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3. Dezember 2014

EuropaKreuze vor dem Reichstag

Eifeler Schüler des Hermann-Josef-Kollegs in Steinfeld und Jugendliche des Hermann-Josef-Hauses in Urft geben dem Ersten Weltkrieg ein Gesicht – EuropaKreuze auf Reisen bis nach Polen und Berlin – Installationen vor dem Reichstag und der Neuen Wache

Eifel/Kall/Berlin – Ein Holzkreuz in den Farben der Europafahne, wo Gelb und Blau zum Grün der Hoffnung werden, während Sand und Steine den beschwerlichen Weg der Hoffnung markieren. Gekrönt von Stacheldraht, Symbol für die Schützengräben des Ersten Weltkriegs wie auch für den Tod Jesu Christi und die damit verbundene Auferstehung. Als eines von 170 Holzkreuzen gehörte das beschriebene Kreuz von Michael Thelen und seinen Schulkameraden am Hermann-Josef-Kolleg der Salvatorianer in Kall-Steinfeld in der Nordeifel zu den Installationen, die anlässlich des Volkstrauertags auch in Berlin zu sehen waren.

Die bunt bemalten EuropaKreuze, die in ihrer Form an die Soldatengrabkreuze angelehnt sind und symbolisch für die rund 17 Millionen Opfer des Ersten Weltkrieges stehen, haben bereits eine lange Reise hinter sich. Hergestellt wurden die Kreuze in gemeinschaftlicher Arbeit: Die Jugendlichen des Hermann-Josef-Hauses in Kall-Urft schufen die Holzkreuze in ihrer hauseigenen Schreinerei, während die Schüler des Hermann-Josef-Kollegs in Kall-Steinfeld sich im Kunstunterricht mit der bunten Bemalung beschäftigten.

Installation der EuropaKreuze vor der Neuen Wache in Berlin Mitte. „Es war unglaublich, wie viele Leute dort angehalten haben“, erzählt Schülerin Johanna Toussaint. Foto: Manos Meisen/pp/Agentur ProfiPress

Installation der EuropaKreuze vor der Neuen Wache in Berlin Mitte. „Es war unglaublich, wie viele Leute dort angehalten haben“, erzählt Schülerin Johanna Toussaint. Foto: Manos Meisen/pp/Agentur ProfiPress

Im Frühjahr war das europäische Kulturprojekt, unterstützt von Schirmherrin und NRW-Europaministerin Dr. Angelica Schwall-Düren auf einen ersten EuropaKreuzWeg mit zwölf Stationen in Belgien und Frankreich gegangen. Der zweite EuropaKreuzWeg führte die Jugendlichen und ihre Kreuze nun zunächst nach Polen und schließlich nach Berlin. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir mit ein paar Kreuzen so viele Menschen erreichen können“, erzählt Michael Thelen.

In Polen wurden die Kreuze unter anderem in der internationalen Jugendbegegnungsstätte in Kreisau/Krysowa bei Breslau gezeigt, sowie in der Warschauer Galerie des Künstlerverbandes ZPAP zur Finissage der Ausstellung „Europa Polen: Bilder“. Von dort aus wurden sie nach Berlin transportiert, wo die Kreuze auf dem „Platz der Republik“ vor dem Reichstag installiert wurden.

Als Zeichen gemeinsamer Trauer aber auch der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft wurden die 170 EuropaKreuze einen Nachmittag lang auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag aufgestellt. Foto: Manos Meisen/pp/Agentur ProfiPress

Als Zeichen gemeinsamer Trauer aber auch der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft wurden die 170 EuropaKreuze einen Nachmittag lang auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag aufgestellt. Foto: Manos Meisen/pp/Agentur ProfiPress

Über vier Tage reisten neun der beteiligten Jugendlichen aus der Eifel mit Kurator Guy Féaux de la Croix, Mitinitiator Prof. Dr. Jonas Andermahr, Schulleiter Heinrich Latz und seinem Stellvertreter Willi Frauenrath nach Berlin, um dort an den Ausstellungen sowie an der Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag im Bundestag teilzunehmen.

Die ersten Programmpunkte waren ein Rundgespräch mit Staatssekretärin Hella Dunger-Loeper und eine Ausstellungseröffnung in der Berliner Herz-Jesu-Kirche, in der Pater Jacek Mleczko die EuropaKreuze als Zeichen gemeinsamer Trauer aber auch der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft vorstellte. Im Anschluss wurden die bunten Kreuze vor der Zentralen Gedenkstätte, der Neuen Wache in Berlin Mitte, installiert. „Es war unglaublich, wie viele Leute dort angehalten haben, um Bilder zu machen oder die Bedeutung der Kreuze zu erfragen“, erzählt Schülerin Johanna Toussaint.

Heilige Messe in der Herz-Jesu-Kirche: Die Patres stellten das Kulturprojekt als eine Initiative vor, die tatsächlich vom Volk ausgeht. Foto: Manos Meisen/pp/Agentur ProfiPress

Heilige Messe in der Herz-Jesu-Kirche: Die Patres stellten das Kulturprojekt als eine Initiative vor, die tatsächlich vom Volk ausgeht. Foto: Manos Meisen/pp/Agentur ProfiPress

Zwei Jahrgangsstufen hatten sich im Hermann-Josef-Kolleg mit dem Projekt der EuropaKreuze beschäftigt. 100 Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges hatten sich die Schüler fächerübergreifend mit dem Thema beschäftigt, unter anderem in Geschichte, Religion, Französisch und eben auch Kunst.

„Jeder von uns hatte schon etwas vom Ersten Weltkrieg gehört, aber jetzt haben wir ihm ein Gesicht gegeben“, erzählt Johanna Toussaint. Nicht nur geschichtliche Texte, sondern auch die Erfahrungen und Leiden einzelner Personen, die im Unterricht behandelt wurden, machten die Geschehnisse für die Jugendlichen authentisch. „Da die meisten Autoren den Krieg selbst miterlebt haben, kann man sich vorstellen, dass das alles wirklich passiert ist“, so Schülerin Liline Meisen.

Schulleiter Heinrich Latz und sein Stellvertreter Willi Frauenrath sowie die Schüler Michael Thelen, Liline Meisen und Johanna Toussaint (von links) sind von ihrer Berlinreise mit den EuropaKreuzen ins Hermann-Josef-Kolleg in Steinfeld zurückgekehrt. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Schulleiter Heinrich Latz und sein Stellvertreter Willi Frauenrath sowie die Schüler Michael Thelen, Liline Meisen und Johanna Toussaint (von links) sind von ihrer Berlinreise mit den EuropaKreuzen ins Hermann-Josef-Kolleg in Steinfeld zurückgekehrt. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Orientiert sind die Kreuze an den Vorbildern des Düsseldorfer Künstlers Bernd Schwarzer. So hat sich auch Liline Meisen an die Europafarben gehalten, indem sie schwarze, rote, gelbe und blaue Rechtecke auf ihrem Kreuz miteinander kombinierte, um die Vereinigung von Deutschland und Europa darzustellen.

Bei der Gedenkveranstaltung im Bundestag, ausgerichtet durch den Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge, sprach der ehemalige israelische Botschafter Avi Primor von einer Bewusstseinsveränderung in Deutschland. Heute seien die Deutschen in Sachen Erinnerung und Gewissenserforschung weltweit vorbildlich. „Wo haben Sie jemals weltweit eine Nation gesehen, die Denkmäler baut, um sich an die eigene Schande, an das eigene Verbrechen zu erinnern und um die Erinnerung an die eigene nationale Schande zu verewigen?“

Besuch im Roten Rathaus in Berlin: Die Gruppe aus Kall traf sich dort mit Staatssekretärin Hella Dunger-Loeper. Foto: Manos Mei-sen/pp/Agentur ProfiPress

Besuch im Roten Rathaus in Berlin: Die Gruppe aus Kall traf sich dort mit Staatssekretärin Hella Dunger-Loeper. Foto: Manos Mei-sen/pp/Agentur ProfiPress

Der evangelische Theologe Nikolaus Schneider betonte, dass das Projekt alle Konfessionen angehe. So wie Bernd Schwarzer von einer Verbindung von Kunst und Religion ausgeht, hat auch Johanna Toussaint ihr Kreuz gestaltet. Von unten lodern schwarze und rote Flammen empor, die in einen blauen, weißen und schließlich gelben Himmel münden, der bis in das Reich Gottes reicht. Was am Boden als Stacheldraht beginnt, wird nach oben hin zum Stamm einer Rose mit weißen Blüten.

Begleitet wurde die Reise von dem Fotografen Manos Meisen, um das Projekt zu dokumentieren. Schon im Frühjahr steht wieder eine Ausstellung an, wenn in Oberhausen verschiedene Projekte zum Ersten Weltkrieg präsentiert werden. Liline Meisen ist froh, dass die EuropaKreuze und ihre Bedeutung so viel Aufmerksamkeit bekommen: „Das denkt man gar nicht, aber eine kleine Schule kann viel erreichen.“

Schüler und Lehrer des Hermann-Josef-Kollegs sowie die Initiatoren des Projektes EuropaKreuze waren zu den Installationen der Kreuze nach Berlin gekommen und nahmen dort unter anderem an der Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag im Reichstag teil. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

Schüler und Lehrer des Hermann-Josef-Kollegs sowie die Initiatoren des Projektes EuropaKreuze waren zu den Installationen der Kreuze nach Berlin gekommen und nahmen dort unter anderem an der Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag im Reichstag teil. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

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Kategorien:
Demographie · Sonstiges · Wirtschaft

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Autor(in): Klaus Schäfer
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