In der Eifel wurden Weiberdonnerstag Rathäuser erstürmt und Stadtschlüssel erkämpft – Bürgermeister und Karnevalisten: Friedliche Verhandlungen und erbitterte „Kämpfe“ um die Regentschaft an den tollen Tagen – Straßenkarneval eröffnet
Eifel/Mechernich/Kall – Am Weiberdonnerstag wurden in der ganzen Eifel die Rathäuser gestürmt. Närrische Tollitäten erkämpften sich die Stadtschlüssel und jecke Wiever übernahmen die Regentschaft. Mit der Erstürmung der Rathäuser wurde auch der Straßenkarneval in der Eifel offiziell eröffnet.
Während sich in Mechernich der Bürgermeister und die Karnevalisten einen erbitterten „Schusswechsel“ lieferten, verschanzte sich der Bürgermeister von Kall als Bauerbeiter verkleidet im Rathaus. Friedlich ging es dagegen in Kommern zu, wo die Schlüsselübergabe ohne viel Gegenwehr im Anschluss an den bunten Kinderkarnevalszug erfolgte.
In der Gemeinde Kall bezogen die Karnevalisten rund um Prinzessin Gabi I. und Prinz Hans I. (beide Lambert) sowie Jugendprinzessin Lara II. (Blatt) mit der furchteinflößenden „Kanone“ der Prinzengarde, der „Möckeflitsch“, Position vor dem Rathaus. Obwohl ihm bei diesem Aufmarsch angst und bange werden musste, verschanzte sich Bürgermeister Herbert Radermacher im „Regierungsbunker“.
Nach dem ersten Kanonenschuss waren die Kaller Narren schon einigermaßen siegessicher, doch dann passierte es: Die „Möckeflitsch“ hatte Ladehemmungen. Der Straßenkarneval in Kall drohte ins Wasser zu fallen. Das konnten die Kaller Karnevalisten natürlich nicht zulassen. Zwei Gardisten nahmen sich beherzt der Technik an und – „Knall-bumm“ – ging der Rathausbeschuss weiter.
Nach einem letzten Warnschuss stürmten die Gardisten Ron und René Chytry das Rathaus und führten Bürgermeister Radermacher in Ketten ab. Als Bauarbeiter „getarnt“, gab er vor, gerade mitten in einer Baubesprechung gewesen zu sein. „Wir haben in Kall so viele Baustellen vor der Brust, da haben wir beschlossen, auch selbst aktiv zu werden und das Rathaus kurzerhand in eine „Baubud“ umfunktioniert“, so der Erste Bürger der Gemeinde. Zum Weibertag übernahmen dann schließlich die Frauen das Regiment mit Tanzdarbietungen der Kallbachmücken und der „Möhnen“.
Aktiven Widerstand leistete Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, der die Geschicke der Stadt partout nicht in die Hände von Jugendprinzessin Sarah I. (Falk) legen wollte. Stattdessen hatte er ihr mit fieser Trickserei zum Beginn der fünften Jahreszeit am Elften im Elften sogar falsche Stadtschlüssel untergejubelt.
So rückte die Jugendprinzessin mit Gefolge, bunt kostümierter Bürgerwehr der Stadt Mechernich und natürlich rauchender „Kanone“ an, um sich endlich die Regentschaft über die Narren am Bleiberg zu erkämpfen. Der als Robin Hood verkleidete Bürgermeister zeigte sich allerdings zäh und feuerte mit seinen städtischen Söldnern von der Kommerner St. Sebastianus-Bruderschaft zurück. Das Rathaus schien unter dem Schusswechsel schon zu erbeben, als Bürgermeister Dr. Schick endlich von seinem Balkon aus die weiße Fahne schwenkte.
„Ämter sind nur Schall und Rauch, drum mach vom Rücktritt ich Gebrauch“, sprach er in seiner Kapitulationserklärung. Jugendprinzessin Sarah I. ließ daraufhin ihre Fahne vor dem Rathaus hissen und gab in sieben Artikeln ihre Regierungserklärung bekannt. „De Schull, de Ärbit, all de Sorje, verschieben wir einfach op morjen“, rief sie und eröffnete damit den Straßenkarneval für die Narren am Bleiberg.
In Kommern ging es gleichzeitig ziemlich bunt zu: Pinguine, Zwerge, Frösche und Schneemänner waren in ihren bunten Kostümen auf dem Zugweg unterwegs. Sage und schreibe 1150 Pänz aus Schulen und Kindergärten zogen mit dem Kinderzug durch den historischen Ortskern. Dabei war das Motto gleichzeitig Programm: „Jeckes Treiben im Kinderzoch, davon kritt me nie jenoch!“
Zugleiter Willy Gemünd, bekannt als Schulleiter der Katholischen Grundschule Kommern, war voll des Lobes für die Kinder, die in den letzten Wochen besonders intensiv mit Eltern und Lehrern an ihrem Kostümen gebastelt hätten. Auch für das langsame Tempo der Wagen und Fußgruppen hatte er eine Erklärung: „Das ist ein Beamtenzug, der bewegt sich halt langsam…“
Zum Abschluss des Zuges erfolgte vor der Bürgerhalle die Schlüsselübergabe an das Kommerner Kinderprinzenpaar Timo I. (Reipen) und Maike I. (Jansen). Der stellvertretende Bürgermeister Peter Wassong leistete keine große Gegenwehr und so übernahmen die Tollitäten der Pänzfür die tollen Tage die Regentschaft über große und kleine Narren.
pp/Agentur ProfiPress