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10. April 2017

Standing Ovations für Bläserphilharmonie

Rheinisches Spitzenorchester unter Leitung der Norwegerin Irene Anda brillierte im Großen Gemünder Kursaal vor knapp 350 begeisterten Zuhörern zum 25jährigen Jubiläum der Hilfsgruppe Eifel für tumor- und leukämiekranke Kinder

Erst standen einige, dann alle Zuhörer nach dem letzten Akkord dieses fulminanten Benefizkonzertes der Rheinischen Bläserphilharmonie in Gemünd. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Gemünd/Eifel – Mit einem fulminanten Benefizkonzert zugunsten der Schützlinge der Hilfsgruppe Eifel begeisterte die Rheinische Bläserphilharmonie (RBP) unter der Leitung der Norwegerin Irene Anda am Sonntag im Gemünder Kurhaus knapp 350 Zuhörer. Am Ende gab es sogar stehende Ovationen, als das Ensemble als Zugabe ein zu einem neuen Marsch gefügtes Medley aus acht bekannten Vier-Vierteltakt-Kompositionen aus der Feder von David Witsch zum Besten gab.

Willi Greuel eröffnete den Nachmittag mit einem Hinweis auf 25 Jahre Hilfsgruppe Eifel für tumor- und leukämiekranke Kinder. Über sechs Millionen Euro wurden bislang dank der Hilfsbereitschaft der Eifeler Bevölkerung gespendet und ohne Abzug für die krebskranke Klientel ausgegeben.

Willi Greuel sagte, zum 25jährigen Jubiläum habe sich die 2011 von Frank Hoff und David Witsch gegründete Rheinische Bläserphilharmonie selbst für ein Benefizgastspiel in der Eifel angeboten. Das Ensemble, in dem rund 70 Profimusiker und ambitionierte Amateure unter der Leitung der aus Norwegen stammenden Augsburger Hochschuldozentin Irene Anda musizieren, hatte in der Vergangenheit bereits Konzerte zusammen mit anderen Ensembles für die Hilfsgruppe bestritten.

Chefdirigentin Irene Anda bei der Arbeit: Die aus Norwegen stammende Vollblutmusikerin verbrachte während zweier Monate einige Klausurwochenenden mit ihrem Orchester. Das Ergebnis der Intensivproben wurde unter anderem in Gemünd vorgetragen. Man ging musikalisch der Frage nach, was Komponisten zu Ihren Stücken inspiriert. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Wege der Inspiration

Diesmal hatten die Musikerinnen und Musiker von ihren über zwei Monate gehenden Übungs-Wochenendworkshops durchaus schwere Kost mitgebracht. Es ging um Wege der Inspiration, die Komponisten auf der Suche nach neuen Melodien und Arrangements beschreiten.

Den Auftakt machten sie mit Stephen Melillos Komposition „Godspeed“, in der er die von ihm fast rituell praktizierte Verwendung der gleichnamigen Grußformel in Töne packte. Sinngemäß bedeutet „Godspeed“ „Viel Glück!“, „Gute Reise!“ oder eben auch „Geh mit Gott!“.

Der Roman „Der Wind in den Weiden“ von Kenneth Grahame war die Inspirationsquelle für Johan de Meijs Komposition „The Wind in the Willows“. Am Schluss des ersten Konzertteils erklang das Epos „Le Mont Saint Michel“ von Serge Lancen. Um dessen Inspiration auch optisch sichtbar zu machen, hatte David Witsch Bilder vom Kirchenhügel im Wattenmeer der Normandie ins Programmheft drucken lassen. Majestätisch wie die Kathedralen-Kuppel mit dem Bildnis des Erzengels Michael in den Himmel ragt, so wuchtig und triumphal die Musik.

David Witsch, der gemeinsam mit dem Eifeler Anekdoten einstreuenden Manfred Lang den Nachmittag moderierte, begann den zweiten Konzertteil mit Erläuterungen zu Claude Debussys Komposition „Fêtes aus Trois Nocturnes“, die in Gemünd in einer von Tomohiro Tatebe arrangierten Version intoniert wurde. Die Inspirationsquelle waren die ebenfalls als „Nocturnes“ bezeichneten Gemälde von James Abbott McNeill Whistler.

In der Rheinischen Bläserphilharmonie, deren Vorbild das „Eastman Wind Ensemble“ war, ist jede Orchesterstimme – mit Ausnahme der B-Klarinetten – nur von einem Musiker besetzt, was für die herausragende Qualifikation der einzelnen Instrumentalisten spricht. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Dann hatte Bläserphilharmonie-Mitgründer David Witsch, der auch Dramaturg und Moderator des Ensembles ist, die Ehre, mit „Oratio“ eine Eigenkomposition anzusagen, zu der er sich von einem alten Gebet aus dem Kloster Wessobrunn, südwestlich von München, inspirieren ließ. Witsch: „Vertont wurden die einzelnen Abschnitte des Gedichts, zunächst die Darstellung der Schöpfung, dann die Erkenntnis eines Gottes als deren Schöpfer und das anschließende gebetstypische Vorbringen persönlicher Bitten.“

Volks-, Kriegs-, Liebes- und Tanzlieder

Höhepunkt nicht nur des Zweiten Konzertteils, sondern des ganzen Nachmittags und frühen Abends mit der Rheinischen Bläserphilharmonie war die „Lincolnshire Posy“ von Percy Grainger, ein aus sechs Sätzen bestehendes Meisterwerk, in dem der Komponist altenglische Folklore ebenso verarbeitet hat wie Kriegs-, Liebes- und Tanzlieder.

Den Schluss des offiziellen Konzertteils markierte der von Paul Hindemith komponierte Marsch aus Symphonischen Metamorphosen von Themen bei Carl Maria von Weber. Als Zugabe servierte Irene Anda mit ihrem in Gemünd hervorragend aufspielenden Ensemble das erwähnte Marschmedley David Witschs, für das es Bravorufe und „Standing Ovations“ gab. Paul Schneider von der Hilfsgruppe Eifel überreichte Blumen für Irene Anda und Komplimente für ein großartig  aufspielendes Orchester.

Irene Anda bildet heute selbst Dirigenten am Leopold-Mozart-Zentrum der Uni Augsburg aus. Die Dirigentin des sinfonischen Blasorchesters des Norwegischen Blasmusikverbandes, Abteilung Nordland (Norden von Norwegen) ist seit 2013 Chefdirigentin der Rheinischen Bläserphilharmonie und seit September 2015 Chefdirigentin des Sinfonieorchesters Stadtbergen in Augsburg. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

In der Rheinischen Bläserphilharmonie, deren Vorbild das „Eastman Wind Ensemble“ war, ist jede Orchesterstimme – mit Ausnahme der B-Klarinetten – nur von einem Musiker besetzt, was für die herausragende Qualifikation der einzelnen Instrumentalisten spricht. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die gespielte Literatur mit Schwerpunkt auf klassischen und modernen Originalkompositionen für die Besetzungsform des sinfonischen Blasorchesters.

Zuckmayer und Rosen rezitiert

Seit der ersten Arbeitsphase 2012 wird zu Beginn jeden Jahres eine zweimonatige Arbeitsphase mit mehreren Probewochenenden und anschließenden Konzerten durchgeführt. Ziel dieses anspruchsvollen und in Nordrhein-Westfalen einzigartigen Projekts ist es, ambitionierten und guten Musikern aus der Region Köln/Bonn eine Plattform zu bieten, gemeinsam mit einer hervorragenden musikalischen Leitung auf höchstem Niveau zu musizieren.

Manfred Lang sprach beim Gemünder Konzert der Rheinischen Bläserphilharmonie von einer Bereicherung des kulturellen Lebens in der Eifel. In seinen launischen Zwischenbeiträgen ging Lang auf die Vielvölkermischung ein, die im Laufe der Jahrhunderte entlang des Rheins einen wenig eigenbrötlerischen, umgänglichen und insgesamt sehr lebensbejahenden Menschenschlag hervorgebracht hat.

Zum Konzertauftakt spielten die Rheinischen Philharmoniker Stephen Melillos Komposition „Godspeed“, in der die von Melillos fast rituell praktizierte Verwendung der gleichnamigen Grußformel in Töne gepackt ist. Sinngemäß bedeutet „Godspeed“ „Viel Glück!“, „Gute Reise!“ oder eben auch „Geh mit Gott!“. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Er rezitierte unter anderem einen Passus aus Carl Zuckmayers „Teufels General“, das „Rheinische Grundgesetz Eifeler Prägung“ aus eigener Feder und Abschnitte aus der „Dreiborner Prozession“ des Schleidener Altamtsdirektors Werner Rosen.

Als Projektorchester ist die Rheinische Bläserphilharmonie immer auf der Suche nach neuen Musikerinnen und Musikern mit einer professionellen Einstellung – egal ob Laie oder studierter Instrumentalist. Mittelfristig soll sich das Ensemble so als einer der herausragenden Klangkörper seiner Art in Deutschland etablieren.

Seine Dirigentin Irene Anda begann ihre musikalische Ausbildung am Stavanger Musikkonservatorium mit dem Klavier als Hauptinstrument. Im Jahr 2006 nahm sie das Studium „Blasorchesterleitung“ bei Professor Maurice Hamers an der Musikhochschule (heute Universität) in Augsburg auf. Ihren Masterabschluss machte sie mit der Royal Dutch Military Band „Johan Willem Friso“ im März 2013, wo sie 2011 bereits Gastdirigentin war. Sowohl Bachelor- als auch Masterabschluss absolvierte sie mit Auszeichnung.

David Witsch, hauptberuflich C-examinierter Kirchenmusiker in Rheinbach und Meckenheim, ist mit Frank Hoff Gründer der Rheinischen Bläserphilharmonie. Beim Gemünder Benefizkonzert für die Schutzbefohlenen der Hilfsgruppe Eifel brillierte Witsch auch als Moderator und Komponist. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

2012 war sie am Theater Augsburg als Assistentin des 1. Kapellmeisters bei der Produktion von Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ tätig. Im März 2013 erreichte sie mit „Musikforeningen Nidarholm“ Silber (96 von 100 möglichen Punkten) in der Elite-Gruppe der norwegischen Meisterschaft für sinfonische Blasorchester. Zudem leitete sie als erste Frau die „European Youth Brass Band“ während der Europameisterschaft für Brass Bands in Oslo.

Heute ist Irene Anda selbst Teil von Maurice Hamers internationalem Team, das Dirigenten am Leopold-Mozart-Zentrum der Uni Augsburg ausbildet. Darüber hinaus ist sie engagiert als Dirigentin des projektbasierten sinfonischen Blasorchesters des Norwegischen Blasmusikverbandes, Abteilung Nordland (Norden von Norwegen), seit 2013 Chefdirigentin der Rheinischen Bläserphilharmonie, und seit September 2015 Chefdirigentin des Sinfonieorchesters Stadtbergen in Augsburg.

pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Kultur

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Autor(in): Klaus Schäfer
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