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21. Mai 2014

Blick in die Römerzeit

Römerkanal-Aufschluss Breitendenden: Ein weiterer sichtbarer Abschnitt der römischen Wasserleitung nach Köln wurde in der an Geschichtsrelikten reichen Stadt Mechernich von Gestrüpp befreit, überdacht und der Öffentlichkeit übergeben – Ein Paradebeispiel römischer Ingenieurskunst – Lions Club, Stadt, Bund und RWE brachten die 40.000 Euro Kosten auf

Mechernich-Breitenbenden – Die Eifel ist geschichtsträchtiger Boden. Es gibt dort eine ganze Menge Burgen und Schlösser, Relikte aus prähistorischer Zeit und fast überall haben die Römer Spuren hinterlassen. Am markantesten und sichtbarsten sind die Reste der römischen Wasserleitung nach Köln.

Die Aquädukte bei Vussem und Vollem, die Brunnenstuben und Quellfassungen in Nettersheim, Kallmuth und Eiserfey waren bislang die berühmtesten sichtbaren Römerkanalabschnitte. Seit Samstag gehört auch der Wasserleitungsaufschluss bei Breitenbenden dazu. Dabei betonte Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schickl, dass Bürger, Politik und Verwaltung sich ihrer Geschichte sehr bewusst seien und sich entsprechend für ihre Bodendenkmäler und deren Publicity engagieren: „Wir in Mechernich haben mit Abstand die meisten sichtbaren Relikte des Römerkanals zu bieten und haben in den vergangenen Jahren auch viel Man-Power und Geld investiert, um diese Relikte zu sanieren, zu schützen und für die Besucher ansehnlich und interessant zu gestalten.“

Hundert große und kleine Besucher waren gekommen, um einen Blick auf das neu gestaltete  Areal um den Mechernicher Aufschluss zu werfen, der überaus spannende Einblicke in die römische Ingenieurskunst vermittelt. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

Hundert große und kleine Besucher waren gekommen, um einen Blick auf das neu gestaltete Areal um den Mechernicher Aufschluss zu werfen, der überaus spannende Einblicke in die römische Ingenieurskunst vermittelt. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

In einer Reportage für die Agentur ProfiPress und den Webauftritt und Newsletter der Zukunftsinitiative Eifel schreibt die Kulturkorrespondentin Claudia Hoffmann: Wie gelang es den Römern, mit einfachen Mitteln ausgeklügelte und architektonisch ansprechende Systeme zu entwickeln, um für den Bau ihrer Aquädukte auch starke Gefälleunterschiede zu überbrücken? Was machte das Eifelwasser für die Kölner damals so begehrenswert? Was ist Kalksinter und warum musste ein römischer Legionär eigentlich 40 Kilogramm Gepäck mit sich herumschleppen?

All diese und viele andere Fragen wurden am Samstagnachmittag auf unterhaltsame Weise bei der Einweihung der neuen Römerkanal-Überdachung in Breitenbenden beantwortet. Ein fünf mal drei Meter großer und 2,50 Meter hoher, quadratisch angelegter Unterstand mit trapezförmigem Dach aus dem widerstandsfähigen Material Makrolon wird von nun an den Eingang des Gewölbes vor Witterungseinflüssen und Schlagregen schützen.

Dass der Lions Club das soziale Projekt mit denkmalpflegerischer Zielsetzung im Mechernicher Stadtgebiet förderte, ist maßgeblich der Initiative des damaligen Clubpräsidenten Arno Bölts-Thunecke zu verdanken, der mit dem Terrain in Breitenbenden lieb gewonnene Kindheitserinnerungen verbindet . Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress.

Dass der Lions Club das soziale Projekt mit denkmalpflegerischer Zielsetzung im Mechernicher Stadtgebiet förderte, ist maßgeblich der Initiative des damaligen Clubpräsidenten Arno Bölts-Thunecke zu verdanken, der mit dem Terrain in Breitenbenden lieb gewonnene Kindheitserinnerungen verbindet . Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress.

„Man stapelt sicher nicht zu hoch, wenn man sagt, dass es sich bei diesem Aufschluss um das bedeutendste technische Bauwerk handelt, das der Landschaftsverband Rheinland derzeit betreut“, sagte Petra Tutlies, die Leiterin der Außenstelle Nideggen des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege.

Weit über 100 große und kleine Besucher waren gekommen, um zu den beschwingten Klängen des Musikvereins Vussem einen Blick auf das neu gestaltete Areal um den Mechernicher Aufschluss zu werfen, der überaus spannende Einblicke in die römische Ingenieurskunst vermittelt. Er weist nämlich eine Besonderheit auf, erklärte Professor Dr. Klaus Grewe, der im Jahre 1986 mit seinem „Atlas der römischen Wasserleitungen nach Köln“ das Standardwerk verfasst hat, auf dem alles weitere basiert.

Bahnbrechende Schrift Grewes Quelle für Römerkanal-Wanderweg

„Wenn wir heute einen Römerkanal-Wanderweg mit Infotafeln haben, dann ist es ganz sicher dieser bahnbrechenden Schrift zu verdanken“, betonte Tutlies.

In seinem kurzweiligen Vortrag skizzierte Grewe hiernach, dass der römische Maurer in Breitenbenden in ganz verblüffender Weise demonstriert hat, dass so etwas wie „Pfusch am Bau“ für ihn nicht in Frage kam. Ganz offensichtlich gehörte es zur Vollendung eines römischen Bauwerks nämlich auch, in nicht einsehbaren Bauwerksteilen höchsten Qualitätsansprüchen zu genügen.

Wie genau es funktionierte, dass das begehrte quellfrische und kalkhaltige Brunnenwasser aus Mechernich und Nettersheim immer in der gewünschten und vor allem gleichmäßigen Geschwindigkeit floss, das zeigte den Besuchern ein „waschechter“ Römer. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress.

Wie genau es funktionierte, dass das begehrte quellfrische und kalkhaltige Brunnenwasser aus Mechernich und Nettersheim immer in der gewünschten und vor allem gleichmäßigen Geschwindigkeit floss, das zeigte den Besuchern ein „waschechter“ Römer. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress.

Das werde, so Grewe, an einem zunächst unscheinbaren, dafür aber sehr aufschlussreichen Detail deutlich: An den Wangen der Leitung habe der Handwerker die Spalten zwischen den aufgemauerten Handquadersteinen mit einem Fugenstrich versehen. Also einer Verzierung und damit gleichzeitig einer Signatur, die nach Fertigstellung des Aquädukts von niemandem mehr hätte wahrgenommen werden können, wäre dieses Detail nicht 1900 Jahre später von Archäologen freigelegt und dokumentiert worden.

„Die Eifelwasserleitung wurde um das Jahr 80 nach Christus aus einer betonähnlichen Substanz und Mauerwerk aus Naturstein errichtet“, ergänzte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick in seiner Ansprache zur Eröffnung. Die Leitung beginnt im Urfttal bei Nettersheim am „Grünen Pütz“, hatte eine Länge von 130 Kilometern und eine Transportkapazität von bis zu 20.000 Kubikmetern Trinkwasser pro Tag.

Sie versorgte die damalige römische Stadt „Colonia Claudia Ara Agrippinensium“ mit Wasser für die öffentlichen Laufbrunnen, Thermen und privaten Hausanschlüsse“, erläuterte Schick, der auch herausgefunden hatte, woran man seinerzeit eine gute Quelle zur Gewinnung erkannte.

Eine Zeichnung illustrierte ergänzend die wichtigsten Stationen des römischen Aquädukt-Baus. Repro: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress.

Eine Zeichnung illustrierte ergänzend die wichtigsten Stationen des römischen Aquädukt-Baus. Repro: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress.

„Wenn die Quellen von selbst hervorquellen und offen zu Tage liegen, dann betrachte und beobachte man, bevor man mit dem Leitungsbau beginnt, welchen Gliederbau die Menschen haben, die in der Umgebung dieser Quellen wohnen“, zitierte Schick den römischen Architekten Vitruv, der schlussfolgerte: „Ist ihr Körperbau kräftig, ihre Gesichtsfarbe frisch, sind ihre Beine nicht krank und ihre Augen nicht entzündet, dann werden die Quellen ganz vortrefflich sein“.

Wie es dann praktisch funktionierte, dass das begehrte quellfrische und kalkhaltige Brunnenwasser aus Nettersheim immer in der gewünschten und vor allem gleichmäßigen Geschwindigkeit floss, das zeigte anschließend Kai-Ingo Weule aus Bonn, der sich als waschechter Römer verkleidet hatte, mit einer schlichten Holzkonstruktion und ernannte dabei den einen oder anderen jungen Besucher kurzerhand zum „Messgehilfen“.

Professor Dr. Klaus Grewe zeigt die Besonderheit des Breitenbendener Bauwerks: die verzierenden Fugenlinien im Inneren des Bauwerks. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

Professor Dr. Klaus Grewe zeigt die Besonderheit des Breitenbendener Bauwerks: die verzierenden Fugenlinien im Inneren des Bauwerks. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

Gekommen waren am Einweihungstag auch die Schüler der städtischen Hauptschule Mechernich, die die Patenschaft über den Breitenbendener Aufschluss übernommen haben und die mit viel Fleiß den beinahe komplett zugewachsenen Eingang gesäubert und von Sträuchern befreit hatten.

Die jeweiligen Abschlussklassen der Mechernicher Hauptschule werden auch künftig zweimal im Jahr für die Pflege des Geländes Sorge tragen. Das schöne hölzerne Picknick-Mobiliar wurde in der Ausbildungswerkstatt des Hermann-Josef-Hauses in Urft gestaltet.

Bürgermeister Schick freute sich über das tatkräftige Engagement der vielen Helfer bei dem mit 40.000 Euro veranschlagten Projekt, das mit Hilfe des Lions-Club Euskirchen-Nordeifel, der 15.000 Euro zusteuerte, dem Energieunternehmen RWE und Mitteln des Bundes (20.000 Euro) innerhalb von sechs Monaten für die Kommune haushaltsneutral realisiert werden konnte.

Darsteller Kai-Ingo Weule aus Bonn erklärte in gewichtigem Ornat, warum die römischen Legionäre stattliche 42 Kilogramm Gepäck mit sich herumschleppen mussten. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress.

Darsteller Kai-Ingo Weule aus Bonn erklärte in gewichtigem Ornat, warum die römischen Legionäre stattliche 42 Kilogramm Gepäck mit sich herumschleppen mussten. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress.

Dass der Lions Club das soziale Projekt mit denkmalpflegerischer Zielsetzung im Mechernicher Stadtgebiet förderte, ist maßgeblich der Initiative des damaligen Clubpräsidenten Arno Bölts-Thunecke zu verdanken, der mit dem Terrain in Breitenbenden lieb gewonnene Kindheitserinnerungen verbindet und der am Samstagnachmittag ebenfalls ein herzliches Grußwort hinterließ.

Schülerinnen und Schüler des Emil-Fischer-Gymnasiums unter der Leitung ihrer Direktorin Alexandra Dreiseidler versorgten die Einweihungsgäste mit kostenloser römischer Verpflegung.

pp/Agentur ProfiPress

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Autor(in): Klaus Schäfer
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