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7. Oktober 2014

Wenn „Fazipisten“ ausrasten

Lit.Eifel präsentierte fünften „Vogelslam“ im historischen Kino in Vogelsang – Rund 150 Zuhörer stimmten über Gewinner ab – Autoren boten Komisches, Experimentelles aber auch Nachdenkliches – Teilnehmer begeistert vom Veranstaltungsort

Eifel/Schleiden-Vogelsang – Unter dem Schirm des Literaturfestivals „Lit.Eifel“ fand jetzt der fünften Poetry-Slam „Vogelslam“ im Kulturkino in Vogelsang statt. 150 Zuhörer waren in das historische Kino am Rande des Nationalparks Eifel gekommen, um zu verfolgen, wie acht junge Autoren miteinander um die Publikumsgunst wetteiferten. Die „Slammer“ waren dazu aus ganz NRW angereist. Von Elina Raddy, Oscar Malinowski, Daniel Kessel, Beretta, Ralf Hergarten, Christian „No Limit“ Schmitt, Lasse Samström und Matthias “Maschi” Marschalt gab es viel Komisches, Experimentelles, aber auch Nachdenkliches zu hören.

Nach jedem der fünf Minuten langen Beiträge stimmten die rund 150 Zuhörer darüber ab, wie gut ihnen der jeweilige Vortrag gefallen hat. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

Nach jedem der fünf Minuten langen Beiträge stimmten die rund 150 Zuhörer darüber ab, wie gut ihnen der jeweilige Vortrag gefallen hat. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

Der Mann mit dem hübschen Künstlernamen „Lasse Samström“ ereiferte sich nach allen Regeln der Kunst. „Ich könnte rausasten!“, rief auf der Bühne des Kulturkinos in Vogelsang, während das Publikum sich vor Lachen bog. „Dabei bin ich Fazipist“, fügte er hinzu, „ich kann keiner Leide was zufliege tun!“. „Schüttelprosa“ nennt der in Bonn-Beuel lebende Dichter seinen Stil, den er beim „Vogelslam“ mit viel Einsatz und Humor schwungvoll auf die Bühne brachte. Das Publikum schloss den erfahrenen Slammer in sein Herz und wählte ihn bis ins Finale.

Der aus Prüm stammende Samström, der mit bürgerlichem Namen Albert Lahmen heißt, weiß aus eigener Erfahrung, wie er die Eifeler zu nehmen hat. Als Kind, so seine Schilderung, erkundete er die Bunker des Westwalls und vergnügte sich damit, der Polizei verrostete Handgranaten auf die Theke zu legen. „Später musste ich die Eifel verlassen, denn ich wollte keinen Führerschein machen“, erzählte der eloquente Autor.

Albert Lahmen, der Mann mit dem hübschen Künstlernamen „Lasse Samström“, ereiferte sich nach allen Regeln der Kunst. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

Albert Lahmen, der Mann mit dem hübschen Künstlernamen „Lasse Samström“, ereiferte sich nach allen Regeln der Kunst. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

Den Sieg beim Eifeler Poetry-Slam konnte dann allerdings doch ein anderer für sich verbuchen: Matthias „Maschi“ Marschalt aus Werl gewann das Publikum mit viel Komik und originellen Texten für sich. Im Finale las er die Geschichte „Das Tagebuch“ und erhielt dafür die meisten Stimmen. Als „Siegerpokal“ durfte er ein Holzschwein mit nach Hause nehmen. Marschalt ist wie die meisten der auftretenden Künstler fest in der Slammer-Szene verwurzelt und organisiert in Werl selbst einen Poetry-Slam.

Nach jedem der fünf Minuten langen Beiträge stimmten die rund 150 Zuhörer darüber ab, wie gut ihnen der jeweilige Vortrag gefallen hat. Drei Runden galt es für die Literaten zu bestehen, bevor der Sieger feststand. Die Fahnen des Kreises Euskirchen hielt der Autor und ehemalige Schleidener Bürgermeister Ralf Hergarten hoch, der allerdings mit seiner Geschichte über die erloschene Liebe zu einem Auto nicht überzeugen konnte und in der ersten Runde ausschied.

Elina Raddy wagte es als einzige, das Publikum nicht mit Komik für sich zu gewinnen, sondern mit Nachdenklichkeit. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

Elina Raddy wagte es als einzige, das Publikum nicht mit Komik für sich zu gewinnen, sondern mit Nachdenklichkeit. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

Der Gewinner des letzten Jahres, Oscar Malinowski, schaffte es mit originell ausgearbeiteten Kindheitswahrnehmungen bis in die zweite Runde, genau wie Elina Raddy, die es als einzige wagte, das Publikum nicht mit Komik für sich zu gewinnen, sondern mit Nachdenklichkeit. „Den Reiz macht beim Poetry-Slam die unmittelbare Reaktion des Publikums aus“, meinte Malinowski. „Texte zu schreiben, die klappen, ist allerdings schwerer, als man denkt“, ergänzte er. Er präsentierte einen Text über seine Kindheit zwischen Polen und Deutschland, der sich im Verlauf mehr und mehr aus einem Wortschwall in einen Rap-Text verwandelte – und so auch die Hip-Hop-Kultur mit auf die Bühne brachte.

In seiner mittlerweile fünften Auflage hat sich der „Vogelslam“ als eine feste Einrichtung im Veranstaltungskalender des Kulturkinos etabliert.

Matthias  „Maschi“ Marschalt aus Werl gewann den Vogelslam. Er konnte das Publikum mit viel Komik und originellen Texten für sich gewinnen. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

Matthias „Maschi“ Marschalt aus Werl gewann den Vogelslam. Er konnte das Publikum mit viel Komik und originellen Texten für sich gewinnen. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

„Das ist schon was anderes als ein Club in Essen“, schwärmte Albert Lahme alias Lasse Samström vom Ambiente. Auch die anderen Autoren waren begeistert. So wurde in der Pause gar darüber diskutiert, ob das Kulturkino in der Eifel nicht der richtige Ort sei, um die nächsten NRW-Meisterschaften im Poetry-Slam auszutragen.

Alle Festivaltermine, Infos und Vorverkaufsstellen zur Lit.Eifel gibt es im Internet unter www.lit-eifel.de.

pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Sonstiges · Wirtschaft

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Autor(in): Klaus Schäfer
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