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17. November 2014

Zeichen des Friedens und der Freundschaft

Eifeler Delegation nahm im südfranzösischen Nyons teil an Feierlichkeiten anlässlich des Jahrestags zum Ende des Weltkriegs am 11. November 1918 – Messe, Kranzniederlegung und Empfang – Gemeinsam der Opfer gedacht – Französische Presse: „Ein wahres Zeichen des Friedens“

Nyons/Mechernich – „Die Anwesenheit der Deutschen war ein wahres Symbol“, kommentierte die französische Tageszeitung „Le Dauphiné Libéré“ jetzt den Besuch einer Eifeler Delegation um Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick in der provenzalischen Partnerstadt Nyons. Gemeint war ein Symbol des Friedens und der Freundschaft, denn am 11. November gedachte man in Frankreich dem Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918. Einer der Kriege, in dem sich Deutsche und Franzosen als Feinde gegenüberstanden.

Sind sich trotz der großen Distanz zwischen Mechernich und Nyons nah: Bürgermeister Pierre Combe (zweiter von links) und (von rechts) Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, Verwaltungsmitarbeiterin Sabine Wahlen sowie Kämmerer Ralf Claßen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Sind sich trotz der großen Distanz zwischen Mechernich und Nyons nah: Bürgermeister Pierre Combe (zweiter von links) und (von rechts) Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, Verwaltungsmitarbeiterin Sabine Wahlen sowie Kämmerer Ralf Claßen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Auf Einladung des Nyonser Bürgermeisters Pierre Combe war dessen Mechernicher Amtskollege Dr. Hans-Peter Schick zu den Feierlichkeiten nach Südfrankreich gereist. Begleitet wurde er vom Stadtkämmerer Ralf Claßen sowie Sabine Wahlen, die in der Stadtverwaltung unter anderem für die deutsch-französische Partnerschaft zuständig ist. Gemeinsam mit den französischen Freunden, darunter zahlreiche politische Vertreter der Stadt Nyons sowie Chantal Gougouzian, die Vorsitzende des Nyonser „Comité du Jumelage“ (Komitee für die Städtepartnerschaft), nahmen die Mechernicher am 11. November zunächst an einer ökumenischen Messe in der Nyonser Pfarrkirche Saint Vincent teil. Neben dem Gedenken an die 17 Millionen Opfer des Ersten Weltkriegs standen die Lesungen und Fürbitten dabei vor allem für eines: Frieden. Eine Botschaft, die nicht zuletzt auch von unerwarteter Seite unterstrichen wurde: Kurz vor dem Gottesdienst hatte sich eine Taube in die Kirche „verflogen“ und kreiste durch das Gotteshaus.

Im „Maison de Pays“ sprach Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick unter anderem über die Entwicklung Deutschlands zwischen den beiden Weltkriegen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Im „Maison de Pays“ sprach Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick unter anderem über die Entwicklung Deutschlands zwischen den beiden Weltkriegen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

In einem feierlichen Umzug zog man anschließend vom Rathaus zum Nyonser Kriegerdenkmal, wo der der Mechernicher und der Nyonser Bürgermeister gemeinsam einen Kranz niederlegten und Seite an Seite der Kriegsopfer gedachten. In seiner anschließenden Rede im „Maison de Pays“, einem Bürgerhaus, sagte Dr. Schick: „Für die Möglichkeit hier und heute als Bürgermeister einer Stadt aus dem Lande des ehemaligen Erbfeindes gemeinsam mit Ihnen der über 17 Millionen Opfer dieses Krieges gedenken zu dürfen, danke ich Ihnen ganz herzlich.“ Dr. Hans-Peter Schick, so berichtete auch „Le Dauphiné Libéré“ anschließend, zeichnete zudem die Entwicklung Deutschlands zwischen den beiden Weltkriegen nach, die bekanntermaßen in die Machtübernahme des nationalsozialistischen Terrorregimes mündete. In Deutschland, berichtete er, habe es auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Gedenkveranstaltungen anlässlich des Jahrestags der Progromnacht gegeben, die am 9. November 1938 die Barbarei der Nationalsozialisten erstmals der ganzen Welt offenbart habe.

„Auch im Zweiten Weltkrieg war der 11. November ein wichtiges Datum, das unsere gemeinsame Freundschaft und Geschichte in besonderem Maße berührt“, so der Mechernicher Bürgermeister in Nyons. Denn: „Als Reaktion auf die Landung der Alliierten in Algerien besetzten deutsche Truppen am 11. November 1942 das bis dahin unbesetzte Frankreich, zu dem auch Nyons gehörte. Im Schlepptau der deutschen Wehrmacht zogen SS-und Gestapoeinheiten in dieses Gebiet ein.“ Geiselerschießungen und Terrormaßnahmen an der Zivilbevölkerung, so Dr. Schick, fanden auch in Nyons statt und belasteten die Städte-Partnerschaft zwischen Mechernich und Nyons in den Anfangsjahren stark.

Die Mechernicher Gäste hatten auch Gelegenheit, eine Ausstellung zu besuchen, die das Leben in Nyons während des Ersten Weltkriegs dokumentiert. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Die Mechernicher Gäste hatten auch Gelegenheit, eine Ausstellung zu besuchen, die das Leben in Nyons während des Ersten Weltkriegs dokumentiert. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

So stieß der Begründer der Partnerschaft, der Mechernicher Lehrer Wolfgang Müller, der während seiner Zeit als Austauschlehrer in Südfrankreich auch Nyons kennen und lieben lernte,1964 auch zunächst auf Widerstände. Sehr nachvollziehbare, wie sich herausstellen sollte, denn unter anderem auch der Sohn des damaligen Bürgermeisters war von der Gestapo erschossen worden. Nicht zuletzt ein regelmäßiger Jugendaustausch zwischen Nyons und Mechernich, der von1965 an regelmäßig stattfand, baute Brücken, schaffte neues Vertrauen und ermöglichte die Annäherung. 1967 dann unterschrieben Pierre Julien, der damalige Nyonser Bürgermeister und Großvater von Pierre Combe, und sein Mechernicher Pendant Peter Giesen die Verschwisterungsurkunde. Seitdem sind nicht nur zahlreiche Freundschaften gewachsen, sondern auch bereits deutsch-französische Ehen aus dieser Städtepartnerschaft hervorgegangen. „Die Voraussetzungen für diese Freundschaft waren sehr schwierig“, so Dr. Hans-Peter Schick, „umso wertvoller ist, was daraus entstanden ist.“

Pierre Combe ließ die nun beinahe 50-jährige Partnerschaft in seiner Rede Revue passieren. Sein Fazit: „Wir haben heute ein gemeinsames Europa, dass nur auf der Basis der Annäherung einzelner Staaten geschaffen werden konnte – wie der zwischen Frankreich und Deutschland.“ Mit dazu beigetragen, so ergänzte sein Mechernicher Kollege Dr. Schick, habe auch die Städtepartnerschaft zwischen Nyons und Mechernich.

Gemeinsam gedachten der Nyonser Bürgermeister Pierre Combe (rechts) und sein Mechernicher Pendant Dr. Hans-Peter Schick der Opfer des Ersten Weltkriegs. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Gemeinsam gedachten der Nyonser Bürgermeister Pierre Combe (rechts) und sein Mechernicher Pendant Dr. Hans-Peter Schick der Opfer des Ersten Weltkriegs. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Neben den offiziellen Feierlichkeiten und dem Austausch mit den politischen Vertretern aus Nyons hatte die Mechernicher Delegation auch Gelegenheit, eine Ausstellung zu besuchen, die sich mit dem Leben in Nyons während des Ersten Weltkriegs beschäftigt. Zudem besichtigten die Mechernicher Besucher ein hochmodernes Schulzentrum in Nyons. Schließlich durfte auch ein Besuch am Grab des 2002 verstorbenen früheren Vorsitzenden des „Comité du Jumelage“, Georges Girard, nicht fehlen. Nach Girard, der noch kurz vor seinem Tod Mechernicher Ehrenbürger wurde, sind in Mechernich ein Kreisel und eine Straße benannt.

pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Demographie · Sonstiges · Wirtschaft

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Autor(in): Klaus Schäfer
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