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2. Mai 2014

Der Winter hinterlässt keine Spuren

Konjunkturumfrage: Stimmung im regionalen Handwerk so gut wie lange nicht mehr

Aachen – Die Stimmung in den Handwerksbetrieben der Region ist so optimistisch wie lange nicht mehr: 87 Prozent der Inhaber bewerten ihre aktuelle Geschäftslage mit „gut“ oder „befriedigend“, die Erwartungen an das kommende Sommerhalbjahr fallen ebenso positiv aus. Dies geht aus der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Aachen hervor, deren Ergebnisse jetzt präsentiert wurden.

„Das Handwerk im Kammerbezirk hat sich während der Winter- und der ersten Frühjahrsmonate insgesamt einer starken Nachfrage erfreut. So wie es aussieht, wird sich daran auch in den nächsten sechs Monaten nichts ändern“, sagt Peter Deckers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, und benennt damit die Kernaussagen der Konjunkturumfrage. Der milde Winter, der weiterhin robuste deutsche Arbeitsmarkt und die niedrigen Zinsen, haben – flankiert von einem moderaten Wirtschaftswachstum, einem erstarkenden Export und wenigen Negativmeldungen aus den EU-Krisenstaaten – die Handwerkskonjunktur beflügelt.

Wie in Boomzeiten

Von den 87 Prozent, die eine positive Geschäftslage angeben, bewerten 36 Prozent diese mit „gut“, weitere 51 Prozent nennen sie „befriedigend“. Damit ist die Stimmung in den Handwerksbetrieben zwischen Selfkant und Weilerswist so gut wie zuletzt in den Boomzeiten nach der Wirtschaftskrise 2008. „Wenn 87 Prozent der Handwerksmeisterinnen und -meister aktuell und für das kommende Sommerhalbjahr mit solcher Zuversicht ihre Geschäfts-, Auftrags- und Umsatzlage beurteilen, dann zeigt das, wie gut die Binnenwirtschaft läuft“, sagt Deckers.

Auch das Bäckergewerbe blickt zuversichtlich in die Zukunft, sein Angebot spricht alle Generationen an. Foto: HWK/pp/Agentur ProfiPress

Auch das Bäckergewerbe blickt zuversichtlich in die Zukunft, sein Angebot spricht alle Generationen an. Foto: HWK/pp/Agentur ProfiPress

Im Ausbaugewerbe (Elektrotechniker, Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Glaser, Installateure und Heizungsbauer, Klempner, Maler und Lackierer, Raumausstatter, Stuckateure, Tischler) ist die Stimmung mit 92 Prozent am besten. Dort bewerten 38 Prozent ihre Geschäftslage mit „gut“, und weitere 54 Prozent sind mit ihr zufrieden. Niedrige Zinsen für Bau- oder Ausbauvorhaben und die Energiewende beflügeln ihre Geschäfte. Ebenfalls groß ist die Zufriedenheit mit der eigenen Geschäftssituation im Bauhauptgewerbe (Dachdecker, Gerüstbauer, Maurer und Betonbauer, Straßenbauer, Zimmerer), wo 89 Prozent eine positive Bewertung abgeben. Bemerkenswert: Nicht weniger als 41 Prozent bewerten ihre Lage mit „gut“.

Zuversicht ist in das Nahrungsmittelgewerbe (Bäcker, Konditoren, Fleischer) zurückgekehrt: 90 Prozent der Betriebe berichten, dass sie in den vergangenen Monaten entweder eine gute (47 Prozent) oder eine befriedigende (43 Prozent) Geschäftsentwicklung erlebten. 100 Prozent melden eine verbesserte beziehungsweise stabile Auftragslage und 90 Prozent gestiegene oder gleichhohe Gesamtumsätze.

Harter Wettbewerb

Im Kfz-Gewerbe (Karosserie- und Fahrzeugbauer, Kraftfahrzeugtechniker) kämpft immer noch knapp jeder fünfte Chef mit einer schlechten Geschäftssituation. Die Stimmung hat sich seit Herbst 2013 allerdings etwas verbessert. Von immerhin 82 Prozent melden 16 Prozent eine gute Geschäftslage im Vergleich zum Vorhalbjahr, und weitere 66 Prozent sind aktuell zufrieden mit ihr.

In den personenbezogenen Dienstleistungsgewerben (Damen- und Herrenschneider, Fotografen, Friseure, Kosmetiker, Schuhmacher, Textilreiniger, Uhrmacher) hat sich die Geschäftssituation nach dem spürbaren Rückgang im Frühjahr 2013 und dem Positivtrend ab dem Sommer 2013 zwar weiter verbessert. Der harte Wettbewerb ist jedoch in diesen Gewerken, die vielfach mit einem Überbesatz an Betrieben kämpfen, ein Faktor, der die Steigerung der Kundennachfrage und des Gesamtumsatzes für den einzelnen Betrieb in engen Grenzen hält. Das drückt auf die Stimmung: Mit 77 Prozent ist der Anteil der Betriebsinhaber, die eine positive Geschäftslage melden, in den personenbezogenen Dienstleistungsgewerben am geringsten.

Nirgendwo ist die Stimmung derzeit besser als im Ausbaugewerbe, zu dem auch das Tischler-Handwerk zählt. 38 Prozent der Betriebe bewerten ihre Geschäftslage mit „gut“, und weitere 54 Prozent sind mit ihr zufrieden. Foto: HWK/pp/Agentur ProfiPress

Nirgendwo ist die Stimmung derzeit besser als im Ausbaugewerbe, zu dem auch das Tischler-Handwerk zählt. 38 Prozent der Betriebe bewerten ihre Geschäftslage mit „gut“, und weitere 54 Prozent sind mit ihr zufrieden. Foto: HWK/pp/Agentur ProfiPress

Festzuhalten bleibt allerdings, dass unabhängig vom Niveau des Zufriedenheitsgrades alle Gewerke eines gemeinsam haben: In allen Gruppen ist der Anteil an zuversichtlichen Einschätzungen verglichen mit dem Frühjahrswert 2013 gewachsen. Den stärksten Anstieg hat es mit +35 Prozentpunkten im Kfz-Gewerbe gegeben, danach folgen die Gesundheitsgewerbe mit +25 Prozentpunkten.

Bezogen auf das gesamte Handwerk im Kammerbezirk, kann von einer spürbaren Winterdelle im Auftragsbestand keine Rede sein: Mit 77 Prozent lag der Anteil an Handwerksunternehmen, die eine gestiegene oder eine stabile Kundennachfrage meldeten, sogar um zwei Prozentpunkte höher als in der Herbstumfrage. Bei einem Fünftel sind die Auftragsbücher voller als zuvor und 57 Prozent hatten eine gleich starke Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen. 23 Prozent der Unternehmen verzeichneten Auftragsrückgänge. Für die kommenden sechs Monate ist die Zuversicht groß, denn 85 Prozent rechnen mit steigenden oder stabilen Auftragseingängen.

Umsätze und Preise sind stabil

Der Gesamtumsatz folgt dem starken Aufwärtstrend bei der Auftragsentwicklung: 71 von 100 Betrieben konnten in den vergangenen sechs Monaten entweder ein Umsatzplus erzielen oder ihr erreichtes Niveau beibehalten. Mit einer weiteren Umsatzsteigerung in den kommenden Monaten rechnen 23 Prozent der Chefs, 60 Prozent sind sich sicher, das erreichte Umsatzniveau beibehalten zu können.

Die Verkaufspreise sind für handwerkliche Produkte und Dienstleistungen mehrheitlich stabil geblieben (bei 69 Prozent der Betriebe). Ein Fünftel konnte aufgrund der erhöhten Nachfrage nach seinen Leistungen, aber auch wegen gestiegener Preise bei Material, Energie und Vorprodukten, höhere Preise bei den Kunden durchsetzen. 11 von 100 Chefs mussten Nachlässe gewähren.

Die Investitionsneigung ist deutlich größer als zum Zeitpunkt des Vorjahres. Von insgesamt 76 Prozent der Betriebsinhaber haben 18 Prozent mehr Geld in die Hand genommen und weitere 58 Prozent investierten ungefähr die gleiche Summe in Maschinen, Gebäude und weitere Ausrüstung. An dieser Situation soll sich auch im kommenden Halbjahr nichts Wesentliches ändern. 12 Prozent wollen mehr Geld investieren und 65 Prozent möchten die bisherigen Investitionssummen beibehalten.

Das Beschäftigungsklima hat sich über die Wintermonate mit minus vier Prozentpunkten auf hohem Niveau leicht verschlechtert. 82 Prozent der Firmeninhaber haben in den vergangenen sechs Monaten ihre Teams entweder verstärkt (14 Prozent) oder stabil gehalten (68 Prozent); 18 Prozent trennten sich von Fachkräften. Dieser hohe Beschäftigungsstand soll nach Einschätzung der Meisterbetriebe in den kommenden Monaten beibehalten beziehungsweise leicht ausgebaut werden: Neun Prozent werden weitere Fachkräfte einstellen und 81 Prozent wollen die Zahl ihrer Mitarbeiter halten.

Der Nachwuchs fehlt

Zum 31. Dezember 2013 waren insgesamt 2.465 neue Lehrverträge und damit 3,1 Prozent oder 80 weniger als zum Zeitpunkt des Vorjahres bei der Handwerkskammer eingetragen. Sie rechnet wegen der positiven Konjunkturdynamik für das Jahr 2014 mit rund 2.410 neuen Vertragsabschlüssen. In der Stellenbörse der Kammer und ihrer Tochter QualiTec GmbH sind aktuell mit 828 freien Stellen 31 mehr als zum 31. Dezember 2013 gemeldet. Die Suche nach versierten Gesellen wird immer aufwendiger, denn der Markt an guten Fachkräften ist in der Region nahezu leergefegt. Die meisten freien Stellen gibt es in den Sanitärbetrieben (91), in den Elektroberufen (88), im Tischlerhandwerk (64), für Kraftfahrzeug- und Nutzfahrzeugmechaniker (63) und bei Friseuren (51).

Die Stimmung in den Handwerksbetrieben zwischen Selfkant und Weilerswist so gut wie zuletzt in den Boomzeiten nach der Wirtschaftskrise 2008. Foto: pp/Agentur ProfiPress

Die Stimmung in den Handwerksbetrieben zwischen Selfkant und Weilerswist so gut wie zuletzt in den Boomzeiten nach der Wirtschaftskrise 2008. Foto: pp/Agentur ProfiPress

Im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt hat sich die Zahl der eingetragenen Betriebe um 144 (+0,9 Prozent) erhöht. Den größten Zuwachs verzeichnete die Städteregion Aachen (+109 insgesamt, davon 41 in der Stadt Aachen und 68 im Altkreis Aachen). Im Kreis Heinsberg gab es mit -17 den stärksten Rückgang.

Insgesamt gäben die Ergebnisse der Konjunkturumfrage keinen Grund zu klagen, im Gegenteil, zieht Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Peter Deckers eine positives Fazit: „Wenn nun noch die Große Koalition ihre Entscheidungen auf Bundesebene mit ökonomischem Weitblick fällt, dann sollte 2014 ein gutes Jahr für das Handwerk im Kammerbezirk werden.“

pp/Agentur ProfiPress


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Autor(in): Klaus Schäfer
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