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3. Juni 2016

Hilfe aus der „Wirkstatt“

Verein kümmert sich um Langzeitarbeitslose, Asylbewerber und jugendliche Straftäter – Beratung und professionelle Förderung in Kall, Euskirchen und Blankenheim – Gemeinnütziges Kaufhaus mit Angeboten für Bedürftige

Kall – „Wirkstatt e.V.“ nennt sich der vor fünf Jahren gegründete Verein, der sich die „Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe“ auf die Fahne geschrieben hat. Standorte der „Wirkstatt“ sind in Kall und Euskirchen, seit kurzem auch in der Gemeinde Blankenheim. Einer der Kernpunkte der Arbeit im gemeinnützigen Verein ist die Beschäftigungs-Förderung zum Beispiel für Langzeitarbeitslose und Asylbewerber.

Die „Wirkstatt“ berät und fördert Menschen ohne Arbeit, die von der Arbeitslosigkeit bedroht sind, die einen Ausbildungsplatz suchen, die gesundheitlich beeinträchtigt sind, die eine stabilisierende Unterstützung benötigen und Mitbürger, die aufgrund ihres Migrationshintergrundes Beratung benötigen. Dabei spielen Herkunft, Religion, Kultur und Bildungsstand keine Rolle.

Veronika Neumann (Mitte) ist Vorsitzende des Vereins „Wirkstatt“, hier mit Schatzmeisterin Anne Marie Pickartz (rechts), die das gemeinnützige Kaufhaus in Kall leitet, und Anleiter Guido Schreiber. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Veronika Neumann (Mitte) ist Vorsitzende des Vereins „Wirkstatt“, hier mit Schatzmeisterin Anne Marie Pickartz (rechts), die das gemeinnützige Kaufhaus in Kall leitet, und Anleiter Guido Schreiber. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Im Rahmen der Beschäftigungs-Förderung betreut der Verein derzeit 15 Ein-Euro-Jobber, die in Kall im gemeinnützigen Kaufhaus sowie in Euskirchen und Blankenheim in der Grünflächenpflege, in den Tierheimen Euskirchen und Mechernich oder bei den Tafeln in Kall, Mechernich, Zülpich und Weilerswist tätig sind.

Wiedereingliederung in Gesellschaft und Arbeitsmarkt

„Unser Ziel ist die Wiedereingliederung dieser Menschen in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt“, umschreibt die Vorsitzende Veronika Neumann aus Blankenheim die Arbeit des Vereins. Die Aufgaben an den drei Standorten sind vielfältig: Zu den Angeboten in der Grünstraße in Euskirchen gehören neben der Grün- und Landschaftspflege die Erwerbslosen-Beratungsstelle und seit kurzem das Arbeitslosenzentrum mit Arbeitslosentreff, Frauentreff, Deutschunterricht für Zuwanderer und Bewerbungshilfen. In separaten Deutschlandkursen für Asylbewerber und Flüchtlinge geht es speziell darum, den Zuwanderern die deutsche Sprache sowie Sitten und Gebräuche zu erklären.

Ella Groß (links) und Kerstin Kyaw arbeiten ehrenamtlich in der Wirkstatt mit. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Ella Groß (links) und Kerstin Kyaw arbeiten ehrenamtlich in der Wirkstatt mit. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

In der Blankenheimer Niederlassung in der Koblenzer Straße werden die Beschäftigungsangebote für Asylbewerber der Gemeinde koordiniert. Zusätzlich zur Grünflächenpflege und zu allgemeinen Pflegearbeiten zählt dazu auch die Unterhaltung der Wanderwege in Zusammenarbeit mit dem Eifelverein.

In Kall betreibt der Verein „Wirkstatt“ ein gemeinnütziges Kaufhaus. Dort können bedürftige Menschen gespendete Waren gegen ein geringes Entgelt erwerben. Gut erhaltene Bekleidung, Haushaltswaren, Kinderspielzeug und Möbel füllen das Kaufhaus an der Aachener Straße. Die gespendeten Waren werden sortiert und aufgearbeitet. Ins Sortiment sollen jetzt auch gespendete Artikel für die Körperpflege aufgenommen werden.

Gut erhaltene Möbel als Spenden sind in der Kaller „Wirkstatt“ immer willkommen. Die Nachfrage von bedürftigen Familien oder Zuwanderern ist groß. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPressl

Gut erhaltene Möbel als Spenden sind in der Kaller „Wirkstatt“ immer willkommen. Die Nachfrage von bedürftigen Familien oder Zuwanderern ist groß. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPressl

Im gemeinnützigen Kaufhaus arbeitet man außerdem mit der Flüchtlingshilfe und der Tafel zusammen: „Die Flüchtlinge suchen lieber Kontakt und Arbeit, statt den ganzen Tag die vier Wände anzustarren“, sagt Anne Marie Pickartz, die das Kaufhaus leitet.

Sie erklärt: „Das Kaufhaus soll keine Konkurrenz zum einheimischen Gewerbe sein.“ Die Kundschaft setze sich aus sozial schwachen Familien, Flüchtlingen und immer mehr Rentnern zusammen. „Es ist erschreckend, dass die Altersarmut auch bei uns angekommen ist“, konstatiert die Kaufhaus-Leiterin. Viele Familien in der Region seien davon betroffen. Ähnlich wie bei den Tafeln müssen die Kunden auch im Kaufhaus einen Nachweis ihrer Bedürftigkeit vorlegen.

Erwerbslosen-Beratung und Energiesparprojekt

Für sozial schwache Familien bietet der Verein in Kall Dienstleistungen, wie zum Beispiel Umzugshilfen durch Möbeltransporte oder Gartenarbeiten an. Nach terminlicher Vereinbarung finden in Kall auch Erwerbslosen-Beratungen statt. Das Kaufhaus ist darüber hinaus Praktikumsbetrieb für Schüler der St. Nikolaus-Förderschule in Kall, mit der eine Kooperation besteht.

Der Flüchtling Kalechi Ajaero (rechts), hier mit den ehrenamtlichen Kräften Kerstin Kyaw (links) und Ella Groß (Mitte) leistet in Kall seinen Bundesfreiwilligendienst. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Der Flüchtling Kalechi Ajaero (rechts), hier mit den ehrenamtlichen Kräften Kerstin Kyaw (links) und Ella Groß (Mitte) leistet in Kall seinen Bundesfreiwilligendienst. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Im speziellen Programm „RückenDeckung“ begleitet der „Wirkstatt“-Verein außerdem straffällig gewordene Jugendliche, die vom Gericht zu Sozialstunden verurteilt wurden. Diese können die jugendlichen Straftäter zum Beispiel bei der Arbeit im gemeinnützigen Kaufhaus ableisten. Kaufhaus-Leiterin Anne Marie Pickartz arbeitet in diesem Zusammenhang eng mit der Jugendgerichtshilfe in Euskirchen zusammen. Finanziert wird das Projekt vom Landschaftsverband.

Kürzlich hat der Verein mit der Energie Nordeifel (ene) ein Energiesparprojekt auf die Schiene gebracht. Durch das Projekt „aktiv gegen Energiearmut“ will der Verein seinen Beitrag leisten, in Haushalten mit geringem Budget die Stromkosten zu senken. Dank mehrerer Sponsoren sollen bedürftigen Familien energiesparende Kühlschränke zum Preis von 135 Euro angeboten werden.

Insgesamt 20 Personen gehören zum Team der „Wirkstatt“, darunter zwei Sozialpädagogen, eine Psychologin und zehn ehrenamtliche Kräfte. Der vor fünf Jahren gegründete Verein trat 2013 dem Paritätischen Wohlfahrtsverband bei. Mit der Beschäftigungs-Förderung löste die „Wirkstatt“ die Arbeiterwohlfahrt ab, die diesen Part 25 Jahre lang bewältigt hatte. Obwohl der Verein unter anderem Zuschüsse vom Land und von der Europäischen Union sowie Mittel des Jobcenters EU-aktiv erhält, ist er auf Spenden angewiesen.

Ein Teil des „Wirkstatt“-Teams im gemeinnützigen Kaufhaus in Kall (von links): Karin Nickel, Veronika Neumann, Kerstin Kyaw, Kalechi Ajaero, Anne Marie Pickartz, Ellen Groß und Stefani Fußel. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Ein Teil des „Wirkstatt“-Teams im gemeinnützigen Kaufhaus in Kall (von links): Karin Nickel, Veronika Neumann, Kerstin Kyaw, Kalechi Ajaero, Anne Marie Pickartz, Ellen Groß und Stefani Fußel. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Daseinsvorsorge

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Autor(in): Klaus Schäfer
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