Freilichtmuseum Kommern lockte mit „Zeitblende 1965“ mehrere Tausend Besucher in die Eifel – Oldtimer, Schwalbe-Motorroller und ein „Clinomobil“ – Tanzrevue und Sketche von Heinz Erhardt
Eifel/Mechernich-Kommern – Im LVR-Freilichtmuseum Kommern erlebten die Besucher bei der „Zeitblende 1965“ eine Reise in die Vergangenheit mit viel Liebe zum Detail. So könnte es tatsächlich vor 50 Jahren im Stadtgebiet Mechernich in der Eifel ausgesehen haben: VW-Bulli, Käfer und Ente fahren auf den Straßen, junge Familien flanieren mit Kinderwagen durch den Ort, es wird über Heinz Erhardt gelacht und am Abend wird nach neuester Mode Twist oder Sirtaki getanzt.
Mit der Ausstellung „Zeitblende 1965“ erinnerten die Mitarbeiter des Kommerner Freilichtmuseums an die Ereignisse vor 50 Jahren. Veranstaltet wurden dazu sowohl Mitmachaktionen als auch ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm. Cedric Arndt, Journalist für den Kölner Stadt-Anzeiger, berichtet, was es auf der Bühne im „Marktplatz Rheinland“ zu entdecken gab: „Während einer Tanzrevue konnten sich die Gäste in Erinnerung rufen, wie es auf Tanzflächen der ganzen Welt vor einem halben Jahrhundert ausgesehen hat. Die Modetänze Twist, Sirtaki und Wooly Bully konnten im Anschluss eingeübt werden.“
Die „Zeitblende 1965“ wurde zudem von rund 200 Oldtimerbesitzern besucht, die ihre zwei- und vierrädrigen Schmuckstücke in die Eifel mitgebracht hatten. „Egal, ob Privat- oder Nutzfahrzeuge: Alles, was schon vor 50 Jahren auf den Straßen Deutschlands unterwegs gewesen ist, kann auch in unserem Museum bewundert werden“, berichtete Organisator Dr. Michael Faber gegenüber der Kölnischen Rundschau. Dazu gehörten zum Beispiel die von Simson hergestellten Schwalbe-Motorroller sowie originale Löschfahrzeuge der Feuerwehr und Einsatzwagen der Polizei und des Rettungsdienstes.
Journalist Cedric Arndt zitiert Dr. Michael Faber: „Ein besonderes Highlight stellt das so genannte »Clinomobil« dar, von dem es heute nur noch zwei fahrtüchtige Exemplare in ganz Deutschland gibt.“ Das „Clinomobil“, so erklärt der Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger, war der „erste Notarztwagen, um im Notfall vor Ort Operationen vornehmen zu können“.
Für stilechte Musik der 1960er Jahre sorgte der Auftritt der Rolling-Stones-Coverband „Sticky Fingers“. Dafür hatte sich das Team des Kommerner Museums etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Nachgestellt wurden die Ereignisse des Stones-Konzertes auf der Berliner Waldbühne. Die Kölnische Rundschau schreibt dazu: „Die Zuschauer staunten nicht schlecht, als plötzlich wild gestikulierende Demonstranten in ihrer Mitte auftauchten. Ausgerüstet mit Schildern und Plakaten, auf denen Slogans wie »Lange Haare, kurzer Verstand« und »Gammler ins Arbeitslager« prangten, machten sie ihrem Unmut über die Veranstaltung Luft.“
„Lediglich auf den gewaltsamen Abriss der Bühne nach dem vorzeitigen Ende des Konzerts mussten wir verzichten“, scherzte Michael Faber im Gespräch mit Stadt-Anzeiger-Autor Cedric Arndt. Ansonsten gab es aber alles, was zu einem richtigen Stones-Konzert dazugehört. „Selbst die hysterischen Fans, die vor der Bühne kollabierten und mit dem Rettungswagen abtransportiert werden mussten, fehlten nicht“, schreibt Arndt.
Thorsten Hamer sorgte mit Sketchen des Komikers Heinz Erhardt für ausgelassene Stimmung. Für eine authentische Zeitreise in das Jahr 1965 sorgten nicht zuletzt Schausteller in passenden Outfits sowie die zahlreichen Besucher, die für freien Eintritt ihre 50 Jahre alten Kinderwagen durch das Freilichtmuseum schoben.
pp/Agentur ProfiPress