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16. Mai 2014

Finale im „Hain der Geschichte“

Lebendiges wachsendes Denkmal der Stadt Mechernich und ihrer Bürger: Zur Vollendung werden nochmal Finanzhilfe und Manpower sowie Hebemaschinen und Transportkapazität aus der Bevölkerung gebraucht – Meilensteine und Jahresringe der Stadt-, Kultur- und Naturgeschichte am Bleiberg

Mechernich – Der „Hain der Geschichte“ ist Mechernichs lebendiges und von selbst wachsendes Denkmal. Es entstand zur 700-Jahr-Feier 2008. Das mit Bäumen bestandene Terrain in Mechernich-Nord grünt und blüht mittlerweile vor sich hin.

Sieben Ringe mit Bäumen und Sträuchern in der Reihenfolge ihrer Verbreitung in den letzten 15 000 Jahren seit der jüngsten Eiszeit wurden seit einigen Jahren um die Mitte herum angelegt: Die ersten 60 großen Bäume vor zwei Jahren, 170 kleinere Bäume vor einigen Monaten.

Der Hain der Geschichte ist wie ein Rad mit Speichen angelegt worden: Nabe, Felge und Speichen sind Wege und begehbar. In die Mitte hat man einen Gingko-Baum gepflanzt, der das erste pflanzliche Leben in der Urwelt symbolisch im Freiland zwischen Mechernich und Kommern vertritt.

Niemand anderer als der renommierte Naturparkplaner Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Dahmen aus Bergheim (l.) hatte sich 2008 der Herausforderung gestellt, in Mechernich einen „Hain der Geschichte“ wachsen zu lassen. Den Anstoß gab Ortsvorsteher und Kreistagsabgeordneter Günther Schulz (r.) mit seiner Kampagne „700 Bäume für Mechernich“. Die Idee stammte von Dahmens Gattin Gisela. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress

Niemand anderer als der renommierte Naturparkplaner Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Dahmen aus Bergheim (l.) hatte sich 2008 der Herausforderung gestellt, in Mechernich einen „Hain der Geschichte“ wachsen zu lassen. Den Anstoß gab Ortsvorsteher und Kreistagsabgeordneter Günther Schulz (r.) mit seiner Kampagne „700 Bäume für Mechernich“. Die Idee stammte von Dahmens Gattin Gisela. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress

Um ihn herum sollen noch Felsbrocken verschiedener Gesteinsarten gelegt werden, wie sie in Mechernich und rund um den Bleiberg vorkommen: Tonstein aus dem Unterdevon, 390 Millionen Jahre alt, gibt es in Mechernich unter anderem am Unterhang beiderseits des Kommerner Sees. Kalkstein und Dolomit aus dem Mitteldevon, 370 Mio Jahre, findet sich in Kallmuth, am Pflugberg und auf den Höhen zwischen Eiserfey und Harzheim.

Gesteinsblöcke symbolisieren die ganze Erdgeschichte

Sandstein und Konglomerat aus Buntsandstein, 240 Mio Jahre alt, existiert im Bergbaugebiet Kahlenbusch, am Altusknipp, bei Eicks, im Hombusch und vor allem an den Katzensteinen. Desweiteren sollen erst 40 Millionen Jahre junge Tertiärquarzite aus den Tongruben zwischen Satzvey und Antweiler herangeschafft werden. Die Gesteinsblöcke symbolisieren in ihrer Summe die ganze Erdgeschichte.

Viele Menschen aus Mechernich und Kommern nutzen bei ihren Spaziergängen zwischen Mechernich-Nord, Auf der Ley, Filzkaul und Tausendjähriger Eiche bereits jetzt die Gelegenheit zu einem Abstecher in die labyrinth-ähnliche Anpflanzung, ohne genau zu wissen, dass sie sich im „Hain der Mechernicher Natur-, Kultur- und Stadtgeschichte“ befinden.

Kreisförmig in sieben Ringen wurden Bäume und Sträucher rund um einen in der Mitte stehenden Gingko-Baum herum gepflanzt, und zwar in der Reihenfolge, in der sich diese Gehölze nach der jüngsten Eiszeit vor 15.000 Jahren wieder am Mechernicher Bleiberg angesiedelt haben. Grafik: Burkhard Damm/Verein „Synergie“/pp/Agentur ProfiPress

Kreisförmig in sieben Ringen wurden Bäume und Sträucher rund um einen in der Mitte stehenden Gingko-Baum herum gepflanzt, und zwar in der Reihenfolge, in der sich diese Gehölze nach der jüngsten Eiszeit vor 15.000 Jahren wieder am Mechernicher Bleiberg angesiedelt haben. Grafik: Burkhard Damm/Verein „Synergie“/pp/Agentur ProfiPress

Doch das soll sich bis zum Jahresende ändern, so Ortsvorsteher Günther Schulz, die Biologin Gisela Dahmen und Dr. Franz Richter vom Verein „Synergie“ im Gespräch mit dem „Mechernicher Bürgerbrief“.

Das Geld für eine Bank zum Verweilen kam unlängst bei der Beerdigung des renommierten Gelehrten und Naturparkplaners Professor Dr. Friedrich Wilhelm Dahmen aus Bergheim zusammen.

Seine Gattin, die Biologin Gisela Dahmen, ist die geistige Mutter des „Hains der Geschichte“. Sie hatte seinerzeit die Idee, Mechernich zur 700-Jahr-Feier ein lebendiges und weiter wachsendes Denkmal zu verschaffen.

Das in Bergheim lebende Ehepaar plante und setzte die Idee gemeinsam mit dem von Dr. Franz Richter aus Holzheim geführten Verein „Synergie“, Mechernichs Ortsvorsteher Günther Schulz und der Stadtverwaltung Mechernich in die Tat um. Der Bauhof legte die Wege an, half bei den Anpflanzungen und übernahm Grasmahd und Pflege.

Das Pflanzgut kam zum Teil aus Bürgerpatenschaften der Aktion „700 Bäume für Mechernich“, zu der Ortsvorsteher Günther Schulz und das Vereinskartell 2008 anlässlich der 700-Jahr-Feier des Kernortes Mechernich aufgerufen hatten.

Pflanzgut aus Spenden und von der Stadt

Anderes Pflanzgut wurde vom Verein und von der Stadt selbst beschafft, der Landschaftsverband Rheinland stiftete eine ganze Reihe bereits mehrere Meter hoher Eichen und Buchen für die äußeren Ringe im „Hain der Natur-, Kultur- und Stadtgeschichte“, so der vollständige Name.

„Bei der jüngsten Eiszeit vor 15.000 Jahren war die Gegend um Mechernich vollständig vegetationslos“, berichtet Dr. Franz Richter: „Die Gletscher selbst schoben sich zwar nicht bis hierzulande vor, sie standen im Osten des späteren Deutschlands. Aber auch in der Eifel war es so kalt, dass bis auf ein paar Moose und Flechten nichts mehr gedieh. Das Klima war so, wie heute in Lappland oder Nordnorwegen.“

Dr. Franz Richter, hier im „Hain der Geschichte“, leitet den 1987 gegründeten Verein „Synergie e.V.“ in Mechernich, der sich als Institut für allgemeine und angewandte Ökologie versteht. Vereinszweck ist die Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege. Zu den Aktivitäten gehören Seminare und Exkursionen, Ökokurse, Lehrerfortbildung, Vorträge und die Mithilfe am Geobotanischen Schulgarten zwischen Grundschule Mechernich und Feuerwache sowie am „Hain der Geschichte“ in Mechernich-Nord. Foto: M. Lang/pp/Agentur ProfiPress

Dr. Franz Richter, hier im „Hain der Geschichte“, leitet den 1987 gegründeten Verein „Synergie e.V.“ in Mechernich, der sich als Institut für allgemeine und angewandte Ökologie versteht. Vereinszweck ist die Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege. Zu den Aktivitäten gehören Seminare und Exkursionen, Ökokurse, Lehrerfortbildung, Vorträge und die Mithilfe am Geobotanischen Schulgarten zwischen Grundschule Mechernich und Feuerwache sowie am „Hain der Geschichte“ in Mechernich-Nord. Foto: M. Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die ersten Pionierbäume waren Haseln. Sie bilden deshalb auch den inneren Kreis um die Nabe im „Hain der Geschichte“ von Mechernich. Im zweiten von sieben Ringen wurden Birken gepflanzt. Danach Eschen mit Schneeballbüschen als Unterpflanzen. Ring vier bilden Winterlinden mit Holunder, darum herum wurden Traubeneichen und Hainbuchen gepflanzt. Richter: „Als die kamen, war es schon wieder warm in Mitteleuropa.“

Ring sechs wird von Bergahorn und Stechpalme (Ilex) bestanden, den äußersten Kranz im „Hain der Natur-, Kultur- und Stadtgeschichte“ bilden symbolisch für das Stadium der heutigen Baumpopulation Rotbuchen und ein paar Walnussbäume als Solitäre.

Ideengeberin ist die Biologin Gisela Dahmen, Dr. Franz Richter vom Verein „Synergie“ hilft ebenso wie die Stadt Mechernich, der städtische Bauhof und Ortsvorsteher Günther Schulz bei der Realisierung. Das Gelände liegt in Mechernich-Nord, an der Verlängerung der Straße „Auf der Kier“, dort, wo die Bebauung aufhört und es weiter zur Tausendjährigen Eiche in Burgfey geht. Auf dem gut einen Hektar großen Gebiet wurden sieben Gehölzringe angelegt, die den sieben Jahrhunderten seit der Ersterwähnung des Kernortes Mechernich 1308 entsprechen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Ideengeberin ist die Biologin Gisela Dahmen, Dr. Franz Richter vom Verein „Synergie“ hilft ebenso wie die Stadt Mechernich, der städtische Bauhof und Ortsvorsteher Günther Schulz bei der Realisierung. Das Gelände liegt in Mechernich-Nord, an der Verlängerung der Straße „Auf der Kier“, dort, wo die Bebauung aufhört und es weiter zur Tausendjährigen Eiche in Burgfey geht. Auf dem gut einen Hektar großen Gebiet wurden sieben Gehölzringe angelegt, die den sieben Jahrhunderten seit der Ersterwähnung des Kernortes Mechernich 1308 entsprechen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Wie die Bäume selbst die Naturgeschichte seit Entstehung des Lebens auf der Erde in konzentrischen Kreisen „erzählen“, so sollen Meilensteine, Tafeln und/oder ein Flyer zum Hain an Ort und Stelle über wichtige Daten der großen Weltgeschichte und der kleinen Geschichte Mechernichs erzählen. Wie das genau geschehen soll, darüber wird zurzeit noch beraten.

Was ebenfalls noch fehlt, ist eine Ligusterhecke, die möglicherweise um das ganze Gelände herum gepflanzt werden soll. Beides, so Ortsvorsteher Günther Schulz, soll nach Möglichkeit bis zum Jahresende erledigt sein.

Auch Sachhilfe kann gut gebraucht werden

Dr. Franz Richter, der beim Geologischen Landesdienst arbeitet und seit 15 Jahren in Holzheim (Stadt Mechernich) lebt, hat auch schon einige Felsbrocken im Raum Mechernich/Kall im Auge, die um den Gingko platziert werden könnten. Dafür wird Sachhilfe (Hebegerät, Transportkapazität) benötigt.

Auch Spenden für die Ligusterhecke und weiteres Pflanzgut können gut angelegt werden. Dr. Franz Richter vom Verein „Synergie“ gibt ebenso Auskunft (Handy 0179/ 114 15 90) oder nimmt Hilfsangebote entgegen wie Ortsvorsteher Günter Schulz (02443/ 90 19 16). Spenden können unter dem Stichwort „Hain der Geschichte“ bei der Volksbank Euskirchen unter IBAN DE65882600820210731016 GENODED 1 EVB an Gisela Dahmen eingezahlt werden.

Gisela Dahmen (li.) und Dr. Franz Richter mitten im „Hain der Mechernicher Natur-, Kultur- und Stadtgeschichte“. Das Projekt entstand während der 700-Jahr-Feier 2008. Bislang wurden 230 Bäume und Sträucher gepflanzt. Jetzt kümmern sich die Initiatoren um ausstehende Arbeiten und eine Dokumentation zur Geschichte. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Gisela Dahmen (li.) und Dr. Franz Richter mitten im „Hain der Mechernicher Natur-, Kultur- und Stadtgeschichte“. Das Projekt entstand während der 700-Jahr-Feier 2008. Bislang wurden 230 Bäume und Sträucher gepflanzt. Jetzt kümmern sich die Initiatoren um ausstehende Arbeiten und eine Dokumentation zur Geschichte. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die Biologin kam durch ein Gedicht Rainer Maria Rilkes auf die Idee mit dem „Hain der Natur-, Kultur- und Stadtgeschichte“. In diesem, Gedicht heißt es: „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn . . .“

Gisela Dahmen dachte, so wie ein Mensch wachse auch eine Stadt, die ja immerhin von vielen Menschen gebildet werde: „Und so wachsen jetzt in Mechernich-Nord Bäume wie die Stadt und die Menschen, deren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sie selbst symbolisieren.“

pp/Agentur ProfiPress

Kategorien:
Demographie · Sonstiges

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Autor(in): Klaus Schäfer
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Ein Kommentar

Kommentare




  1. J. Derksen sagt:

    Ich halte es für eine interessante Idee, die den meisten Bürgern aber verborgen bleibt und aus botanischer Sicht zum Scheitern verurteilt ist, weil so nah aneinander gepflanzt, können sich die Bäume nicht artgerecht entwickeln können.
    Dagegen haben wir in der Stadt einige Ecken, die mit wenig Aufwand sich zu imposanten Erholungsoasen machen lassen.
    Schade, schade!

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