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15. Oktober 2015

„Paradebeispiel für gelebte Integration“

Erfolgreiches Pilotprojekt im Kreis Euskirchen: Fahrrad-Verkehrssicherheitstraining für Flüchtlinge – Simultane Übersetzung auf Arabisch

Eifel/Kreis Euskirchen – Als touristische Destination ist die Eifel auch für Rad-Touristen ein beliebtes Urlaubsziel, das mit attraktiven Radwegen wie dem neuen Vennbahn Radweg, einem der längsten Bahntrassenradwege Europas, aufwarten kann. Der Eifelkreis Euskirchen ist als „Fahrradfreundlicher Kreis“ ausgewiesen.

Im praktischen Teil des Verkehrssicherheitstrainings lernten die Flüchtlinge, den „toten Winkel“ einzuschätzen, sicher zu fahren und Vorfahrtsregeln zu beachten. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Im praktischen Teil des Verkehrssicherheitstrainings lernten die Flüchtlinge, den „toten Winkel“ einzuschätzen, sicher zu fahren und Vorfahrtsregeln zu beachten. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Für Flüchtlinge, die in diesen Wochen und Monate in die Eifelkommunen kommen, hat ein eigenes Fahrrad noch eine ganz andere Dimension: Es bedeutet ein Stück Freiheit. Die Möglichkeit, sich auch bei nicht optimalen ÖPNV-Anbindungen frei zu bewegen, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Allerdings gilt es dabei eine Menge Regeln und Schilder zu beachten, die die Asylbewerber aus ihren Heimatländern so nicht kennen. Im Rahmen eines Pilotprojekts fand daher jetzt im Kreis Euskirchen im Sinne der frühen Integration ein erstes Fahrrad-Sicherheitstraining für „neue Nachbarn“ statt.

Ihnen hat der Tag Spaß gemacht: Die jungen Syrer Alaa (v.r.) und Omar, hier mit Polizeikommissar Rüdiger Köbrich, haben das Fahrrad-Sicherheitstraining erfolgreich absolviert. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Ihnen hat der Tag Spaß gemacht: Die jungen Männer, hier mit Polizeikommissar Rüdiger Köbrich, haben das Fahrrad-Sicherheitstraining erfolgreich absolviert. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Ausgerechnet auf den ersten winterlich kalten Tag im Jahr fiel das erste Verkehrssicherheitstraining für Flüchtlinge, das die Flüchtlingshilfe Kall in Kooperation mit der Kreispolizeibehörde Euskirchen und dem Caritasverband für die Region Eifel e.V. ins Leben gerufen hat. Alleine dafür schon hätten die 13 jungen Männer, die unter anderem aus Syrien stammen, einen Orden verdient. Ohne mit der Wimper zu zucken absolvierten sie nach dem theoretischen Unterricht nachmittags bei beißender Kälte den praktischen Teil, lernten, den „toten Winkel“ einzuschätzen, sicher zu fahren und Vorfahrtsregeln zu beachten.

Einen Orden gab’s natürlich anschließend nicht, aber dafür eine Urkunde, die die erfolgreiche Teilnahme bescheinigt. Polizeihauptkommissar Tido Janssen, der Leiter der in Mechernich ansässigen Verkehrsunfallprävention, hatte sie eigens für diesen Anlass entworfen. Zudem dürfen die Asylbewerber ihre Fahrräder und die von der Kreisverkehrswacht gespendeten Helme behalten. Barbara Fischer, die Leiterin der Integrationsagentur des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen, überreichte zudem Erste-Hilfe-Packs für alle Räder, die von der Kaller Bevölkerung gespendet wurden.

Tido Janssens Fazit war eindeutig: „Das ist ein tolles Projekt und die erste Auflage war ein voller Erfolg.“ Mehr noch: „Es hat richtig Spaß gemacht, ich habe den Tag genossen“, ergänzte er. Nach einer anfänglichen Scheu bei den Asylbewerbern, die sicher auch mit der Uniform zu tun habe, sei die Atmosphäre sehr locker und humorvoll gewesen, ergänzte sein Kollege und Verkehrssicherheitsberater, Polizeikommissar Rüdiger Köbrich. Unterstützt wurden sie von Matthias Esser von der Jugendverkehrsschule und Heinz Hentz, Vorsitzender der Verkehrswacht Euskirchen.

Barbara Fischer, die Leiterin der Integrationsagentur des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen, überreichte zudem Erste-Hilfe-Packs für alle Räder, die von der Kaller Bevölkerung gespendet wurden. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Barbara Fischer, die Leiterin der Integrationsagentur des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen, überreichte zudem Erste-Hilfe-Packs für alle Räder, die von der Kaller Bevölkerung gespendet wurden. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Dass dies möglich wurde, lag auch an der Unterstützung von Hassan Deldjoyeshahir. Der Berescheider spricht acht Sprachen und hat den ganzen Tag lang simultan übersetzt. „Am Anfang habe ich den jungen Männern gesagt, dass Polizisten hier gute Menschen sind, und sie keine Angst haben müssen“, berichtete er mit Verweis auf die teils traumatischen Erlebnisse, die Flüchtlinge mit „Uniformierten“ verbinden.

„Was wir heute mit der Polizei erlebt haben, war eine tolle Erfahrung“, bedankte sich Osman, der in Sistig untergebracht ist, anschließend. Das gelernte werde er im Straßenverkehr sehr gut gebrauchen können. Ähnlich sahen es auch die anderen Teilnehmer, die sich auch für die gespendeten Fahrräder bedankten: „Damit können wir jetzt zum Deutschunterricht und Einkaufen fahren – oder auch einfach mal was unternehmen“, freuten sich auch die Freunde Omar und Alaa.

Manfred Poth, der Allgemeine Vertreter des Landrats und somit auch stellvertretende Dienstherr der Kreispolizeibehörde Euskirchen, gratulierte bei einer anschließenden Pressekonferenz der Koordinatorin der Kaller Flüchtlingshilfe Dorothea Muysers. „Gerade hier in der Eifel, wo man mit dem ÖPNV nicht immer optimal angebunden ist, ist das ein tolles Projekt.“ Muysers ist nicht nur ehrenamtlich für die Kaller Flüchtlingshilfe aktiv, sondern mittlerweile auch als Caritas-Mitarbeiterin verbandsweit für die Koordination der Flüchtlingsarbeit zuständig. Das Pilotprojekt sei ein Paradebeispiel für gelebte Integration. Poth: „Genau so müssen wir weitermachen.“

Im Rahmen eines Pilotprojekts der Flüchtlingshilfe Kall in Kooperation mit der Kreispolizeibehörde Euskirchen und dem Caritasverband für die Region Eifel e.V., haben die ersten 13 Flüchtlinge ein Fahrrad-Sicherheitstraining absolviert. Unterstützt hatte auch die Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim Gemünd (EvA). Zur erfolgreichen Teilnahme gratulierten unter anderem der Allgemeine Vertreter des Landrats, Manfred Poth, Kalls Bürgermeister Herbert Radermacher, der Geschäftsführer des Caritasverbands für die Region Eifel Rolf Schneider und der Leiter der EvA. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Im Rahmen eines Pilotprojekts der Flüchtlingshilfe Kall in Kooperation mit der Kreispolizeibehörde Euskirchen und dem Caritasverband für die Region Eifel e.V., haben die ersten 13 Flüchtlinge ein Fahrrad-Sicherheitstraining absolviert. Unterstützt hatte auch die Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim Gemünd (EvA). Zur erfolgreichen Teilnahme gratulierten unter anderem der Allgemeine Vertreter des Landrats, Manfred Poth, Kalls Bürgermeister Herbert Radermacher, der Geschäftsführer des Caritasverbands für die Region Eifel Rolf Schneider und der Leiter der EvA. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Rolf Schneider, Geschäftsführer des Caritasverbands für die Region Eifel e.V. versprach: „Wir unterstützen das Projekt auch weiterhin.“ Ebenso Malte Duisberg, Leiter der Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim Gemünd (EvA), die die Flüchtlinge mittags mit einer warmen Mahlzeit versorgt hatte. Der Dank des Kaller Bürgermeisters Herbert Radermacher galt insbesondere den engagierten Ehrenamtlern: „Danke für die tolle Idee und Ihre Initiative – ich bin stolz, dass das hier in Kall passiert.“

Schon in Kürze sollen weitere Schulungstage angeboten werden, mittelfristig soll das Projekt auch auf andere Kommunen im Kreis ausgeweitet werden. Dorothea Muysers beendete die Pressekonferenz mit einem Appell: „Wir benötigen dringend noch weitere Fahrräder.“ Die Flüchtlingshilfe hat in Kooperation mit der Kaller Firma Wolter eine Fahrradwerkstatt eingerichtet, in der die Asylbewerber sich unter fachlicher Aufsicht gespendete Fahrräder herrichten und verkehrssicher machen können. Wer ein Fahrrad abzugeben hat, kann sich unter Tel. 0174/ 942 89 49 oder per Mail an info@fh-kall.de direkt an Dorothea Muysers wenden.

pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Demographie · Mobilität · Sonstiges · Wirtschaft

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Autor(in): Klaus Schäfer
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