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19. April 2016

Schreiben ist nicht nur Musenkuss

Krimi-Bestsellerautorin Nele Neuhaus sorgt für gelungenen Start des Eifel-Literatur-Festivals und persönliche Einblicke ins Schriftstellerdasein

Bitburg – Einen besseren Start des 12. Eifel-Literatur-Festivals hätte sich dessen kreativer Kopf und Organisator, Josef Zierden, nicht wünschen können. Die Bitburger Stadthalle war ausverkauft und Autorin Nele Neuhaus schon lange vor ihrem Bühnenauftritt für persönliche Begegnungen am Signiertisch präsent. Das Medienaufgebot – mit Liveschaltungen ins Fernsehen – ist hoch, ebenso die Anzahl an prominenten Gästen und Förderern aus Politik und Wirtschaft. Allenfalls ein kleines Tüpfelchen auf dem „i“ fehlte, die schon zur Festivaltradition gehörende spritzige Begrüßungsrede von Kultur-Staatssekretär Walter Schumacher. Ihn hatte das politische Tagesgeschäft in Mainz festgehalten, was er per SMS mit vielsagendem „grrrr“ kommentierte.

Doch auch ohne ihn flogen zum Einstieg die vergnüglichen Bonmots: Inspiriert vom Kontrast zwischen hell ausgeleuchteter Bühne und dunklem Zuschauerraum, fand Landrat Joachim Streit für das Festival im Allgemeinen wie auch den bevorstehenden Auftritt von „Lichtgestalt Nele Neuhaus“ im Besonderen, das Bild der Sonnenuhr und philosophiert: „Die Grenze des Schattens ist der Beginn des Lichts.“

Beststeller-Autorin Nele Neuhaus hatte die 800 Zuhörer, die zum Auftakt des Eifel-Literatur-Festivals nach Bitburg gekommen waren, dank ihrer natürlichen Art schnell auf ihrer Seite. Foto: Helmut Gassen/ELF/pp/Agentur ProfiPress

Beststeller-Autorin Nele Neuhaus hatte die 800 Zuhörer, die zum Auftakt des Eifel-Literatur-Festivals nach Bitburg gekommen waren, dank ihrer natürlichen Art schnell auf ihrer Seite. Foto: Helmut Gassen/ELF/pp/Agentur ProfiPress

Josef Zierden, der nach ihm von der Bühne blickte, konterte: „Ich habe nicht das Gefühl, in die Dunkelheit zu gucken, weil ich von lauter hellen Köpfen umgeben bin, den Lesern.“ Als dann die Autorin selbst ins Rampenlicht und zu Wort kam, trug auch sie Pointiertes bei: Sie habe schon 790 Zuhörer weniger gehabt als an diesem Abend. Das, so erfährt das Publikum war vor zehn Jahren, am Anfang ihrer Schriftstellerkarriere. Damals schrieb sie noch neben einer Berufstätigkeit in der Fleischwarenfabrik ihres Ehemannes, erarbeitete sich mühsam das Handwerkszeug und ließ ihre Werke in Mini-Stückzahlen auf eigene Kosten drucken. Inzwischen ist Nele Neuhaus mit in 31 Sprachen übersetzten und in Auflagen von rund sechs Millionen Exemplaren erschienenen Büchern die derzeit erfolgreichste deutsche Krimiautorin.

Das ist ihr aber offensichtlich nicht zu Kopf gestiegen. Ganz lässig, in Jeans und Strickjacke gekleidet, völlig ohne Allüren, frisch und unkompliziert präsentiert sie sich in Bitburg als Mensch wie Du und Ich. Sie schlägt einen lockeren, humorvollen Plauderton an und setzt alles daran, ihren Fans zu geben, was sie sich wünschen, die persönliche, lebendige Begegnung mit der Person hinter den Mord-Geschichten.

Berühmt gemacht haben Neuhaus ihre im Taunus angesiedelten Krimis um das Ermittlerteam Pia Kirchhoff und Oliver Bodenstein. Sie tragen Titel wie „Schneewittchen muss sterben“, „Wer Wind sät“ oder „Böser Wolf“ und wurden vom ZDF verfilmt. Den neuesten, „Die Lebenden und die Toten“, hatte sie nach Bitburg mitgebracht. Es geht darin um einen Heckenschützen, der scheinbar wahllos völlig unbescholtene Frauen erschießt und die Ermittler vor ein ungeheures Rätsel stellt.

Die Autorin beschränkte sich mit dem Hinweis: „Lesen können Sie selber“, jedoch auf den Vortrag weniger Textkostproben. Vielmehr erzählte sie aus dem Nähkästchen ihres Schriftstellerdaseins. So erfuhren die Zuhörer, dass Jacques Berndorf und seine Eifelkrimis Neuhaus angeregt haben, regionale und damit authentischer zu beschreibende Schauplätze zu wählen. Sie erfuhren, wie spannend eine Ortsrecherche sein kann, wenn man auf das Baugerüst eines Hochhauses klettern oder ein rechtsmedizinisches Institut besuchen muss. Und sie konnten herzhaft lachen, wenn die Autorin Fallstricke ungenauer Nachforschungen oder amüsante eigene Erlebnisse schilderte, die in ihre Texte eingeflossen sind.

Im Gespräch mit Josef Zierden wurde das sympathische Bild noch abgerundet. Hier erzählte Neuhaus, dass ihr Urgroßvater ein Elektrogeschäft Ecke Simeonstraße /Margaretengässchen in Trier besaß, dass ihr Vater dort geboren wurde, aufwuchs und das Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasium besuchte. Sie beantwortete die Frage danach, wie ein netter Mensch wie sie so brutale Geschichten schreiben kann, mit einer ausschweifenden Fantasie. Und sie stand zum Kritikervorwurf, sie schreibe „Fastfood- Bücher“: „Ich liebe Fastfood und kann keine Literatur, aber kurzweilige Unterhaltung bieten“, sagte sie. Das Publikum gab ihr mit donnerndem Applaus Recht. Gerne wolle sie wieder zum Festival kommen, versprach sie Josef Zierden und ihren Fans.

pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Sonstiges · Wirtschaft

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Autor(in): Klaus Schäfer
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