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20. März 2014

Von der „Laga“ unter die Erde

Eröffnungspavillon auf der nordrhein-westfälischen Landesgartenschau im Randeifelstädtchen Zülpich weist auf die imposante Außenausstellung „Kleiner Kosmos Felsenkeller“ in Bürvenich hin – Der dort geborene Wahl-Shanghaier Rolf A. Kluenter zeigt in Foto- und Filminstallationen die ganze Welt eines kleinen Dorfes aus dem Gebiet der Zukunftsinitiative Eifel – Die Bevölkerung und die seit vier Jahrzehnten mit ihr eng verbundenen behinderten Schützlinge des Heilpdägogischen Zentrums „Lebenshilfe HPZ“ machten aktiv mit – Fast 50.000 Euro Förderung von der Smurfit-Kappa-Stiftung

Zülpich – Das Gemeinschaftsprojekt Landesgartenschau Zülpich/ Felsenkeller Bürvenich des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) „Lebenshilfe HPZ“ wirft Schatten voraus: In diesen Tagen entsteht auf dem Firmengelände des Schwerfener Dienstleistungsunternehmens J & M Strick nach Entwürfen des aus Bürvenich stammenden Shanghaier Künstlers Rolf A. Kluenter eine Kunstinstallation aus Holzpaletten, 13 Fenstern und einem begehbaren Steingarten.

Das Kunstwerk auf der Laga ist ab Mitte April Pavillon, Eventplatz für Musik, Talks und Informationen sowie das Entree zum Besuch der Außenstelle Bürvenich. Im wenigen Kilometern vom Gartenschau-Gelände entfernten Felsenkeller hat der im Eifeldörfchen Bürvenich aufgewachsene und in Shanghai wirkende Joseph-Beuys-Schüler in einem früheren Bierkeller der Brauerei Nagelschmitz Foto- und Videoobjekte installiert, die die „Welt“ und ihre Bewohner in dem kleinen zu Zülpich gehörenden Dorf Bürvenich zeigen.

Kluenter hat in dem Felsenkeller, der heute als Wasserreservoir für das Heilpädagogische Zentrum „Lebenshilfe HPZ“ dient, an 89 Drehtagen prominente Models, vor allem aber Behinderte aus den Einrichtungen des von Rolf K. Emmerich geführten Lebenshilfe HPZ und Einwohner der Ortsgemeinschaft Bürvenich-Eppenich vor die Kamera gebracht.

Joseph-Beuys-Schüler Rolf A. Kluenter mit den Protagonisten seines Foto- und Videoprojekts „Kleiner Kosmos“ im Felsenkeller, ganz links HPZ-Lebenshilfe-Geschäftsführer Rolf K. Emmerich, der nicht nur die Schützlinge seiner Einrichtungen aktiv mitmachen ließ, sondern auch selbst mit anderen Bürvenicher Gesellschaftsvertretern zusammen Modell stand. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Joseph-Beuys-Schüler Rolf A. Kluenter mit den Protagonisten seines Foto- und Videoprojekts „Kleiner Kosmos“ im Felsenkeller, ganz links HPZ-Lebenshilfe-Geschäftsführer Rolf K. Emmerich, der nicht nur die Schützlinge seiner Einrichtungen aktiv mitmachen ließ, sondern auch selbst mit anderen Bürvenicher Gesellschaftsvertretern zusammen Modell stand. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Unter anderem standen Karnevalisten Kluenter Modell, Messdiener. Schützen, Schornsteinfegerinnen, Feuerwehrleute und Sportler. Er brachte auch die bewaffneten Teilnehmer einer Treibjagd vor die Linsen seiner Kameras, Powerwalker, eine komplette Hochzeitsgesellschaft, Liebhaber historischer Fahrräder mit den Objekten ihrer Begierde, Eheleute, Kindergartengruppen und Schulklassen der örtlichen Stephanus-Schule.

Reminiszenzen an Lebende und Tote 

Kluenters Arbeiten sind Reminiszenzen an alle lebenden Dorfbewohner, aber auch an deren Vorfahren, für die Bürvenich/Eppenich doch fast ihren gesamten Erfahrungs- und Erlebenshorizont darstellte. Daher auch der Titel der avantgardistischen Foto- und Filminstallation:  „Kleiner Kosmos Felsenkeller“.

Ein besonderes Augenmerk legen der Künstler und Rolf K. Emmerich auf die seit Jahrzehnten erfolgreiche Symbiose zwischen Dorf und Lebenshilfe, zwischen nicht gehandicapten und behinderten Menschen in Bürvenich. Emmerich: „Inklusion, von der heute alle reden, ist bei uns gelebter Alltag!“

Eine der zahlreichen, an 89 Drehtagen entstanden Aufnahmen Rolf A. Kluenters zeigt Messdiener/innen der örtlichen Pfarrkirche St. Stephanus im Felsenkeller. Foto: Rolf A. Kluenter/pp/Agentur ProifiPress

Eine der zahlreichen, an 89 Drehtagen entstanden Aufnahmen Rolf A. Kluenters zeigt Messdiener/innen der örtlichen Pfarrkirche St. Stephanus im Felsenkeller. Foto: Rolf A. Kluenter/pp/Agentur ProifiPress

Im Felsenkeller werden Gastbeiträge des chinesischen autistischen Künstlers Leland Lee gezeigt sowie Objekte der Künstlerinnen Hendrina Krawinkel, Susanne Wichmann und Gisela Zimmermann. Der ungewöhnliche Ausstellungsort, das heutige Wasserreservoir des HPZ, diente nicht nur als in den Fels getriebener Bierkeller und als unterirdische Lagerhalle unter der  früheren Villa Nagelschmitz, dem heutigen Verwaltungssitz vom „Lebenshilfe HPZ“, sondern im Krieg auch als Luftschutzkeller.

Manche Geschichten und Ereignisse ranken sich um das unterirdische Labyrinth, das mitsamt seiner Kunstinstallationen während der Landesgartenschau immer wieder für geführte Gruppen zugänglich gemacht wird. 

„Auge Gottes“, fünf Elemente und sieben Schöpfungstage

Beworben wird die Foto- und Videoinstallationsreihe im Felsenkeller auf der Laga selbst mit dem zurzeit entstehenden Eingangsportal aus Paletten und zwölf Fenstern sowie einem 13. Fenster an der Spitze, aus dem gleichsam das „Auge Gottes“ auf die Welt und die Landesgartenschau herniederblickt. Rolf A. Kluenter lässt in der Installation der übrigen zwölf Fenster die sieben Schöpfungstage und die fünf Elemente anschaulich werden.

Rolf K. Emmerich (r.) und Rolf A. Kluenter mit einer Skizze des Entree-Pavillons zum Kunstprojekt „Kleiner Kosmos Felsenkeller“ auf der Lan-desgartenschau Zülpich. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Rolf K. Emmerich (r.) und Rolf A. Kluenter mit einer Skizze des Entree-Pavillons zum Kunstprojekt „Kleiner Kosmos Felsenkeller“ auf der Lan-desgartenschau Zülpich. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Bei der Umsetzung seiner Idee waren dem in Ateliers in Shanghai und Bürvenich wirkenden Künstler unter anderem Heinz-Jakob Schmitz und Dirk „Hövel“ Klein von der Schwerfener Firma J+M Strick behilflich sowie sein Nachbar Harald Gaul.

Eingebunden in das groß angelegte Kunstprojekt im Felsenkeller der Lebenshilfe HPZ waren prominente Modells, die Bürvenicher und Eppenicher Dorfbevölkerung und die Schützlinge vom „Heilpädagogischen Zentrum“. Unter anderem stand das ehemalige James-Bond-Girl Christina Ladas-Hennig Kluenter Modell. Aber auch die Vorsitzenden der Ortsvereine Bürvenich/Eppenich setzte der Künstler, Fotograf und Filmer in den Steinhallen des Bürvenicher Felsenkellers gekonnt in Szene.

Da die „Laga 2014“ den Untertitel „Zülpicher Jahrtausendgärten – Von der Römerzeit bis ins 21. Jahrhundert“ trägt, hat Kluenter im Hintergrund der zurzeit entstehenden Eingangsskulptur für die Landesgartenschau einen begehbaren Steingarten geplant, in dem Kinder, aber auch Erwachsene zu Pinsel und Farbe greifen können, um die Stein- und Felsbrocken mit Farbe individuell zu bemalen und gleichsam zu „Leben“ zu erwecken. 

Kunstworkshops mit Gastkünstlern auf Kluenters Atelier-Bauernhof

Weil bei den Fotoshootings und dem gesamten Kunstprojekt „Kleiner Kosmos Felsenkeller“ auch die behinderten Bewohner der Lebenshilfe HPZ integriert wurden und mitmachen konnten, überreichte Dr. Peter Kramp, der Chef der Zülpicher Papierfabrik, unlängst einen Scheck über nicht weniger als 49.665 Euro an Rolf K. Emmerich, mit dem die Smurfit-Kappa-Stiftung das Projekt fördert.

Rolf A. Kluenter (vorne links), selbstständiger Künstler aus China, und Rolf K. Emmerich (r.), der Geschäftsführer des Lebenshilfe Heilpädagogischen Zentrums in Zülpich, bei der Teilinstallation des Eröffnungspavillons zur Kunstausstellung „Keiner Kosmos Felsenkeller“ auf der Landesgartenschau Zülpich, im Hintergrund ihre  Helfer von der Schwerfener Firma J + M. Strick. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Rolf A. Kluenter (vorne links), selbstständiger Künstler aus China, und Rolf K. Emmerich (r.), der Geschäftsführer des Lebenshilfe Heilpädagogischen Zentrums in Zülpich, bei der Teilinstallation des Eröffnungspavillons zur Kunstausstellung „Keiner Kosmos Felsenkeller“ auf der Landesgartenschau Zülpich, im Hintergrund ihre Helfer von der Schwerfener Firma J + M. Strick. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Damit ist gewährleistet, dass der „Kleine Kosmos Felsenkeller“ des HPZ Lebenshilfe unter dem Namen „trans_MEDIA Empowerment Program“ über die Dauer der Landesgartenschau 2014 hinaus fortgesetzt werden kann. Rolf K. Emmerich, der Geschäftsführer des federführenden Heilpädagogischen Zentrums Lebenshilfe Bürvenich, denkt nämlich über das Jahr 2014 hinaus unter anderem an Kunst-Workshops auf Rolf A. Kluenters Atelier-Bauernhof, an denen  behinderte Menschen aus ganz Deutschland, aber beispielsweise auch aus anderen Ländern Europas und Asiens teilnehmen könnten. Dazu sollen auch Gastkünstler eingeladen werden.

Laga-Entree-Kunstwerk, „Kleiner Kosmos Felsenkeller“ und eine ebenfalls parallel geplante Kunstausstellung zum gleichen Themenkomplex in der Zülpicher Niederlassung der Kreissparkasse Euskirchen sollen noch nicht mit der Laga selbst am 16. April eröffnet werden, sondern Mitte Mai.

 pp/Agentur ProfiPress

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Autor(in): Klaus Schäfer
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