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11. September 2015

Sommertour des Umweltministeriums führt zum SteinkrebsProjekt in die Eifel

Parlamentarischer Staatssekretär Horst Becker: „Artenvielfalt gelingt nur mit lebendigen Gewässern“. Sommertour des Umweltministeriums führt zum SteinkrebsProjekt in die Eifel – Tierart extrem vom Aussterben bedroht

Sie waren einmal weit verbreitet in den heimischen Gewässern, doch mittlerweile gehören sie zu den am stärksten gefährdeten Arten in Nordrhein-Westfalen: der Edelkrebs und der Steinkrebs. Bis Ende des 18. Jahrhunderts waren diese beiden in Europa heimischen Flusskrebse sehr häufig. Diese Situation änderte sich rapide, als um 1860 zum ersten Mal die durch amerikanische Krebsarten eingeschleppte Krebspest ausbrach. Diese  Flusskrebserkrankung ist hoch infektiös und für die europäischen Arten tödlich. Sie führte zu einem extremen Populationsrückgang vor allem des Edelkrebses, der bis heute anhält. In zunehmendem Maße ist nun auch der Steinkrebs vom Aussterben bedroht.

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In Nordrhein-Westfalen waren nach 1990 nur noch 3 Vorkommen des Steinkrebses bekannt, zwei aus dem Siebengebirge und eines aus der Eifel bei Bad Münstereifel (Kreis Euskirchen). Mittlerweile gelingt nur noch bei einem Vorkommen der Nachweis. Nur mit hohem Aufwand kann das vollständige Verschwinden des Steinkrebs in NRW verhindert werden. „Heimische Arten müssen geschützt werden, denn sie sind Teil unseres wertvollen
Naturerbes. Und deshalb werden wir unsere Anstrengungen und Förderprojekte weiter fortsetzen“, erklärte der Parlamentarische Staatssekretär Horst Becker, der sich heute im Rahmen der Sommertour „Lebendige Gewässer“ des NRW-Umweltministeriums über die Situation der heimischen Gewässer und der Artenvielfalt in  der Eifel informierte.

„Die heimischen Flusskrebse sind in vielen Gewässern in Nordrhein-Westfalen schon komplett von nichtheimischen Arten verdrängt worden. Das bereitet uns große Sorgen, denn wenn wir diese Entwicklung nicht stoppen, droht der vollständige Verlust dieser beiden heimischen Flusskrebsarten“. Lebendige Gewässer – Nur sechs Prozent in gutem Zustand Die Lebensräume des Steinkrebses, sauerstoffreiche, schnell strömende, sommerkühle Bachoberläufe mit steinig kiesigem Bachbett sind für viele weitere Tierarten ein wichtiger und schützenswerter Lebensraum. Natürliche Bachläufe bieten neben vielen Kleintieren, die in der Gewässersohle leben (Makrozoobenthos), auch den Fischarten Forelle und Koppe sowie dem Bachneunauge einen wichtigen Lebensraum in NRW. Bestimmte Zeigerarten und eine hohe Artenvielfalt sind ein wichtiger Indikator für die Bewertung des guten ökologischen Zustands unserer Gewässer.

Aktuell erreichen jedoch nur noch sechs Prozent der Gewässer in Nordrhein-Westfalen diesen guten Zustand. Die intensive Nutzung der Gewässer und ihrer Einzugsgebiete sowie der naturferne Ausbau haben zu diesem
schlechten Zustand beigetragen. Daher fördert das Programm „Lebendige Gewässer“ des Landes NRW Maßnahmen zur Verbesserung der Fließgewässer, dazu gehören insbesondere die Renaturierung begradigter Fließgewässer, die Offenlegung von verrohrten Bächen und der Rückbau nicht mehr benötigter künstlicher Teichanlagen, Aufstaue und Wehre. Mit diesen Aktionen trägt die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie nicht nur zur
Erholung artenreicher Fischbestände sondern auch zur Verbesserung der Lebensräume von Edelkrebsen und Steinkrebsen bei.

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Förderprojekt „Wald – Wasser – Wildnis“

Der Schutz des Steinkrebses in NRW ist ein Ziel des „LIFE+ Projektes“-„Wald – Wasser – Wildnis“. Das Nationalparkforstamt Eifel des Landesbetriebs Wald und Holz NRW und die Biologische Station StädteRegion Aachen e.V. setzen in geeigneten Bächen Steinkrebse aus, die aus einer Zwischenvermehrung in einer Zuchtanlage stammen. „Mit dieser Ansiedlung wollen wir erreichen, dass der Steinkrebs in den Bächen im Nationalpark Eifel stabile Populationen bildet und sich ausbreitet“, erklärte Bettina Krebs von der Biologischen Station Aachen, die das LIFE+ Projekt leitet. Der Schwerpunkt des von der EU und vom Land NRW geförderten Projekts liegt auf der
Verbesserung von Wald- und Wasserlebensräumen in drei Natura 2000-Gebieten im Nationalpark Eifel. In Zukunft sollen sich hier möglichst naturnahe Lebensräume entwickeln, um das Vorkommen von seltenen und heimischen Tier- und Pflanzenarten langfristig sicherzustellen. Staatssekretär Becker: „Artenvielfalt kann nur erreicht werden, wenn es ein intaktes Ökosystem gibt. Lebendige Gewässer sind dafür Voraussetzung.“ Flüsse, Bäche und Seen seien ein wertvoller Schatz direkt vor der Tür. Ein Schatz, den es für die nächsten Generationen zu bewahren gelte, betonte Staatssekretär Becker. „Unsere Gewässer verbinden Städte und Dörfer, prägen unser
Landschaftsbild, sind Erlebnisräume, Trinkwasserreservoire und bedeutende Lebens- und Entwicklungsadern für unsere faszinierende Artenvielfalt. Wir brauchen mehr lebendige Gewässer und die Landesregierung setzt genau hier an.“
NRW hat eine faszinierende Artenvielfalt und wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen. „Aber dieses wilde NRW ist bedroht: Fast die Hälfte der Arten stehen inzwischen auf der Roten Liste“, sagte Staatssekretär Becker. Rund 60 Prozent der Gewässer in NRW seien erheblich verändert oder gar nur künstlich angelegt worden. Nur noch  etwa sechs Prozent der Flüsse und Seen verfügen nach Untersuchungen des Landesumweltamtes (LANUV) über ein intaktes Öko-System – mit entsprechenden Folgen für die Tier- und Pflanzenarten in und an den Gewässern. Staatssekretär Becker: „Es zeigt sich, dass die menschlichen Eingriffe der Vergangenheit in Form
von Begradigungen und Belastungen der Flüsse mit Abwässern oder anderen Substanzen diesen wertvollen Lebensraum massiv verändert haben.“

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Erfolgte Wiederansiedlung und Zwischenvermehrung Die Mittelgebirgsbäche im Nationalpark Eifel liegen innerhalb der natürlichen Verbreitungsgrenze des Steinkrebses. Bisher konnte er hier nicht nachgewiesen werden. Viele Bäche im Nationalpark stellen aufgrund ihrer Beschaffenheit aber potentielle Lebensräume (Habitate) dar. Das Gebiet des Nationalparks Eifel gehört zu Natura 2000, einem europaweiten Netz von Schutzgebieten. Durch diesen hohen Schutzstatus eignet sich das Gebiet besonders als Ansiedlungsraum, da die Tiere hier langfristig vor stark negativen Einflüssen geschützt sind. Die Gefahr, dass durch Aquarienhalter nichtheimische Krebse ausgesetzt werden und damit den für den Steinkrebs tödlichen Krebspesterreger übertragen, ist hier ebenfalls gering. Eine Zwischenvermehrung von Steinkrebsen war nach Anlaufschwierigkeiten im Jahr 2014 geglückt. Im Herbst 2014 konnten erstmals 200 etwa ein halbes Jahr alte Steinkrebse – Sömmerlinge genannt – im Nationalpark angesiedelt werden. Im Herbst 2015 sollen weitere Tiere wieder angesiedelt werden.

 

Pressestelle: Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz

Frank Seidlitz
Telefon 0211/45 66-294
Telefax 0211/45 66-706
frank.seidlitz@mkulnv.nrw.de
www.umwelt.nrw.de

Kategorien:
Landwirtschaft · Sonstiges · Wirtschaft

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Autor(in): Klaus Schäfer
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