihnen Deutsch bei Hassan Deldjouye Shahir. Der gebürtige Perser ist pensionierter Ingenieur, Räderscheidt bezeichnet ihn als „Allroundtalent“: „Er spricht nicht nur sechs Sprachen, sondern ist einfach immer für die Flüchtlinge da und knüpft wichtige Kontakte.“

So auch zum ortsansässigen Fußballverein SV Nierfeld, der sich gemeldet und seine Hilfe angeboten hatte. Kurz darauf kamen Kleiderspenden in Form von Trikots, Trainingsanzügen und Fußballschuhen im Kulturschock an. Künftig sollen junge Flüchtlinge im Verein Fußball spielen, ein erstes Treffen hat bereits stattgefunden. Ein weiterer Beleg dafür, dass „die Eifeler ein sehr großes Herz für Flüchtlinge haben“ (Räderscheidt). Erst jüngst hatte, um bei Schleiden zu bleiben, der ortsansässige Bäcker Klemens Friedrichs fünf Mountainbikes gespendet.

Barbara Fischer und Bodo Froebus hoffen, dass der Bewilligungsbescheid zum Projekt bis zum Sommer vorliegt. Künstler, Musiker und alle anderen mit Ideen für Projekte können sich schon jetzt per Email an Barbara Fischer (bfischer@drk-eu.de) wenden.

pp/Agentur ProfiPress


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Autor(in): Klaus Schäfer
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