WIR. LEBEN. EIFEL.
WIR. LEBEN. EIFEL.
Menu
9. Juli 2017

„Die Orgel muss frei sprechen können.“

Auszeichnung: Eine Orgel zu bauen ist schwer, findet Carina Kuhl aus Roth. Die 21-Jährige Auszubildende macht das aber so gut, dass die Kammer sie zum Lehrling des Monats kürt

Als echtes Eifelkind hat sie schon damals gern mit angepackt: Carina ist auf einem Bauernhof in Roth bei Gerolstein aufgewachsen. „Da gab`s immer viel zu tun. Mein Bruder und ich haben unserem Vater gerne dabei geholfen, Maschinen und Zäune zu reparieren“, sagt sie. Heute verdient die 21-Jährige mit Bauen, Restaurieren und Reparieren ihren Lohn. Eine wichtige Aufgabe ist jedoch hinzugekommen: das Stimmen. Denn Carina ist angehende Orgelbauerin – die einzige Auszubildende in diesem Handwerk in der Region Trier. Und sie gehört zu den Besten ihres Faches. Aus diesen Gründen hat die Handwerkskammer Trier Carina Kuhl jetzt zum „Lehrling des Monats“ ausgezeichnet. Kammerpräsident Rudi Müller übergab die Urkunde im Ausbildungsbetrieb Orgelbau Hubert Fasen in Oberbettingen.

Mag nicht nur klassischen, sondern auch modernen Sound: Die angehende Orgelbauerin Carina Kuhl.

Der Weg vom Bauernhof der Eltern in Roth zum Orgelbauer ist kurz – nicht nur geografisch gesehen. „Ungefähr fünf Kilometer“, sagt Carina. „Die Frau meines Chefs singt im Kirchenchor St. Antonius Engel, den wiederum meine Mutter leitet“. Über diese Verbindung habe sie damals in den Schulferien beim Orgelbaumeister einen Ferienjob bekommen. „Und weil ich Spaß an dieser Arbeit hatte, bin ich dort geblieben.“ So wurde aus dem Job ein Praktikum und daraus eine Ausbildung. Dass Carina Klavier und Trompete spielen kann, kam ihr dabei zugute. Orgelspiel war ihr schon als Kind vertraut – nicht zuletzt deshalb, weil auch ihre Mutter dieses besondere Instrument spielt. Carina absolviert hier eine weitere Ausbildung im Bereich Kirchenmusik und Chorleitung.

Am Orgelbau gefällt Carina, dass der Beruf vielseitig ist. Sie arbeitet mit verschiedenen Materialien, neben dem Hauptwerkstoff Holz insbesondere mit Metall, aber auch mit Kunststoff. Sämtliche Einzelteile wie Holzpfeifen, Register und Tasten werden von Hand angefertigt. Vor dem Zusammenbau überprüft Carina mit einem Stimmgerät, ob die Pfeifen den richtigen Ton treffen. Noch im Betrieb wird die Orgel soweit zusammengebaut, dass sie sich transportieren lässt. An ihrem endgültigen Standort wird das Instrument noch einmal nachjustiert und dann fest aufgestellt. Am Ende muss es so gestimmt werden, dass der Klang zur Akustik der Umgebung passt. „Das Intonieren und das Aufstellen gehören zu den spannendsten Augenblicken eines Orgelbauers“, sagt Carina und ergänzt fachmännisch: „Die Pfeifen müssen so gebaut sein, dass die Orgel frei sprechen kann.“

An vier Instrumenten hat die Auszubildende im dritten Lehrjahr in diesem Jahr schon mitgearbeitet. „Zwei davon hat die Kirche in Auftrag gegeben. Bei den beiden anderen handelt es sich um Hausorgeln“, sagt sie. Orgelbauer müssen nicht nur musikalisch und feinmotorisch fit, sondern auch geduldig sein. „Das ist für die Arbeit notwendig“, sagt Carina. “Der Bau einer Orgel dauert etwa ein halbes bis ein ganzes Jahr, je nach Größe und Aufwand.“ Die bisher größte Orgel, an der sie mitgearbeitet hat, ist mit 28 Registern ausgestattet. Das Instrument steht in einer Mainzer Kirche. „Die imposanteste Orgel, die ich bislang gesehen habe, gibt es in der Pariser Kirche Notre Dame. Die hat mehr als 100 Register. “

Ist es schwer, eine Orgel zu bauen? „Eindeutig ja!“, findet Carina, die ihrer Schwester eine Orgelpfeife mit Schubfächern zur Schmuckaufbewahrung und zusammen mit ihrem Bruder ein Bett für die Eltern gebaut hat. Aber Herausforderungen schrecken die junge Frau nicht ab. Auch nicht die Tatsache, dass sie die einzige weibliche Auszubildende in ihrer Berufsschulklasse ist. Vorerst möchte sie im Betrieb von Hubert Fasen bleiben und dort Berufserfahrung sammeln. Privat steht Carina nicht nur auf Klassik. „Ich mag auch gern modernen Jazz auf der Orgel.“ Sie hört aber auch ganz andere Musik: Beim letzten Festival „Rock am Ring“ war sie unter den Zuschauern.

 

Kontakt:

Karl-Heinz Schwall, Handwerkskammer Trier, Ausbildungsberater

kschwall@hwk-trier.de Tel. 0651 207-123


Als PDF speichern
Print Friendly, PDF & Email
Seite Teilen Über:


Autor(in): Klaus Schäfer
Kommentare einblenden Kommentare ausblenden

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Weitere Beiträge