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4. Mai 2015

„Natürlich geht das!“

Eigene Ideen umsetzen in der „Kreativen Schreibwerkstatt“ von Lit.Eifel und NEW Job – Schreiben soll Kompetenzen fördern und Selbstbewusstsein stärken – Motivation für eigenen Stil

Euskirchen-Kuchenheim – „Jeder würde eine Geschichte anders erzählen – also lösen Sie sich von vorgegebenen Strukturen und schreiben Sie Ihre eigene Geschichte.“ Claudia Hoffmann, Journalistin aus Bad Münstereifel, hat in diesem Moment die volle Aufmerksamkeit der Teilnehmer ihrer „Kreativen Schreibwerkstatt“. Es ist das zweite Mal, dass sie die Lit.Eifel-Veranstaltung in Kooperation dem Fachdienst NEW Job der Euskirchener Integrationsförderungsgesellschaft gGmbH in Kuchenheim für Menschen mit Behinderung leitet. Es ist ihr gelungen, die Schreiber zu motivieren: „Seit dem Workshop habe ich immer ein kleines Heft dabei, um meine Gedanken aufzuschreiben“, erzählt Denise Körber.

Sie ist aufgeregt, denn in der Schreibwerkstatt möchte sie endlich ihre Geschichte vorlesen, an der sie seit dem vergangenen Herbst gearbeitet hat. Es ist eine emotionale Geschichte, in der sie von ihrem Lebenstraum erzählt. Denise Körber schafft ein Bild ihres Traumes, „bunt und leuchtend wie ein Mosaik“, das auch ein Felsbrocken nicht zerstören kann.

Angeregte Diskussionen in der „Kreativen Schreibwerkstatt“ von Lit.Eifel und NEW Job drehten sich darum, wie die Teilnehmer ihre Ideen am besten umsetzen können. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Angeregte Diskussionen in der „Kreativen Schreibwerkstatt“ von Lit.Eifel und NEW Job drehten sich darum, wie die Teilnehmer ihre Ideen am besten umsetzen können. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Die anderen Teilnehmer sind begeistert von ihrer Erzählung. „Mach weiter“, ermuntert Sylvia Schneider. Sie arbeitet über NEW Job in einer Bücherei und möchte selbst gerne ein Buch schreiben. „Das ist mein Traum, aber er braucht Zeit, damit etwas Gutes dabei herauskommt.“ In der Lit.Eifel-Schreibwerkstatt hat sie gelernt, sich das Schreiben nicht unnötig schwer zu machen. „Manchmal sind mir meine eigenen Gedanken im Weg, wenn ich mir überlege, ob das, was ich schreibe, wirklich interessant ist.“

Auch Michael Bauer hat Bedenken, ob er seine Ideen umsetzen kann. „Natürlich geht das“, erklärt Claudia Hoffmann energisch und schon entspinnt sich ein Gedankenaustausch in der Runde, wie die Idee am besten umgesetzt werden kann.

Um den Teilnehmern der „Kreativen Schreibwerkstatt“ die Angst vor dem ersten Satz zu nehmen, begann der Workshop mit zehn Minuten „automatischem Schreiben“, in denen alle Gedanken wie im Autopilot zu Papier gebracht werden sollten. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Um den Teilnehmern der „Kreativen Schreibwerkstatt“ die Angst vor dem ersten Satz zu nehmen, begann der Workshop mit zehn Minuten „automatischem Schreiben“, in denen alle Gedanken wie im Autopilot zu Papier gebracht werden sollten. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Im vergangenen September waren Lit.Eifel und NEW Job mit der ersten Kreativen Schreibwerkstatt für Menschen mit Behinderung an den Start gegangen. Die Idee war zunächst, Sylvia Schneider für ihre Arbeit in der Bibliothek zu fördern. Jochen Starke, Projektleiter der Lit.Eifel, war sofort begeistert und entwarf ein Konzept, das auch für andere schreibende Teilnehmer offen ist.

NEW Job setzt sich als Fachdienst der Nordeifelwerkstätten (NEW) dafür ein, die von ihnen begleiteten Menschen in ihren Kompetenzen und in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken. „Viele Menschen mit Einschränkungen sind oft unsicher und nicht so redegewandt. Deshalb ist es für häufig schwer, sich auf dem ersten Arbeitsmarkt zu behaupten“, erklärt Tanja Adolf, fachliche Leiterin der NEW Job. Der Workshop soll ihnen helfen, eigene Stärken auszubauen.

Mut zum eigenen Stil für die eigene Geschichte vermittelte Claudia Hoffmann (hinten) den Teilnehmern der „Kreativen Schreibwerkstatt“ von Lit.Eifel und NEW Job. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Mut zum eigenen Stil für die eigene Geschichte vermittelte Claudia Hoffmann (hinten) den Teilnehmern der „Kreativen Schreibwerkstatt“ von Lit.Eifel und NEW Job. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

„Früher habe ich lieber nichts gesagt, wenn ich mir unsicher war, was andere darüber denken könnten. Aber jetzt traue ich mich, etwas zu sagen, denn das, was aus mir rauskommt, ist schließlich meins und muss nicht allen anderen gefallen“, erzählt Denise Körber. Selbstbewusstsein erhöhe auch die Chancen im Job, glaubt Tanja Adolf. Aktuell begleitet die NEW Job etwa 45 Personen bei der Vermittlung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, unter anderem in einer Bäckerei, als PC Wartungstechniker im Fachgeschäft, als Betreuungsassistentin im Seniorenheim oder als Telefonistin bei der Stadt Mechernich.

Wichtig sei dabei, sich am Sozialraum der Menschen zu orientieren: Wer ist das eigentlich? Was macht er in der Werkstatt oder zu Hause? Was sind seine Träume? In diesem Sinne soll auch die Schreibwerkstatt die Teilnehmer motivieren, ihren eigenen Fähigkeiten zu folgen.

Michael Bauer nutzt das Schreiben, um Klarheit und Struktur in seine Gedanken zu bekommen. „Es ist, als würde ich mich in einem Trümmerhaufen befinden und könnte mit dem Schreiben alles um mich herum aufbauen.“ Dabei verfolgt er seinen ganz eigenen Stil, spielt mit Worten und Assoziationen, bei denen der Leser das Gefühl hat, in schnellen Sprüngen durch seine Gedanken zu zappen. Claudia Hoffmann unterstützt ihn dabei: „Es ist Ihre eigene Geschichte, bei der es wichtig ist, dass Sie ihren eigenen Stil und Ihre eigene Sprache finden.“

pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Demographie · Sonstiges · Wirtschaft

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Autor(in): Klaus Schäfer
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