WIR. LEBEN. EIFEL.
WIR. LEBEN. EIFEL.
Menu
23. Juni 2015

150 Jahre Eifelbahn bis Mechernich

Historie Köln-Trier-Saarbrücken: Streckenfreigabe bis Bahnhof Mechernich am 27. Juni 1865 jährt sich – Turbulente Zeiten und die Eisenbahn bescherten Mechernich den Boom, dem Schleidener Tal den Untergang

Mechernich – Am Samstag jährt sich zum 150. Mal der Tag, an dem der erste Zug aus Richtung Düren/Euskirchen im Bahnhof Mechernich einrollte. Von einer durchgängigen Eifelstrecke Köln-Trier-Saarbrücken konnte damals noch keine Rede sein, schreibt der Mechernicher Ernö Orzeczek. Der erste Abschnitt der Eifelstrecke zwischen Euskirchen und Mechernich mit den Bahnhöfen in Euskirchen, Satzvey und Mechernich wurde am 27. Juni 1865 eröffnet.

Mechernich zur Blütezeit des Bleibergbaus. Foto: Stadtarchiv Mechernich/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich zur Blütezeit des Bleibergbaus. Foto: Stadtarchiv Mechernich/pp/Agentur ProfiPress

Damit wurden jahrzehntelange Anstrengungen von Erfolg gekrönt. Erste Bemühungen zum Anschluss der Eifel an das gerade entstehende Eisenbahnnetz in Deutschland gab es bereits 1833. Die Industrie der Nordeifel diskutierte über „Projectirte Anlagen von Eisenbahnen in Beziehung auf den Kreis Schleiden“, heißt es in dem 1991 im Verlag Kenning erschienenen Buch „Eisenbahnen in Euskirchen“.

Nach Eröffnung der Strecke Köln – Düren – Aachen durch die 1837 gegründete Rheinische Eisenbahn (RhE) im September 1841 drängten die Unternehmen aus dem Schleidener Tal auf den Bau einer Zweigbahn in die Eifel, heißt es weiter. Die Eifeler Unternehmer schlossen sich 1844 mit den Firmeninhabern des Dürener und Eschweiler Raumes zu einer Aktiengesellschaft zusammen. Die AG führte den Namen „Vereinigte Komitees zur Begründung einer Eifeleisenbahn von Düren nach Schleiden“.

Auf dem Mechernicher Bergwerksgelände selbst verkehrte eine eigene Eisenbahngesellschaft, hier am Kallmuther Berg. Die Rheinische Eisenbahn schloss die Mechernicher Industrie 1865 ans öffentliche Schienennetz an. Später wurde „auf Spandau“ Tausende Waggons für Reichsbahn und ausländische Abnehmer gebaut. Foto: Archiv Rudi Schoddel/pp/Agentur ProfiPress

Auf dem Mechernicher Bergwerksgelände selbst verkehrte eine eigene Eisenbahngesellschaft, hier am Kallmuther Berg. Die Rheinische Eisenbahn schloss die Mechernicher Industrie 1865 ans öffentliche Schienennetz an. Später wurde „auf Spandau“ Tausende Waggons für Reichsbahn und ausländische Abnehmer gebaut. Foto: Archiv Rudi Schoddel/pp/Agentur ProfiPress

Zuerst wollte man eine Bahn von Düren über Kommern nach Schleiden

Vorgeschlagen wurde zuerst der Bau einer Zweigbahn Düren – Kommern – Schleiden. Sie sollte Kohle und Eisenerz ins Schleidener Tal transportieren, wo es damals eine berühmte frühe Eisenindustrie gab. Gleichzeitig sollte sie das „Kölnische Blei“ von Grees- und Bleiberg von Kommern aus abfahren. Auch eine Verlängerung dieser Eisenbahnlinie über Schleiden und Stadtkyll nach Trier wurde in Erwägung gezogen. Infolge der sich verschlechternden Lage am Geldmarkt sowie der 1848er Revolutionswirren kam es aber nicht zur Ausführung dieser Schleidener Bahn.

Die Straßenseite des Mechernicher Bahnhofs. Foto: Archiv Dr. Margarethe Brown/pp/Agentur ProfiPress

Die Straßenseite des Mechernicher Bahnhofs. Foto: Archiv Dr. Margarethe Brown/pp/Agentur ProfiPress

Die „Vereinigten Komitees“ blieben aber weiter aktiv, schreiben Winand Perillieux, Hans-Joachim Leven und Bernd Schwarz in dem oben erwähnten Buch: Zusätzlich schalteten sich jetzt auch die Stadtväter von Euskirchen in die Bemühungen ein, um eine Linienführung über Euskirchen zu erreichen. Im Herbst 1859 ordnete die preußische Regierung auf Staatskosten die Vorarbeiten für eine Eisenbahn Köln – Euskirchen – Kall – Trier an. Zusätzlich sollte auch eine Verbindung von Düren nach Kall hergestellt werden.

Die endgültige Entscheidung in der Eifeler Eisenbahnfrage traf August Freiherr von der Heydt, preußischer Staatsminister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, 6. März1862. Er trug der Rheinischen Eisenbahn auf, mit dem Bahnbau von Düren nach Kall unverzüglich zu beginnen. Es sollten zunächst zwei auf Euskirchen spitz zulaufende Streckenabschnitte, nämlich Düren – Euskirchen und Kall – Euskirchen gebaut werden. Die Frage der Weiterführung von Kall in Richtung Trier blieb zunächst offen. Am 6. Oktober 1864 wurde die Strecke Düren – Euskirchen feierlich eröffnet.

1910 ereignete sich am Bahnhübergang Friedrich-Wilhelm-Straße ein Eisenbahnunglück. Foto: Archiv Josef Schnichels/pp/Agentur ProfiPress

1910 ereignete sich am Bahnhübergang Friedrich-Wilhelm-Straße ein Eisenbahnunglück. Foto: Archiv Josef Schnichels/pp/Agentur ProfiPress

Bergwerks-Aktienverein setzt Mechernicher Interessen durch

Um die endgültige Linienführung des zweiten Streckenabschnitts von Euskirchen nach Kall wurde längere Zeit gerungen, zitiert Ernö Orzeczek die Buchautoren. Einerseits forderten die im oberen Tal der Erft ansässigen Handwerks- und Industriebetriebe in und um Münstereifel eine Streckenführung durch das Erfttal und Eschweiler Tal.

Andererseits bemühte sich der 1859 entstandene Mechernicher Bergwerks-Aktienverein um eine Streckenführung durch das Veybachtal. Die einflussreichen Bergwerksbesitzer konnten sich schließlich durchsetzen. 1862 begann der Bau des zweiten Streckenabschnitts, der anspruchsvolle Ingenieurleistungen erforderte. Das liegt an der Topographie: Die flache Euskirchen-Zülpicher Börde geht bei Satzvey in die Mittelgebirgslandschaft der Eifel über.

Vor 150 Jahren wurde der Bahnhof Mechernich in Betrieb genommen. Am 27. Juni 1865 rollten die ersten Züge aus Richtung Düren/Euskirchen ein. Foto: Archiv Erich Stoffels/pp/Agentur ProfiPress

Vor 150 Jahren wurde der Bahnhof Mechernich in Betrieb genommen. Am 27. Juni 1865 rollten die ersten Züge aus Richtung Düren/Euskirchen ein. Foto: Archiv Erich Stoffels/pp/Agentur ProfiPress

Auf einer Länge von 23,4 Kilometern mussten 210 Höhenmeter überwunden werden. Der Bau des „Kaller Tunnels“ stieß auf große geologische und baubetriebliche Probleme, die eine längere Bauzeit erwarten ließen.

Mit Rücksicht auf den Transportbedarf der Bleibergwerke entschloss sich die Rheinische Eisenbahn (RhE) dann, den Abschnitt Euskirchen – Mechernich vorab am 27. Juni 1865 zu übergeben. Kurz danach verkehrten auch die ersten Personenzüge zwischen Mechernich und Düren.

Allerheiligen, 1. November 1867, fuhr der erste Zug durch bis Kall, im Herbst 1870 wurde der Betrieb zwischen Düren/Euskirchen und Trier aufgenommen, am 1. Oktober 1875 war die Eifelstrecke zwischen Köln und Trier durchgängig mit Zügen befahrbar.

pp/Agentur ProfiPress


Als PDF speichern
Print Friendly, PDF & Email
Seite Teilen Über:


Autor(in): Klaus Schäfer
Kommentare einblenden Kommentare ausblenden

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Weitere Beiträge