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28. Oktober 2014

Volles Haus bei der „Heimatnacht“

Lit.Eifel lud zur „Langen Heimatnacht“ – Film „Die andere Heimat“ im Mutscheider Dorfsaal präsentiert – Autor Gert Heidenreich erzählte von den Dreharbeiten – Spannender Austausch im Anschluss

Eifel/ Bad Münstereifel-Mutscheid – „Man könnte sagen, heute gibt es Weltkino in Mutscheid“, kündigte der Bad Münstereifeler Autor Werner Biermann zu Beginn der „Langen Heimatnacht I“ im Saal der Gaststätte Prinz an. Und das konnte man durchaus doppeldeutig verstehen: Erstens wurde im Rahmen der „Lit.Eifel“ ein großartiger Film gezeigt, dessen Protagonist – zweitens – von der großen, weiten Welt träumt. „Die andere Heimat-Chronik einer Sehnsucht“ heißt das über dreieinhalbstündige Werk, das Regisseur Edgar Reitz gemeinsam mit Autor Gert Heidenreich auf die Leinwand gebracht hat.

Fast bis auf den letzten Platz besetzt war der Saal der Gaststätte Prinz in Bad Münstereifel-Mutscheid bei der „Langen Heimatnacht“ im Rahmen der Lit.Eifel. Foto: Jochen Starke/pp/Agentur ProfiPress

Fast bis auf den letzten Platz besetzt war der Saal der Gaststätte Prinz in Bad Münstereifel-Mutscheid bei der „Langen Heimatnacht“ im Rahmen der Lit.Eifel. Foto: Jochen Starke/pp/Agentur ProfiPress

Heidenreich stand Biermann und dem Publikum im fast ausverkauften Saal „Prinz“ Rede und Antwort. Der Film spielt in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts und beschäftigt sich mit der großen Auswanderungswelle nach Amerika zu jener Zeit. Wie bereits in seiner 30-teiligen „Heimat“-Trilogie, die die Zeit zwischen 1919 und 2000 widerspiegelt, wählte Reitz das fiktive Dorf Schabbach im Hunsrück. Von dort wanderten Mitte des 19. Jahrhunderts viele Menschen nach Brasilien aus. Doch die Geschichte, so Biermann, könne ebenso in der Eifel spielen. „Aus der Eifel sind damals mindestens 140.000 Menschen ausgewandert“, wusste er zu berichten. Der Bürgermeister von Adenau habe sich sogar in einem Schreiben an seine übergeordneten Behörden über die Auswanderungs-Sucht beschwert.

Als Reitz ihn fragte, ob er das Drehbuch schreiben wolle, habe er zunächst gezögert, berichtete Gert Heidenreich. „Er hat mich dann eingeladen. Wir sind vier Tage lange durch den Hunsrück gewandert und haben dabei darüber gesprochen, was er vorhat“, erzählte der Autor in Mutscheid. Es sei darum gegangen, die damalige Zeit der Auswanderung darzustellen. „Wir haben dann gesagt, wir machen es. Es war noch nichts richtig recherchiert, es gab noch keine Geschichte und wir hatten noch keinen Vertrag“, erinnerte sich Heidenreich. Drei Monaten habe er anschließend an dem Buch geschrieben. „Es war eine Fiktionalisierung der Recherche.“ Dem Publikum verriet er interessante Details über den Dreh. So sei es teuer, die Armut der Leute im Film authentisch darzustellen. Ein Drehbuchautor habe es leicht, so Heidenreich: „Ich schrieb: Die Kinder spielen heute im Roggen. Aber heute ist der Roggen maximal 40 Zentimeter hoch und wächst siebenzeilig.“ Also musste extra ein Feld eingesät werden. Auch das Ziehen eines Pflugs im Film sei nicht einfach gewesen. Denn Mitte des 19. Jahrhunderts seien die Zugtiere aufgrund der Armut der Leute Kühe gewesen. „Wenn man aber heute Kühe ins Geschirr spannt, brechen die sofort aus“, erklärte der Autor. Also seien junge Rinder eigens für den Film angelernt worden.

Bei der Lit.Eifel-Veranstaltung „Die lange Heimatnacht I“ stand Autor Gert Heidenreich seinem Kollegen Werner Biermann Rede und Antwort. Foto: Johannes Mager/pp/Agentur ProfiPress

Bei der Lit.Eifel-Veranstaltung „Die lange Heimatnacht I“ stand Autor Gert Heidenreich seinem Kollegen Werner Biermann Rede und Antwort. Foto: Johannes Mager/pp/Agentur ProfiPress

Im Mittelpunkt des Films steht eine Familie mit zwei sehr unterschiedlichen Söhnen. Während Gustav in der Schmiede des Vaters und bei der Feldarbeit zupackt, ist Jakob ein Träumer, der sich für das Auswandererland Brasilien und die Indianer interessiert und Bücher darüber verschlingt. Er studiert ihre Sprachen und Lebensweisen. Der Film wurde in Schwarzweiß gedreht, nur manchmal erscheinen einzelne Gegenstände in Farbe. „Immer dann, wenn etwas für die Figuren sehr wichtig ist“, erklärte Heidenreich. So etwa für ein Goldstück, das immer wieder auftauchte, oder eine Quarzsteinscheibe, in der man eine ferne Landschaft erkennen kann. Das Publikum verfolgte den Film, der in zwei Anschnitten vorgeführt wurde, trotz der Länge nicht nur mit hoher Aufmerksamkeit bis zur letzten Szene. Im Anschluss gab es zudem noch zahlreiche Fragen und es entwickelte sich ein spannender Austausch.

Alle weiteren Lit.Eifel-Termine und Vorverkaufsstellen gibt es unter www.lit-eifel.de.

pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Sonstiges · Wirtschaft

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Autor(in): Klaus Schäfer
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