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1. Juni 2015

Altes Köhlerhandwerk zum Leben erweckt

Heiko Wergen und sein Vater Wolfgang Stollenwerk beherrschen noch die schwierige und mühselige Handwerkskunst der Holzkohleherstellung – Geerntet wurde original Schmidter Buchenholzkohle

Der Beruf des Köhlers gilt in unseren Breiten als nahezu ausgestorben, doch Heiko Wergen und sein Vater Wolfgang Stollenwerk zeigen im Eifel-Örtchen Schmidt im Kreis Düren, wie man fachgerecht aus Buchenholz Holzkohle herstellt. Die Journalistin Anneliese Lauscher verfolgte die Demonstration des alten Handwerks mit:

Nideggen-Schmidt – Franz Stollenwerk war der letzte Köhler von Schmidt, der dieses Handwerk berufsmäßig ausübte. Er gab seine Fertigkeiten an den Sohn Wolfgang weiter und Enkel Heiko weiß nun auch, wie es geht. „Es wäre schade, wenn dieses Wissen und die Fertigkeiten verloren gingen“, sagte Wolfgang Stollenwerk. „Du kannst hundert Meiler abbrennen, es sind nicht zwei dabei, wo alles gleich läuft“, berichtete der erfahrene Köhler.

Einen Durchmesser von ungefähr acht Metern hatte der fertig geschichtete Holzkohlemeiler, bevor er angezündet wurde. Foto: Anneliese Lauscher/pp/Agentur ProfiPress

Einen Durchmesser von ungefähr acht Metern hatte der fertig geschichtete Holzkohlemeiler, bevor er angezündet wurde. Foto: Anneliese Lauscher/pp/Agentur ProfiPress

Im „Zimmel“, wo die beiden vor zwei Jahren bereits einen Meiler aufgeschichtet und abgebrannt haben, benutzten sie wieder die alte Meilerplatte. Fachgerecht schichteten die beiden Männer den Meiler auf. Als er am Pfingstsamstag um 9 Uhr angezündet wurde, hatte er einen Durchmesser von acht Metern. Das Wetter bestimmte die Dauer des Verkohlungsprozesses. „Regen wäre nicht schlimm, aber Wind könnte uns zu schaffen machen, dann besteht die Gefahr, dass der Meiler einseitig abbrennt“, sagte Heiko Wergen.

Nach dem Anzünden wurde aus Buchenholz Holzkohle, während aus dem Schacht in der Mitte des Meilers stetig eine Rauchwolke aufstieg. Wolfgang Stollenwerk und sein Sohn Heiko Wergen bewachten den Meiler Tag und Nacht. Den Vorbeikommenden erklärten die Köhler gern, was sie machen: Zunächst wurden Buchenscheite, dann Astholz fachmännisch aufgestapelt, darauf wurde Laub geschichtet. „Wir haben 36 Säcke Blätter im Wald gesammelt“, berichtete Wolfgang Stollenwerk. Zum Schluss wurde der flache Kegel mit alter Köhlererde bedeckt.

Bei einer Temperatur zwischen 300 und 350 °C ist im Schmidter Meiler aus Buchenscheiten Holzkohle entstanden. Die Technik, die bereits im Altertum praktiziert wurde, halten in Schmidt Heiko Wergen und sein Vater Wolfgang Stollenwerk lebendig. Foto: Anneliese Lauscher/pp/Agentur ProfiPress

Bei einer Temperatur zwischen 300 und 350 °C ist im Schmidter Meiler aus Buchenscheiten Holzkohle entstanden. Die Technik, die bereits im Altertum praktiziert wurde, halten in Schmidt Heiko Wergen und sein Vater Wolfgang Stollenwerk lebendig. Foto: Anneliese Lauscher/pp/Agentur ProfiPress

Vom Augenblick des Anzündens an waren die beiden Köhler im Dauereinsatz. „Man muss gerade in der ersten Phase des Verkohlungsprozesses sehr wachsam sein“, berichtete Wolfgang Stollenwerk, „in der ersten Nacht hat unser Wecker jede Stunde geklingelt. Um drei Uhr morgens sah ich eine Stichflamme, die aus einem der Zuglöcher schlug. Ich weckte Heiko sofort, wir mussten unverzüglich das Zugloch schließen, damit kein Sauerstoff mehr in den Meiler dringen konnte. Drinnen hatte eine Verpuffung stattgefunden, davor ist man nie sicher.“

Wäre der Meiler abgebrannt, wäre alle Arbeit umsonst gewesen. In den folgenden Tagen ging die Verkohlung vorschriftsmäßig vonstatten. Alle sechs Stunden wurde der Meiler begangen; man würde vielleicht besser sagen „behüpft“, denn die beiden Männer stampften und hüpften auf der Oberfläche, damit sich Luftlöcher zwischen den Holzscheiten schließen. Und allmählich verlor der Meiler an Volumen.

Glühende Holzkohle wurde mit Wasser abgelöscht. Drei bis vier Tage dauerte der Erntevorgang. Foto: Anneliese Lauscher/pp/Agentur ProfiPress

Glühende Holzkohle wurde mit Wasser abgelöscht. Drei bis vier Tage dauerte der Erntevorgang. Foto: Anneliese Lauscher/pp/Agentur ProfiPress

Die „Ernte“ begann am Rand, stückweise wie bei einem Kuchen. „Wir entfernen die Köhlererde und nehmen die Holzkohle heraus. Wenn sie noch glüht, wird sie mit Wasser abgelöscht“, erklärte Wolfgang Stollenwerk. Die erkaltete Holzkohle wird in Säcke abgefüllt. Der Erntevorgang dauerte drei bis vier Tage, an denen der kegelförmige Meiler zusehends schrumpfte.

Stollenwerk und Wergen haben Freude daran, das alte Handwerk zu pflegen und hin und wieder zu demonstrieren. Überwiegend traf die Arbeit der Männer auf positives Interesse, sie erhielten oft Besuch, Einheimische und Menschen aus anderen Orten sahen eine Weile zu und informierten sich. Auch die Kinder der Grundschule Schmidt machten einen Ausflug zum Holzkohlenmeiler. Nur vereinzelt gab es Beschwerden, dass der Rauch im Oberdorf zu riechen sei und die Fenster geschlossen bleiben müssten. Viele Besucher werden in diesem Sommer echte Schmidter Buchenholzkohle beim Grillen verwenden.

Insgesamt 45 Raummeter Buchenscheite, zwei Jahre lang gelagert, wurden für das Aufschichten des Meilers benötigt. Foto: Anneliese Lauscher/pp/Agentur ProfiPress

Insgesamt 45 Raummeter Buchenscheite, zwei Jahre lang gelagert, wurden für das Aufschichten des Meilers benötigt. Foto: Anneliese Lauscher/pp/Agentur ProfiPress

pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Sonstiges · Wirtschaft

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Autor(in): Klaus Schäfer
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